Simtra BioPharma Solutions | Halle (Westfalen)
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Manchmal muss man sich schon wundern: Da reden alle vom „digitalen Wandel in der Landwirtschaft“ – und am Ende steht man doch wieder mit beiden Gummistiefeln im Ackerboden. Wer glaubt, der Beruf des Landwirtschaftlich technischen Assistenten in Bielefeld sei ein steriles Schattendasein zwischen Messpipette und Excel-Tabelle, sollte dringend einen Tag rausfahren, wenn in Brake oder Ubbedissen die ersten Frischproben reinkommen. Das ist, was den Beruf so eigen macht: eine Gratwanderung zwischen Forschung, Routine und gelegentlichem Schlamm an den Schuhen.
Ein typischer Tag? Schön wär’s. Gefühlte drei Telefonate pro Stunde mit Landwirten, dann wieder im Labor – häufiger Mais, Weizen, gelegentlich Exoten wie Hirse. Bodenproben analysieren, Düngemittel auf ihre Verträglichkeit prüfen, Pflanzenschutzmittel dosieren (und dabei nie den neuen Öko-Standard übersehen, sonst gibt es Ärger aus dem Büro im zweiten Stock). Wer glaubt, hier herrsche reine Routine, missversteht die Dynamik: Die klimatischen Risiken der Region Ostwestfalen machen manche Testreihe plötzlich unvorhersehbar – der Feuchtigkeitsgehalt im Sommer, der Schneepilz im Herbst. Was viele unterschätzen: Viele Bielefelder Betriebe sind längst auf Präzisionslandwirtschaft umgestiegen, arbeiten GPS-gesteuert und mit Sensorik, was den Beruf enorm technisch auflädt. Man ist Laborant, Datenjongleur, manchmal Erklärbär, wenn’s um Methoden geht, die auf dem Land nicht immer auf Begeisterung stoßen.
Hand aufs Herz: Ein Job mit Zukunft? Es gibt Perspektiven, aber sicher ist hier wenig. Bielefeld – ja, ich weiß, die ewigen Witze – ist kein Agrarzentrum wie im Münsterland, aber durch die angrenzenden Flächen, die regionalen Institute, den Mix aus konventionellen und Biobetrieben ist die Nachfrage nach praxisnahen Fachkräften durchaus stabil. Die besten Chancen hat, wer flexibel genug ist, auch kleine Betriebe oder Forschungseinrichtungen für Versuchsreihen nicht als Karrierestolpern zu begreifen. Das Thema Tierwohl kommt dazu: Wer sich im Bereich Futtermittelanalyse auskennt, spürt die Effekte von gesellschaftlichen Debatten ganz konkret im Probenalltag. Aber: In den letzten Jahren ist das Angebot an Festanstellungen nicht explodiert. Viele Absolventen starten befristet, was Nerven kostet – und einen dazu bringt, im Team anzupacken, selbst wenn es mal wieder um die ungeliebte Spätwoche geht.
Gleich mal Klartext: Reich wird hier keiner, wohl aber solide bezahlt. Das Einstiegsgehalt liegt in Bielefeld meist zwischen 2.400 € und 2.900 €. Wer Berufserfahrung mitbringt, vor allem in Labororganisation, Datenmanagement oder Spezialanalysen, kann auf 3.100 € bis 3.500 € kommen. Spannend: Ökologische Schwerpunkte oder Know-how bei modernen Labormethoden öffnen auch Türen in kleinere privatwirtschaftliche Labore, manchmal überraschend lukrativ. Klar, ein Branchenwechsel bringt selten mehr – aber stur am Status quo festhalten? Wer’s mag.
Ich habe Kollegen erlebt, die nach fünf Jahren immer noch dieselben Analyseschritte abarbeiten – und irgendwann merken, dass die Automatisierung heimlich die Hälfte ihres Aufgabengebiets gefressen hat. Weiterbildung? Dringend. Gerade der Trend zu sensorgestützter Bodenanalyse, digital vernetztem Maschinenpark und neuen Nachweismethoden bei Pflanzenschutzmitteln hält den Upgrade-Druck hoch. In Bielefeld gibt’s Kooperationen zwischen landwirtschaftlichen Instituten und dem regionalen Handwerk, was praxisbezogene Fortbildungen sichert, insbesondere im Bereich Qualitätssicherung und Umweltmonitoring. Man sollte sich beizeiten tagesaktuelle Entwicklungen reinziehen, statt auf Routine zu hoffen – sonst übernimmt der Kollege Roboter die Nachtproben irgendwann.
Vielleicht klingt das alles nach durchwachsener Realität. Ist es auch. Landwirtschaftlich technische Assistentinnen und Assistenten sind in Bielefeld keine gefeierten High Potentials, aber sie sind die Schnittstelle, wenn es ernst wird – vom Datenmanagement bis zum Pflanzenbauversuch, mit der Extraportion Anpassungsfähigkeit. Wer neugierig bleibt, regional verortet, ab und zu über den Tellerrand schaut und die Eigenheiten Ostwestfalens nicht als Nachteil sieht, findet hier eine Nische. Und wenn am Freitagabend beim Auswaschen der Probengläser noch die Sonne über dem Teutoburger Wald steht, bleibt manchmal das Gefühl: Gummistiefel und Laborjacke – das passt doch besser zusammen als gedacht. Oder nicht?
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