Lackierer Spritzlackierung Jobs und Stellenangebote in Kiel
Beruf Lackierer Spritzlackierung in Kiel
Zwischen Spritzpistole und Meeresluft: Was Lackierer in Kiel wirklich erwartet
Man stelle sich einen typischen Morgen in Kiel vor: ein bisschen Gischt von der Förde, Windböen, die manchmal sogar den Kaffee vom Werkstatttisch fegen – und dazu der Duft von Lösungsmitteln. Klingt gewöhnungsbedürftig? Mag sein. Aber für Lackierer, genauer: Fachleute für Spritzlackierung, ist das Alltag. Und nur zur Erinnerung: Wer hier einsteigt, landet nicht in einer aussterbenden Zunft – immerhin zeigt der Bedarf an qualifizierten Händen und wachen Augen in den Werkstätten, Werften und bei den Fahrzeugbetrieben am Nordende der Republik seit Jahren eher nach oben als nach unten. Warum, das ist eine Geschichte für sich.
Kieler Besonderheiten: Zwischen Großschiffen, Windkraft und dem „Auto von Oma“
Was viele unterschätzen: Kiel ist nicht bloß eine verschlafene Hafenstadt mit Fährschiffen im Dauer-Pendelverkehr. Die lokale Industrie lebt von mehr als nur dem Blick aufs Wasser. Wer hier Spritzlackierer wird, wirbelt Staubschichten von Containern der großen Reedereien genauso auf wie bei Hightech-Bauteilen aus dem wachsenden Sektor Windenergie. Ob bei alten BMWs aus der Vorstadt oder den Fenstern der neuesten Luxusjachten – überall braucht es den gekonnten Umgang mit Lacken.
Der Arbeitsalltag? Manchmal Präzisionsarbeit unter Zeitdruck, manchmal Farbschlacht gegen den Rost. Der Kieler Ostseewind verweht dabei nicht nur Staub, sondern sorgt durch die salzhaltige Luft für seinen eigenen Rhythmus im Reparaturgeschäft. Der Bedarf nach haltbaren Beschichtungen ist dementsprechend hoch – das kann frischen Wind, aber eben auch Komplexität und (ja, das gebe ich zu) Frust ins Werkstattleben bringen.
Was wird verlangt? Fachkenntnis, Fingerspitzengefühl – und ein bisschen Dickköpfigkeit
Wer als Nachwuchskraft oder Wechselwilliger überlegt, in die Kieler Spritzlackierung einzusteigen, sollte sich nicht blenden lassen: Ein simpler Handwerkerjob ist das längst nicht mehr. Farbtonmessung mit Digitalscanner, schadstoffarmes Arbeiten mit Wasserlacken, Verarbeitung von karbonfaserverstärkten Teilen – und dann noch die alten Tricks, die einem kein Handbuch beibringt. Und: Sprachlosigkeit hilft wenig, denn regelmäßig muss vor Ort erklärt, abgestimmt und gelegentlich auch gestritten werden – mit Kunden, mit Kollegen, manchmal mit dem eigenen Perfektionismus.
Besonders reizvoll (so mein persönlicher Eindruck nach Gesprächen mit Betrieben in Gaarden und Mettenhof): Wer das technische Know-how mitbringt, steht selten lange ohne spannendes Projekt da. Der Arbeitsmarkt ist, salopp gesagt, auf Kante genäht – gute Leute sind knapp, und die, die bleiben, werden geschätzt. Fluktuation gibt’s, vor allem, wenn jemand nach Jahren das ewige Grau-in-Grau der Firmenhallen leid ist und raus ans Licht will. Kann man verstehen. Aber oft bleibt man dann doch – irgendwie passt das raue Klima eben zur Mentalität in der Werkstatt.
Gehalt und Perspektive: Viel Verantwortung, aber wo bleibt das Plus?
Jetzt mal Tacheles: Mit dem romantischen Bild vom Meister, der sein Handwerk „aus Berufung“ betreibt, kommt man nicht so richtig weit – zumindest nicht im Portemonnaie. Das Einstiegsgehalt für eine ungelernte Zusatzkraft liegt häufig bei 2.300 € bis 2.600 €. Wer nach abgeschlossener Berufsausbildung und etwas Erfahrung auftritt, findet sich oft zwischen 2.700 € und 3.000 €; mit Meisterbrief gibt’s meistens 3.100 € bis 3.600 € (und ja, Ausreißer nach oben sind selten, aber möglich). Rechnerisch klingt das nicht schlecht – praktisch findet man aber selten Einsteiger, denen gleich alle Türen offen stehen. Hier zählt Durchhaltevermögen.
Das Risiko? Es geht weniger um den „falschen“ Betrieb – die meisten arbeiten solide und nach Tarif –, sondern um den eigenen Ehrgeiz und Gesundheitsaspekt: Die Arbeit ist körperlich und anspruchsvoll für Lunge, Haut und Kopf. Wer sich fortbildet, z. B. auf alternative Lackiertechnologien, den Bereich Smart-Repair oder industrielle Großserienfertigung, erhöht seine Chancen. Die Digitalisierung? Kommt schleppend, hin und wieder spielt sie aber eine wachsende Rolle – vor allem bei Oberflächenprüfung, Dokumentation und Auftragssteuerung.
Kieler Luft macht kantig – und unabhängiger, als viele meinen
Warum also trotzdem Lackierer? Ich kann nur sagen: Die Mischung aus handfestem Beruf, technischem Anspruch und einem gewissen Kieler Dickschädel ist unschlagbar. Es gibt Arbeit, Abwechslung, manchmal Ärger, oft Spaß. Und immer wieder diesen Moment, wo ein fertig lackiertes Teil unter der Werkstattlampe glänzt wie ein Stück Zukunft.
Schwer zu erklären, aber genau hier zeigt sich das Besondere: Wer die Herausforderungen annimmt, profitiert – fachlich, menschlich, manchmal auch finanziell. Sicher, der Job macht nicht reich, aber unabhängig. Und in einer Stadt wie Kiel sind das keine leeren Worte. Manchmal genügt schon eine nach frischer Farbe riechende Brise, um zu merken: Hier zählt, was du kannst – und nicht, was du vorgibst zu sein.