Behörde für Umwelt,Klima,Energie & Agrarwirtschaft Institut für Hygiene & Umwelt | 20095 Hamburg
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Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft Institut für Hygiene und Umwelt | 20095 Hamburg
Behörde für Umwelt,Klima,Energie & Agrarwirtschaft Institut für Hygiene & Umwelt | 20095 Hamburg
Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft Institut für Hygiene und Umwelt | 20095 Hamburg
Hamburg, auf den ersten Blick ein Moloch aus Glasfassaden, Containerschiffen und S-Bahn-Gedränge – und dennoch, zwischen all dem Asphaltgeflecht finden sich verblüffend viele Orte, an denen Landwirtschaft auf Wissenschaft trifft. Dort kommt sie ins Spiel: die Spezies Landwirtschaftlich technischer Assistent. Kein schickes Image, selten mit Sektgläsern auf Galas gesehen, aber unverzichtbar, sobald es um echten Fortschritt im Agrarsektor geht. Immer noch unterschätzt, wenn man mich fragt – und das nicht nur, weil der Berufstitel schwer ins Kreuzworträtsel passt.
Wer Tütchen sortieren, Blätter pressen und Nährlösungen ansetzen für langweilige Montagsaufgaben hält, versteht wenig von der Dichte dieses Berufes. Landwirtschaftlich technische Assistent:innen bewegen sich tagtäglich zwischen Datenauswertung am PC und Probenahme im strömenden Regen – häufig beides am selben Tag, weil Zeitpläne im Labor selten Rücksicht auf Hamburger Schietwetter nehmen. Das Spektrum reicht von klassischen Bodenanalysen und Pflanzenschutztests bis hin zu molekularbiologischen Verfahren, etwa dem Nachweis von Gen-Sequenzen bei Raps oder Mais.
Die Aufgaben sind so bunt wie die Stadt selbst: Früh morgens im S-Bahn-Takt zum Gewächshaus im Süden, mittags ins Versuchslabor an der Alster, nachmittags vielleicht noch in den Elbmarschen eine Weizenparzelle begutachten. Mal denken, mal zupacken – und im besten Fall mit gesundem Pragmatismus. Ehrlich: Es gibt schlicht zu viele Unwägbarkeiten im Laboralltag, als dass rein akkurate Listenarbeit genügt. Wer bunte Fruchtfolgen und computergestützte Aufzeichnungsbögen schätzt, ist hier genau richtig.
Ein Klischee hält sich wacker: Hamburg – das wäre bloß Häfen, Kaufleute, Elbphilharmonie. Wer so denkt, unterschlägt völlig, dass der Hamburger Speckgürtel, aber auch Parks und urbanes Grün Forschungsreviere und Produktionsstätten sind. Und nicht zu vergessen: innovative Start-ups im Agrarbiotech, die in Wilhelmsburg oder Harburg wachsen wie Kresse auf der Fensterbank.
Das hat überraschende Folgen für die Assistenzberufe: Das Arbeitsumfeld ist heute oft hybrid – klassisches Labor fließt in die Pilotphase eines Vertical-Farming-Projekts, Feldbeobachtung kollidiert mit den Anforderungen der digitalen Sensorik. Ich habe manchmal den Eindruck, dass man in keiner anderen deutschen Großstadt so oft zwischen Hightech und Handschweiß wechseln muss wie hier. Zum Glück wird das meist von den Betrieben und Forschungsinstituten nicht nur toleriert, sondern erwartet. Wer darin keinen Reiz sieht, sucht sich besser ein ruhigeres Plätzchen.
Was dürfen Einsteiger:innen eigentlich erwarten? Mit einem Gehalt von etwa 2.300 € bis 2.800 € geht es los, abhängig davon, ob man bei einer öffentlichen Einrichtung, in der Privatwirtschaft oder im Bereich landwirtschaftlicher Laboranalytik anheuert. Mit Erfahrung – und sofern man sich in Spezialthemen (wie Bodenmikrobiologie, ökologischer Versuchsanbau, oder biotechnologische Verfahren) vertieft, sind in Hamburg durchaus auch 3.000 € bis 3.400 € drin. Nahe dran am wirtschaftlichen Durchschnitt, aber – Hand aufs Herz – niemand wird Landwirtschaftlich technische Assistent:in, um das schnelle Geld zu machen. Das klingt vielleicht bitter, ist aber realistisch.
Dennoch – oder gerade deshalb – bietet sich hier ein erstaunlicher Freiheitsgrad: Viele schätzen die Möglichkeit, sich in fachlicher Nische zu behaupten, Weiterbildungsmöglichkeiten zu nutzen (zum Beispiel in der Phytopathologie oder Umweltanalytik) und dennoch pragmatisch zu bleiben. Ein stückweit Selbstbestimmung im Arbeitsalltag, verbunden mit der Gewissheit, Teil einer kleinen, aber relevanten Gemeinschaft zu sein. Klingt pathetisch? Vielleicht. Und doch: Ein gutes Gefühl, nach Feierabend den eigenen Anteil an einer Ernte, einer erfolgreichen Laboranalyse oder auch einfach an einem funktionierenden Team zu kennen.
Manchmal fragt man sich nach dem dritten Probenröhrchen, warum sich wohl mit allerhand Hightech der Nährstoffkreislauf nicht vollständig in den Griff bekommen lässt. Dann schaut man durch das Stereomikroskop und erkennt im Detail, was man im Großen nie ganz kontrollieren wird. Genau da liegt für mich der Reiz dieser Arbeit: Zwischen Genauigkeit und Unwägbarkeit, Laborideal und Feldrealität pendelt der Alltag. Und dabei ist Hamburg gewissermaßen Spiegelbild – nicht nur für Wandel, sondern für die Fähigkeit, als Landwirtschaftlich technische Assistent:in immer wieder neu zu denken. Wer sich darauf einlässt, wird vielleicht nicht reich, aber selten gelangweilt. Man glaubt gar nicht, wie sehr das zählt.
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