Simtra BioPharma Solutions | Halle (Westfalen)
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Simtra BioPharma Solutions | Halle (Westfalen)
Erstmal ehrlich: Wer am Stadtrand Hannovers auf dem Feld steht, ahnt kaum, wie viel analytische Routine und feinteilige Fachpraxis in diesem grün schimmernden Berufsfeld steckt. Landwirtschaftlich technische Assistenten – zugegeben, der Name klingt nach Laborstaub und Versuchsprotokoll, aber das Bild ist trügerisch. Zwischen Messlöffel und Maisblatt, Gewächshaus und Rechner schlängeln sie sich durch eine Nische, in der trockenes Know-how und feuchte Erde überraschend dicht beieinanderliegen. Was das im Alltag heißt, lässt sich schwer in einer Zeile zusammenfassen. Wer hier einsteigt, weiß das spätestens nach dem ersten, aus allen Wolken fallenden Wetterumschwung im April.
Hannover. Ein urbanes Zentrum, das trotzdem Platz lässt – für Landwirtschaft, Forschungszentren und alles, was sich dazwischen tummelt. Der Berufsalltag für Landwirtschaftlich technische Assistenten bewegt sich irgendwo zwischen industriegeprägter Laborroutine und Flächenversuch in Sarstedt. Gerade auf den Betriebsflächen der Region treffen kontrollierte Versuchsbedingungen auf völlig unkalkulierbare Variablen: Bodenproben, die nie zwei Mal gleich riechen; Pilzbefälle, die auch nach dem dritten Lehrjahr für Stirnrunzeln sorgen.
Was viele unterschätzen: Die Nähe zur Hochschule mit ihren Agrarfakultäten und das Wirrwarr aus Mittel- und Großbetrieben sorgt für einen ständigen Wechsel zwischen Hightech (Sensorik, Datenerfassung, Probenmanagment per Software) und bodenständiger Auswertung – irgendwo zwischen Reifenprofil und Pipette. Hannover bietet eine gewisse Dichte an Forschungsinitiativen, aber die Nachfrage nach Praktikern, die draußen mitdenken und drinnen präzise auswerten, bleibt konstant hoch. Wer also zwischen den Welten vermitteln kann, ist hier Gold wert. Oder sagen wir: Humus wert.
Die Erwartungen an Fachkräfte im Süden von Hannover unterscheiden sich spürbar vom spröden Bild, das einige Broschüren zeichnen: Gesucht sind heute Tüftler mit Ausdauer, lästige Protokolle inklusive. Draußen kann es windig, matschig, gnadenlos werden; drinnen verlangt die Laborleitung nach Daten, die auch nach der vierten Kontrolle noch stimmig aussehen. Mit stumpfem Abarbeiten kommt hier niemand weit. Mal ehrlich: Wie oft habe ich mich gefragt, ob diese eine Düngermessung den entscheidenden Unterschied macht? Mehr, als mir lieb ist.
Klar, nach Tarif blieben viele über den Daumen gepeilt bei einem Monatsverdienst von 2.300 € bis 2.900 €. Mit einiger Erfahrung, Spezialisierung (Stichwort Saatgutprüfung, Pestizidanalytik oder Versuchsanstellung) sind in Hannover auch 3.000 € bis 3.400 € möglich. Doch Geld ist nicht immer der größte Treiber – oft sind die Lernchancen und die Vielschichtigkeit der Arbeit das eigentlich Triftige. Was bringt es, wenn das Gehalt stimmt, aber jeder Tag nach Schema F abläuft? Eben.
Technologischer Fortschritt klingt verheißungsvoll. KI-gestützte Messgeräte, Telemetrie, Apps fürs Pflanzenmonitoring. In Hannover tauchen diese Themen im Arbeitsalltag häufiger auf als man denkt; der eine Laborleiter schwärmt, der nächste knurrt. Am Ende bleibt eine eigentümliche Zwickmühle: Einerseits wird die technische Umstellung enthusiastisch propagiert, andererseits fehlt es draußen am Feld manchmal schlicht an stabilem WLAN – selbst im Umland, Stichwort Funkloch, Sie wissen schon.
Und während die digitalaffinen Assistenzkräfte im luftigen Labor schon an der nächsten Software basteln, steht mancher Kollege mit wasserfestem Notizblock knietief im Lehm. Die Digitalisierung rollt langsam, aber sie rollt – und mit ihr die Vielfalt der Aufgaben. Wer sich ihrer nicht verschließt, kann seine Rolle aktiv gestalten. Ich kenne niemanden, der das Handbuch „Datenerfassung XXL“ von vorne bis hinten freiwillig durchgearbeitet hätte. Aber nötig wird’s manchmal trotzdem.
Ganz ehrlich: Wer als Neuling oder Quereinsteiger in Hannover in diesen Beruf einsteigt, sollte neben den fachlichen Basics mindestens eines mitbringen: eine wohldosierte Portion Pragmatismus. Probleme, die im Handbuch nicht stehen, werden früher oder später zum Tagesgeschäft. Und Routine – sofern sie existiert – wechselt hier gern mal die Gestalt: Heute Sortenkontrolle im Feld, morgen Proben ins Labor, übermorgen Fehlerprotokoll nachgebessert, das noch niemand kannte. Klingt beliebig? Mag sein, ist aber selten langweilig.
Mein Eindruck nach Jahren im Feld (und Labor): Wer sich auf die Eigenheiten der Region einlässt, mit Digitaltechnik Schritt hält und es schafft, sich nicht vom hannoverschen April mitreißen zu lassen, findet hier überraschend erfüllende Perspektiven. Die eigene Rolle wächst mit der Vielfalt der Aufgaben. Und schmutzige Hände… die gehören dazu. Oder etwa nicht?
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