Saint-Gobain Weber GmbH | Niedersachsen, 23539 Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern
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Zeiner Malermeister GmbH | 20095 Hamburg
Saint-Gobain Weber GmbH | Niedersachsen, 23539 Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern
Zeiner Malermeister GmbH | 20095 Hamburg
Manchmal frage ich mich, wann ich das letzte Mal ein Haus am Klughafen entlang gelaufen bin, ohne zu prüfen, wie ordentlich die Fassade instand gesetzt ist. Berufskrankheit, klar. Als Malermeister in Lübeck kann man nicht einfach abschalten. Wer diesen Weg einschlägt – ob als frischgebackene Fachkraft, nach Jahren irgendwo zwischen Aushilfe und Alleskönner oder als Suchende mit Lust auf Neuanfang – dem wird: Dieser Job ist mehr als bloß Streichen. Und das meine ich weder romantisch noch ironisch.
Was viele unterschätzen: Der Beruf fordert technisches Know-how ebenso wie ein Gefühl für Ästhetik und – oft übersehen – handfeste betriebswirtschaftliche Fähigkeiten. Es reicht eben nicht, mit Pinsel und Rolle umgehen zu können. Die Mischung ist herausfordernd: Am Vormittag Wände im Altstadthaus restaurieren, nachmittags eine Beratung für energieeffiziente Fassadensysteme geben, zwischendurch das Team anleiten. Und irgendwann – keine Ahnung ob bei Kaffee oder Zigarettenpause – die kommenden Wochen durchrechnen. Läuft es gut? In Lübeck sind die meisten Malerbetriebe noch bodenständig aufgestellt, viele inhabergeführt, zum Teil über Generationen. Aber der Wind hat sich gedreht.
Der Fachkräftemangel? Ja, den gibt’s auch hier – vielleicht nicht so dramatisch wie in den glitzernden Großstädten, aber spürbar genug, dass Spachtel und Schleifklotz im Betrieb nicht lange ungenutzt bleiben. Wer frisch einsteigt, merkt schnell: Eigeninitiative wird geschätzt, aber auch gefordert. Die Arbeitstemperatur im Team ist meist norddeutsch zurückhaltend, aber ehrlich. Wer kann und will, darf Verantwortung übernehmen. Und – nicht zu verschweigen – das Gehaltsniveau liegt in Lübeck im Einstiegsbereich zwar oft „nur“ bei rund 2.800 €, steigert sich aber mit nachgewiesener Erfahrung und Zusatzqualifikationen auf Werte zwischen 3.200 € und 3.700 €. In sehr selbstständiger Position, und mit klarem Blick für Wirtschaftlichkeit, geht’s auch darüber hinaus. Wer vorhat, nur mal reinzuschnuppern – viel Spaß mit den Spachtelmassen! Es ist kein Beruf für Zauderer.
Natürlich, der Alltag bringt auch seine Eigenheiten: Die Altbauten an der Trave, viele unter Denkmalschutz, verlangen Sorgfalt. Mal eben „moderne Optik“ draufklatschen? Ausgeschlossen. Zusammenspiel mit Behörden, Restaurierungsauflagen, allergisch reagierende Eigentümer – das volle Programm. Technologische Entwicklungen greifen dennoch ein: Im Bereich Wärmedämmung, nachhaltige Materialien oder digitale Aufmaßtools passiert einiges, was vor zehn Jahren fast schon undenkbar erschien. Lübeck, traditionell eher hanseatisch behäbig, entdeckt nach und nach das Potenzial moderner Techniken. Die junge Generation? Teils wissbegierig, teils irritiert von der Zähigkeit klassischer Abläufe. Aber Veränderung ist spürbar – in der Einstellung zu energetischer Sanierung, zu Lösungen bei Feuchtigkeitsschäden, zum Wert einer guten Vorarbeit. Wer als Berufseinsteiger mitdenken kann, argumentieren – ja, auch mal widersprechen –, der wird gebraucht. Ehrlich gesagt: Ich hätte mehr Auseinandersetzung in meinen Anfangsjahren vertragen können.
Was Lübeck ausmacht? Es ist diese Mischung aus Alt und Neu, aus Bewahren und Erneuern. Für den Malermeister heißt das: Flexibilität bleibt keine Option, sondern Überlebensstrategie. Die Fortbildungslandschaft – von speziellen Techniken wie Lasur und Stuck bis zu Digitalisierungsangeboten in der Werkstatt – wächst langsam, aber immerhin. Neue Ansätze für Arbeitsorganisation, Nachhaltigkeit, ja selbst „Smart Paint“-Lösungen finden ihren Weg auch hierher, wenn auch mit Verzögerung. Und wer meint, der Beruf sei in drei Sätzen erklärt, irrt gründlich: Die Balance zwischen Handwerk, Kundenpsychologie (ja, die gibt’s!) und betrieblicher Kalkulation verlangt manchmal mehr als einen schnörkellosen Spruch zum Feierabendbier.
Vielleicht bin ich zu streng. Aber für alle, die einsteigen wollen – oder sich fragen, ob der Wechsel nach Lübeck lohnt: Es ist Handwerk mit Charakter, Eigenverantwortung sowieso, aber auch mit dem Potential, Altstadt und Moderne zusammenzubringen. Man muss nur bereit sein, wirklich Farbe zu bekennen. Im eigentlichen wie im übertragenen Sinn.
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