USE Union Sozialer Einrichtungen gGmbH | 10115 Berlin
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Wer sich als Malermeister in Potsdam aufstellt – sei es als Berufsanfänger, als ambitionierte Fachkraft mit Blick auf einen Wechsel oder einfach mit einer Portion Neugier für das Handwerk – betritt einen Arbeitsbereich, der so alt wie die Fassaden mancher Villen in Babelsberg ist, und gleichzeitig eigensinnig modern. Klingt widersprüchlich? Vielleicht. Aber nichts ist starrer als das Bild vom Maler, das viele noch aus Omas Erzählungen kennen. Die Wahrheit: In Potsdam wird längst nicht mehr nur gestrichen – hier wird gestaltet. Und manchmal auch jongliert: mit Erwartungen, Kundenwünschen, Zeitdruck und dem eigenen Ideal von sauberer Arbeit.
Manchmal frage ich mich: Ist das hier in Potsdam ein besonders eigenwilliges Pflaster für Malermeister? Die Antwort: ja und nein. Einerseits gibt es diese denkmalgeschützten Prachtbauten, deren Sanierung Fingerspitzengefühl und einen respektvollen Blick für historische Details verlangt. Wer sich mit Kalkfarben, Lehmputz oder Stuckrestauration auskennt, findet hier eine Nische, die andernorts schnell fehlt. Andererseits wächst Potsdam, und die Neubauten schießen forsch aus dem märkischen Sand. Dort sind Geschwindigkeit und Effizienz gefragt – Spachteln, Grundieren, Farbe in Rekordzeit. Manchmal fragt man sich: Geht da nicht die Kunst verloren? Doch das Paradoxe ist: Wer fair rechnet, weiß, dass sich in der Region gerade daraus spannende Chancen ergeben. Wer das Alte kann und das Neue versteht, ist nicht austauschbar. Jedenfalls selten.
Kommen wir zum eher spröden, aber nun mal entscheidenden Thema Geld. Mögen es manche verschämt behandeln, im Alltag zählt der Stundenlohn. In Potsdam liegt das Einstiegsgehalt für Malermeister meist bei etwa 2.800 €, ambitionierte Leute mit Verantwortung oder Spezialwissen können durchaus die Schwelle von 3.300 € bis 3.700 € erreichen. Natürlich gibt es – wie immer – Ausreißer nach unten wie nach oben. Wer sich aufs Altbausanieren spezialisiert oder Spezialtechniken beherrscht, kennt die Rechnung: Auftraggeber sind bereit, gutes Geld zu zahlen, wenn die Expertise stimmt und der Zeitdruck ruft (fragt man in der Branche, hört man das oft: „gesehen, genommen, gezahlt“). Aber klar ist auch: Wer gerade erst von der Gesellenstelle zur Meisterprüfung aufgestiegen ist, reibt sich an den Preisen der Konkurrenz. Auftragsschwankungen gehören dazu, ganz gleich ob Fassadengestaltung in Bornstedt oder Wohnungen in Schlaatz – Unsicherheit bleibt manchmal, egal wie fest das Jahr geplant ist.
Was viele unterschätzen: Technische Neuerungen sind längst kein Fremdwort mehr, auch dann nicht, wenn Spachtel, Pinsel und Farbrolle nach guten alten Zeiten klingen. Digital gesteuerte Farberkennung, innovative Oberflächentechniken, umweltfreundliche Beschichtungen – in den letzten fünf Jahren ist da ordentlich Bewegung reingekommen. Es gibt Betriebe, die setzen längst auf emissionsarme Produkte, auf Wärmedämmkomponenten und ausgefeilte Energiesparanstriche. Nicht zu vergessen: Die Kunden in Potsdam kommen inzwischen mit einer Mischung aus Nachhaltigkeitsgefühl und Pinterest-Ideen um die Ecke – „kann man das ökologisch und trotzdem stylisch?“ Wer da immer noch nur Altweiß und Raufaser im Kopf hat, wird schnell zum Zaungast der eigenen Branche.
Letztlich, und das ist vielleicht der Kitt, der das Ganze zusammenhält: Es bleibt ein Handwerk, das so persönlich und nahbar ist wie sein Meister. Klar, manchmal steht man auf dem Gerüst und fragt sich, wieviel Baustellenstaub die Lunge noch verträgt. Aber dann wieder dieser Moment, wenn eine Villa nach der Sanierung dasteht wie frisch geboren, und die Bauherren grinsen wie Schulkinder. Manchmal reicht das. Manchmal fragt man sich aber auch, ob die nächste Generation das noch will – oder ob alles im Mainstream der Generalunternehmer und Großprojekte untergeht. Noch aber ist in Potsdam genug Platz für Charakterköpfe mit Pinsel, Know-how – und einer Portion Sturheit. Mehrfach erlebt. Und ehrlich: Ohne die käme das Stadtbild ganz schön blass daher.
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