Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main AG | 50667 Köln
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Es gibt Berufe, die haben diesen beiläufigen Ruf von „draußen arbeiten“ und „mit der Natur verbunden sein“. Klingt herrlich entspannt. Wer im Gartenbau als Kundenberater unterwegs ist, weiß aber: Entspannung ist hier meistens das, was im Kundengespräch ganz am Ende – wenn überhaupt – aufkommt. Gerade in Mönchengladbach, dieser Stadt zwischen alten Industrieadern, Wohngärten und überraschend viel Grün, trifft der Gartenbauberuf auf eigensinnige Eigenheime, kommunale Großflächen und all die Eigenarten der niederrheinischen Seele.
Ich könnte jetzt sagen: Wer gern mit Menschen zu tun hat und etwas von Pflanzen versteht, der findet hier seinen Platz. Viel zu kurz gegriffen! Klar, Beratung im Gartenbau – das klingt erst mal, als müsste man sich bloß zwischen Hortensie und Hainbuche entscheiden können. Aber das Berufsbild ist ein anderes Biest: Hier kommt betriebswirtschaftlicher Spürsinn zusammen mit botanischer Detailversessenheit – und das in einer Region, in der die Kunden mitunter ihre eigenen Vorstellungen von ästhetischer Grünpflege haben. Glauben Sie mir, der Dialog zwischen Fachrat und Kundenwunsch ist oft ein Boxkampf auf hohem Niveau. „Die Magnolie muss aber da hin!“ – Ja, wenn der Boden will. Und das Klima. Und das restliche Gartenleben auch.
Man möchte meinen, dass man für diese Arbeit als Kundenberater „einfach nur grün“ denken muss – aber nein: Wer hier bestehen will, braucht Fingerspitzengefühl, Pflanzenkenntnisse, technische Basics zu Bewässerung & Co., aber eben auch die Fähigkeit, Angebote klug zu kalkulieren, saisonale Trends abzuschätzen und mit wechselnden Materialpreisen klarzukommen. Kaum spricht jemand darüber, wie oft am Tag ein gut sortierter Gartenbaubetrieb in Mönchengladbach heute Preise nachjustieren muss – seit den letzten Jahren ist das manchmal ein Wettlauf gegen den eigenen Kalkulationsstand.
Was viele unterschätzen: Die Anforderungen an Beratung sind in einer mittelgroßen Stadt wie Mönchengladbach besonders bunt. Auf der einen Seite trifft man auf eingefleischte Schrebergärtner („Lassen Sie mich mal machen, ich weiß schon ...“) – auf der anderen auf Immobilienbesitzer, die von Null starten. Als Spezialist jongliert man mit lokalen Bodenverhältnissen, Klimatendenzen am Niederrhein (die sind – mit Verlaub – launischer als der April selbst) und den individuellen Vorstellungen der Kundschaft, was ein Garten eigentlich zu leisten hat. Dass Digitalisierung und moderne Technik dabei inzwischen eine immer größere Rolle spielen – Beispiel: automatisierte Bewässerung, digitale Planungstools – sei nur am Rand erwähnt. Oder besser: nicht unterschätzt.
Geld ist selten das alleinige Motiv für den Weg in diesen Beruf, aber es spielt natürlich eine Rolle, speziell für Einsteiger oder jene, die den Wechsel wagen wollen. In Mönchengladbach pendelt das Gehalt als Kundenberater im Gartenbau meist zwischen 2.400 € und 3.200 €, je nach Ausbildungsstand, Verantwortung und – ich sage es offen – Verhandlungsgeschick und Wetterfestigkeit. Nicht abschrecken lassen: Wer ambitioniert ist und Fachwissen, zum Beispiel für naturnahe Begrünung oder nachhaltige Flächenpflege, mitbringt, hat Chancen auf mehr. Allerdings: Die Lohnentwicklung hinkt, wie so häufig im grünen Gewerbe, dem Engagement manchmal hinterher.
Im Vergleich zu den Ballungszentren ist Mönchengladbach angenehm überschaubar. Manche sagen angestaubt – ich finde: bodenständig. Der Wettbewerb ist – noch – relativ entspannt, aber im Gegenzug ist die Kundschaft anspruchsvoll und teils erstaunlich fachbewusst. Man arbeitet häufig in kleineren Teams, oft mit direktem Draht zum Chef und kurzer Leine, was Entscheidungswege angeht. Das kann erfrischend sein, manchmal auch nervig. Eigeninitiative schlägt hier Hierarchie, aber dafür braucht’s eine selbstbewusste Haltung – und die Fähigkeit, auch mal Gegenwind auszuhalten. Wer mit dem Kunden fachlich auf Augenhöhe diskutieren und auch bei kritischen Rückfragen souverän bleibt, hat beste Karten.
Wer in den Gartenbau einsteigt – direkt nach der Ausbildung, aus verwandten Berufen oder nach der berühmten Sinnkrise des Bürosessels –, stellt schnell fest: Ohne regelmäßige Fortbildung bleibt man hier stehen. Die Themen – Biodiversität, nachhaltige Pflege, Klimawandel-Vorsorge, moderne Technik – ändern sich rascher als so mancher denkt. Und Minderwertigkeitsgefühle, weil die Branche angeblich „weniger Prestige“ hat? Pustekuchen. Wer morgens um halb acht schon die erste Beratung zu Dachbegrünung, Blühstreifen und Insektenfreundlichkeit absolviert, weiß: Gesellschaftliche Bedeutung hat dieser Job längst. Das kann einen stolz machen – und gelegentlich auch über die raue Realität auf matschigen Baustellen hinwegtrösten.
Manchmal frage ich mich: Warum tun wir uns das an, dieses Verschmelzen aus Handwerk, Beratung und – mal ehrlich – ein kleines bisschen Psychologie? Vermutlich, weil der Beruf etwas zurückgibt, das in vielen anderen Jobs Mangelware ist: sichtbare Veränderung und echte Zufriedenheit beim Kunden. Wer darauf Lust hat, kann in Mönchengladbach im Gartenbau froh werden – auch wenn der Weg dahin manchmal weniger makellos ist als der frisch geschotterte Gartenweg.
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