Lackmann Fleisch- und Feinkostfabrik GmbH | 77731 Willstätt
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Wer nach einer ehrlichen Bestandsaufnahme des Berufsalltags von Lebensmittelchemikern in Freiburg sucht, stolpert schnell über zwei Welten – die nüchternen Zahlen der Arbeitsstatistiken und das unruhige Flattern der persönlichen Erwartungen. Beides stimmt, manchmal auch gleichzeitig nicht. Ich kenne Leute, die vom ersten Tag an begeistert im Labor standen – und andere, die nach zwei Jahren Interner Auditierung dachten: Das war’s. Freiburg selbst? Kein schlechter Ort für Neuanfänge. Aber auch keine Spielwiese für Träumereien, wenn’s um den Berufseinstieg in die Lebensmittelchemie geht.
Die klassische Station im Leben eines Lebensmittelchemikers läuft, jedenfalls in Baden-Württemberg, oft über die städtischen oder staatlichen Untersuchungsämter – in Freiburg zum Beispiel das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt. Na ja, alles andere als ein Schaumlöffel-Job: Überwachung, Analytik, Risikobewertung. Streng genommen, irgendwo zwischen High-Tech-Spurensuche und bürokratischem Papierkrieg. Wer den Nerv für Grenzwerte, Gesetzesblätter und toxikologische Feinheiten hat, findet durchaus seinen Platz; aber ganz ehrlich – manchmal fragt man sich beim dritten Zucker- oder Pestizidgutachten am Tag, ob man nicht doch lieber Weinbauer im Kaiserstuhl geworden wäre. Für Wechsler mit industriellem Ehrgeiz wiederum bietet die Region die eine oder andere solide Adresse: Nachhaltige Lebensmittelproduktion, Pharma, auch die medizinisch-diagnostische Ecke wächst. Und in mancher Entwicklungsabteilung sitzen die Lebensmittelchemiker nicht nur am Probengläschen, sondern auch an ganz konkreten Fragen: Wie kriegt man einen veganen Ziegenkäse ohne seltsame Aromen hin? Gibt’s nicht? Gibt’s vielleicht doch bald, made in Freiburg.
Der Arbeitsmarkt in Freiburg? Ein irritierendes Phänomen. Einerseits immer wieder von Fachkräftemangel die Rede, gleichzeitig aber der Eindruck, dass die lukrativen Stellen – vor allem im öffentlichen Dienst – selten frei werden, weil kaum jemand freiwillig geht. Womöglich hält hier noch der berühmte alte Beamtengeist das Labor zusammen. Einstiegsgehälter bewegen sich meist zwischen 3.000 € und 3.400 €, in Ausnahmefällen auch darüber, aber das hängt stark vom Einsatzbereich ab. In der freien Wirtschaft lässt sich mit Zusatzqualifikationen und Erfahrung Richtung 3.800 € oder sogar 4.200 € steuern, wobei die Luft nach oben – sagen wir höflich – eher regional als wirtschaftlich begrenzt scheint. Die Lebenshaltung? In Freiburg an manchen Tagen teurer als in Stuttgart, dafür wächst das Bio-Gemüse quasi vor der Haustür, was auch nicht zu unterschätzen ist.
Eines sollte niemand unterschätzen: Die Sprache der Lebensmittelchemie dreht sich gelegentlich schneller als ein Bunsenbrenner. Zwischen LIMS-Systemen, Rückstandsanalytik und Validierungsschleifen kann es vorkommen, dass Neulinge mehr Zeit mit Protokollformaten als mit echter Forschung verbringen. Doch, was viele unterschätzen: Das macht einen selbst irgendwann zu einer Art Übersetzer – nicht nur zwischen Fachdaten, sondern auch zwischen Behörden, Verbrauchern und Industriepartnern. Und wenn dann zum dritten Mal die Frage aus dem Bekanntenkreis kommt, ob im Joghurt jetzt Mikroplastik oder doch heimische Algen sind, merkt man, wie sehr dieses Berufsfeld im Alltag angekommen ist. Das kann nerven – und motivieren. Je nach Blickwinkel und Tagesform.
Freiburg gilt als Öko-Hochburg, ja, schon seit den Zeiten, als hier die ersten Biosupermärkte aufmachten. Für Lebensmittelchemiker bedeutet das ein relatives Überangebot an ökologisch ambitionierten Kollegen, politischen Initiativen und alternativen Produkten. Regionaltypisch? Vielleicht sogar. Doch der Boom nachhaltiger Produkte bringt auch neue Herausforderungen: Wer die Rückverfolgung einer veganen Brotbackmischung durch internationale Lieferketten zieht, weiß, dass die Grenzen zwischen idealistischer Theorie und chemischer Realität dünner sind als angenommen. Die Region wird zum Experimentierfeld für neue Verfahren, von alternativer Konservierung bis zu neuen pflanzlichen Proteinquellen. Das eröffnet Chancen, verlangt aber Flexibilität. Und fragt manchmal auch: Wie viel Veränderung will ich, wieviel Stabilität brauch ich? Die Antwort, so ehrlich, wie es sie selten gibt: Sie fällt für jeden anders aus – vielleicht liegt gerade darin die Würze dieser Stadt und dieses Berufsfelds.
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