Maler Lackierer Jobs und Stellenangebote in Kassel
Beruf Maler Lackierer in Kassel
Zwischen Kalkfarbe, Klimawandel und Kasseler Klinker: Maler und Lackierer – ein Beruf am Übergang
Es gibt Berufe, denen eilt ein Image voraus wie ein Musterputz dem Altbauflur. Maler und Lackierer in Kassel – das klingt für viele erstmal nach Traditionshandwerk, etwas für Leute mit festem Händedruck und robusten Kitteln. Und sicher: Altbau gibt’s hier reichlich, manches Mauerwerk stammt noch aus der Zeit, als die Straßenbahn ihre ersten Runden drehte. Aber das Bild, das ich von der Branche im Kopf habe, ist alles andere als verstaubt. Eher wie ein altes Haus, dem gerade die Fassade aufgefrischt wird – Farbwechsel im Gange, Unruhe im Detail.
Alltag auf der Baustelle: Zwischen Präzision und Patchwork
Wer als Berufseinsteiger oder Fachkraft überlegt, in Kassel ins Maler- und Lackiererhandwerk einzusteigen oder den Arbeitgeber zu wechseln, trifft gerade auf einen Markt, der praktisch nach Händen ruft. Und zwar nach solchen, die mehr können als nur einen Pinsel schwingen. Isolation, energetische Sanierung, Schimmelschutz, Feinputz – das klingt technischer als so mancher glaubt. “Malen” ist da fast schon ein Euphemismus. Handwerkliche Routine ist das eine, ständige Weiterbildung das andere. Plötzlich klebst du nicht nur Tapeten, sondern verarbeitest Hightech-Dämmstoffe, hantierst mit Airless-Spritzpistolen oder mischst Antimykotika ins Streichwerk. Na klar, ohne Liebe zum Detail läuft hier gar nichts. Aber oft ist Improvisationskunst gefragt: Kasseler Altbauritzen sind launischer als Aprilwetter.
Regionale Besonderheiten: Kassel tickt anders
Was viele unterschätzen: Der Standort prägt das Handwerk fast so sehr wie die eigenen Malertechniken. Die Architektur in Kassel – ein Wildwuchs aus Gründerzeit, Nachkrieg und Gegenwartsmoderne – verlangt ein breites Können. Ein Tag hier, ein anderer dort: Reihenhaussiedlung draußen in Waldau, denkmalgeschützte Altbauten in der Südstadt, putzgesprenkelte Fassaden in Rothenditmold. Mittendrin große Baustellen: Wärmedämmprogramme, barrierefreie Umbauten, Fassadensanierungen. Wenn’s läuft, ist der Job alles, nur nicht monoton. Eher wie ein Stadtplan – verschachtelt, verwinkelt, überraschend.
Geld und Gesellschaft: Zwischen Wertschätzung und Wirklichkeit
Thema Gehalt, immer ein Dauerbrenner: In Kassel liegt der Einstieg meist bei 2.300 € bis 2.600 €. Mit ein paar Jahren Erfahrung oder Zusatzqualifikation sind durchaus 2.800 € bis 3.200 € drin, manchmal mehr, wenn Spezialkenntnisse im Energiesektor (Fassadendämmung, Sanierung) dazukommen. Aber ganz ehrlich: Die Wertschätzung für das Handwerk? Die schwankt. Mal gibt’s ehrliches Lob vom Bauherrn, manchmal wirst du behandelt wie Deko am Bauzaun. Dabei müsste jedem klar sein, dass hinter einer tadellosen Fassade und jeder sorgsam lackierten Tür mehr Fachverstand steckt als mancher Laie je ahnt. Oder, pointiert gesagt: Ohne uns bleibt jede Wohnung grau und jeder Rohbau roh.
Aufbruch oder Abgesang? Chancen und Stolperstellen
Manchmal frage ich mich, warum trotz der spürbaren Verknappung am Arbeitsmarkt nicht mehr junge Leute den Weg ins Malerhandwerk suchen. Die Aufstiegschancen sind da, sei es durch Weiterbildungen, Spezialisierung auf Techniken wie Fassadenrestaurierung oder gar den Sprung zum Vorarbeiter oder Meister. Auch der technologische Wandel ist längst angekommen – digitale Farbberatung, emissionsarme Lacke, smarte Materialien. Aber klar: Der Alltag bleibt körperlich fordernd, sporadisch auch chaotisch. Es ist kein Beruf für Leute, die nach Vorschrift und in immer gleichen Bahnen leben wollen. Wer sich hier einbringt, muss planen können – und sich dennoch auf das Ungeplante einstellen. Fachkräftemangel, wachsende Auftragsbücher, Bauvorschriften, das alles wirbelt den Alltag ordentlich durcheinander. Und trotzdem: Es gibt Tage, da steht man da, betrachtet eine fertige Wand und denkt – jetzt wird Kassel ein Stück bunter.