Bilfinger SE | Frankfurt am Main
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Manchmal wünsche ich mir, der Begriff „Maler Lackierer Korrosionsschutz“ hätte mehr musikalische Leichtigkeit – so ein bisschen italienischer Operndrang, ein Hauch „La Traviata“, wenigstens etwas Glamour. Aber Pustekuchen! Wer in Wiesbaden – zwischen nobler Altbau-Fassade und matschiger Großbaustelle – mit dem Farbeimer hantiert, weiß: Das hier ist kein Pinsel-Schwingen für Hobbyisten. Es ist Handwerk, wie es im Buche steht; mit all den Brüchen und dem Aufwand, den Außenstehende regelmäßig unterschätzen. Und, ja: Es ist ehrlich. Wer also auf der Suche nach Sinn, Stabilität oder dem Duft nach frischer Farbe ist, wird hier fündig – aber nicht ohne Gegenwind.
Oberflächlich betrachtet, wirkt das Berufsbild glasklar: Streichen, Tapezieren, Schleifen, Grundieren, Lackieren – ja, auch mal Fassadenkletterei oder Spezialaufträge am Industrieobjekt. Aber halt! Die Sache mit dem Korrosionsschutz ist mehr als ein Nebensatz im Arbeitsvertrag. In Wiesbaden, wo Rheinluft, Feinstaub und wechselnde Wetterlagen ihren Tribut fordern, geht es längst nicht mehr nur darum, die Wand bunt zu bekommen. Eisenbahnbrücke, Sportstadion, Altbau – hier zählt, wie lange Metalle durchhalten, bevor der Rost sie aufrisst. Das heißt konkret: Spezialbeschichtungen, komplexe Oberflächenvorbereitung – und ein Mindestmaß an Chemieverständnis, sonst kommt der nächste Auftrag doppelt. Glauben Sie mir: Niemand will zurück zum Anfang, nur weil bei der Grundierung jemand gespart oder geschlampt hat.
Viele glauben immer noch, man brauche nur einen stabilen Arm und ein Gefühl für Farben. Klar, solide Handarbeit gehört zum Geschäft – aber die Schnittstelle zur Technik wird oft unterschätzt. Wer sich heute als Berufseinsteiger, Quereinsteiger oder berufserfahrener Sprayer fragt, wie es mit den eigenen Chancen steht: Die Wahrheit? Die Nachfrage ist stabil. Wiesbaden setzt auf Sanierung, Erhalt, Transformation. Kaum ein kommunales Bauprojekt, bei dem nicht nach guten Malern und Lackierern gesucht wird – gerade im Bereich Korrosionsschutz. Heißt im Klartext: Wer die relevanten Zertifikate mitbringt, um mit modernen Lacken, Spritzsystemen oder gar „intelligenten“ Beschichtungen zu hantieren, hat ein Faustpfand. Und wer mal an einem acht Meter langen Stahlträger im Nieselregen gestanden hat, weiß, warum hier nicht jeder anpacken will.
Manchmal begegnet mir der Satz: „Das ist doch bloß Malen, was kann daran schon schwer sein?“ Da atme ich meist tief durch. Die Praxis sieht anders aus. Die Arbeitszeiten sind oft wenig glamourös (Stichwort: Baustellentakt), dazu kommen Witterung, Trubel, Zeitdruck – und immer wieder diese speziellen Schutzmaßnahmen, wenn es um industrielle Korrosionsaufträge oder Schadstoffsanierungen geht. Wer hier nicht gewissenhaft arbeitet, riskiert nicht nur die eigene Gesundheit. Apropos: Das Gehaltsniveau in Wiesbaden? Einsteiger bewegen sich meist zwischen 2.400 € und 2.800 € im Monat, gut aufgestellte Fachkräfte, gerade mit Zusatzqualifikation im Korrosionsschutz, können durchaus 3.000 € bis 3.600 € erwarten. Sicher kein Millionärsleben – aber solide, mit Luft nach oben, zumal manche Betriebe Zuschläge oder regionale Prämien zahlen.
Was ich spannend finde: Der Beruf ist im Umbruch, auch in Wiesbaden. Neue Anforderungen, z. B. durch digitale Tönungssysteme oder nachhaltige Materialien, rollen an. Kommunale Großprojekte, denkmalgerechte Sanierungen und der „Run“ auf Energieeffizienz fordern neue Lösungen. Zeit, sich fit zu machen: Weiterbildungen zu Spritzverfahren, Oberflächenanalyse, Arbeitssicherheit oder sogar Drohneneinsatz zur Schadenserfassung boomen. Wer den Dreh raus hat, sichert sich nicht nur bessere Arbeitsbedingungen – sondern ist auch bei anspruchsvollen Auftraggebern gefragt. Natürlich, irgendwo bleibt ein Rest Erschöpfung, spätestens nach der fünften Wendeltreppe in einem Gründerzeitgebäude. Aber: Wer einmal sieht, wie aus einer windschiefen Baustelle ein funkelnder Neubau entsteht, merkt schnell, warum dieses Handwerk auch ein wenig süchtig macht. Oder bin das nur ich?
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