Krankenschwester Jobs und Stellenangebote in Wiesbaden
Beruf Krankenschwester in Wiesbaden
Krankenschwester in Wiesbaden: Zwischen Routine, Wandel und dem kleinen Rest Ehrgeiz
Manchmal, wenn ich durch die Gänge eines der Wiesbadener Krankenhäuser eile – ja, eile, „gehen“ tut hier keiner, jedenfalls nicht lange –, frage ich mich, was einen eigentlich dazu bringt, diesen Beruf zu wählen und, noch wichtiger, zu bleiben. Wer sich heute als Berufseinsteigerin oder Fachkraft nach neuen Wegen umsieht, stößt auf einen Arbeitsmarkt in Wiesbaden, der auf dem ersten Blick solide, auf dem zweiten aber vielschichtiger ist, als so mancher Ratgeber glauben lässt. Hier gibt es die Großen, die Uniklinik Mainz (die ja nur einen Flusswurf entfernt ist, aber dazu später), mittlere Häuser mit eigenem Charakter, und den berühmten Mix aus privater, konfessioneller und öffentlicher Trägerschaft. Welche Bedeutung das hat? Mehr, als man aus dem Lehrbuch kennt.
Der Arbeitsalltag hier hat sich verändert. Digitalisierung zum Beispiel. Klingt erstmal nach Papiertiger – bis man das 14. Mal die elektronische Patientenakte debuggen darf, weil das Aufnahmeformular im System hängt. Alteingesessene rollen vielleicht die Augen, doch für uns Jüngere ist das eher Alltag, mal Segen, mal Fluch. Das aktuelle Zeitgefühl in der Pflege? Weniger „White Silence“, mehr ständiger Geräuschpegel, auf Station wie im Kopf. Schichtdienst bleibt natürlich: Früh, Spät, Nachtdienst. Daran ändert auch die neuste Arbeitszeitsimulation nichts. Dennoch gibt sich die Branche Mühe, die Belastungen besser zu verteilen. Flex-Schichten, Springermodelle, Team-Workshops gegen das große Burnout-Gespenst. Klingt nach Experimentierfeld, ist es auch – aber eben eine Gelegenheit.
Apropos Gelegenheit: Das Gehalt. Es ist nie nur eine Zahl, es hat einen eigenen Nachhall. Wer in Wiesbaden ins Berufsleben einsteigt, landet derzeit meist bei 2.800 € bis 3.000 €. Klingt ordentlich, bis man die Wohnungsmieten am Stadtrand sieht – und beim Blick nach Frankfurt, wo man mit vergleichbaren Qualifikationen etwas mehr aushandeln kann. Im öffentlichen Dienst, meist nach TVöD bezahlt, geht’s für erfahrene Kräfte knapper an die 3.400 € heran, mit Zusatzqualifikationen auch darüber. Private und konfessionelle Häuser bieten oft individuelle Extras, teils Boni bei Schichtübernahme, teils Fortbildungen, die auf die nächste Stufe vorbereiten. Eine Kollegin, die vor Kurzem auf Intermediate Care gewechselt hat, meinte: „Mit Weiterbildung reißt du irgendwann die 3.800 € – aber von allein kommt da nichts.“ Da ist was dran.
Was viele unterschätzen, gerade als Neueinsteigerin: Die sozialen und mentalen Anforderungen. Routine gibt’s in der Pflege keine. Oder besser: Sie wird immer wieder gestört – durch Angehörige mit besonderen Wünschen, durch plötzliche Notfälle, durch Umstrukturierungen, die irgendwo in der Verwaltung beschlossen werden. Teamklima in Wiesbaden? Manchmal exzellent, manchmal – wie soll ich sagen? – gewöhnungsbedürftig. Interkulturelle Vielfalt ist Alltag, nicht Ausnahme, und kommunikative Souveränität sollte man nicht mitbringen, sondern entwickeln wollen. Wer nicht gern im Team arbeitet, wird auf Dauer zermürbt – so ehrlich muss man sein.
Das Gute: Die Chancen, in der Region etwas aus sich zu machen, sind real. Mehr Fachweiterbildungen als je zuvor, etwa in Anästhesie, Onkologie oder Palliativpflege. Dazu Kooperationen mit Hochschulen für den Pflegestudiengang, die sich neuerdings auch in Wiesbaden etabliert haben. Und ja – das alles ruft nach Leuten, die nicht nur funktionieren, sondern ein bisschen mehr wollen. Ist das der Beruf mit den meisten Blumensträußen zum Dienstschluss? Eher selten. Ist es einer, der auch 2024 Substanz und Zukunft hat? Noch immer – vorausgesetzt, man akzeptiert, dass Ehrgeiz hier Hand und Herz zugleich fordert. Und manchmal braucht’s einfach nur gute Schuhe.