Ireks GmbH | 95326 Kulmbach
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Konditormeister – was für ein Wort. Eigentlich klingt es bodenständig, fast altväterlich. Doch in Nürnberg trägt es einen Beiklang, den man in vielen anderen Städten vergeblich sucht. Wer meint, hier wird nur der Zwetschgenkuchen aufgeschnitten und ab und zu ein Lebkuchen bestreut, liegt grandios daneben. Kaum eine Stadt ist so durchwirkt von süßen Traditionen, bei gleichzeitiger Experimentierfreude und – ja, sagen wir’s ruhig – einer Prise Ehrgeiz. Das ist kein ruhiges Fahrwasser. Eher offenes Meer. Aber dazu gleich mehr.
Wer als Berufseinsteiger oder wechselwillige Fachkraft überlegt, sich als Konditormeister in Nürnberg zu beweisen, der sollte eine gewisse Lust auf Vielfalt mitbringen. Nicht, weil das Handwerk hier so völlig anders wäre als anderswo – aber die Art, wie die Tradition auf Neuerung trifft, erzeugt Reibung. Klassische Rezepte, fundierte Technikkenntnisse (alles andere als Nebensache! Wer glaubt, Torten gelängen durch Gefühl und Vanillearoma allein, der unterschätzt die Präzision, die täglich gefordert wird) und ein feines Gespür für Trends gehen hier Hand in Hand.
Empathie zahlt sich aus. In einer Stadt, in der Familienbetriebe, kleine Start-ups und größere Bäckereien um Kundschaft ringen, ist Überblick gefragt: Wer seine Nische findet – „Clean Label“, vegane Pralinen, Handwerk in Perfektion? – der kann auch als Neuling schnell Verantwortung übernehmen. Und: Nürnberg ist nicht Berlin. Man muss manchmal Überzeugungsarbeit leisten, dass etwas Neues auch Bestand hat. Aber: Davon gehen die Türen manchmal auch schneller auf als gedacht. Wer hätte vor zehn Jahren geglaubt, dass glutenfreie Macarons in der Südstadt laufen?
Reden wir nicht drum herum: Die Gehälter im Konditorhandwerk sind kein Festschmaus – zumindest nicht im Verhältnis zum Aufwand. Für Berufseinsteiger ist mit etwa 2.400 € bis 2.800 € zu rechnen. Wer bereits als vollwertiger Konditormeister einsteigt und Verantwortung übernimmt (Teamleitung, Entwicklung von Sortiment, Einkauf), der sieht in Nürnberg in der Regel Gehaltsbereiche zwischen 3.000 € und 3.600 €. Klar, man liest auch von Ausreißern nach oben – aber die sind selten und meist festen Unternehmensstrukturen zu verdanken.
Was viele unterschätzen: Die Arbeitszeiten. Frühschicht um vier? Alltag. Wochenenddienste? Fast unvermeidlich. Wer allerdings einen Galgenhumor und ein Quäntchen Leidenschaft für die Morgenruhe mitbringt, der genießt oft die schönsten Sonnenaufgänge. Das ist nicht zwingend ein Trost, schon klar – doch ein Teil dieses Berufsgefühls, das manche seltsam beflügelt.
Technik? Ja, braucht’s! Digitalisierung ist längst mehr als ein Modewort, gerade, wenn der heiße Ofen mal wieder Ärger macht oder die Buchhaltung dank Cloudsystem nicht mehr im Schrank verstaubt. Je nach Betrieb begegnet man modernen Maschinen genauso wie liebevoll gepflegten Holzformen aus dem letzten Jahrhundert. Wer sich weiterentwickeln will, findet bei den Handwerkskammern und privaten Instituten ein solides bis durchaus kreatives Weiterbildungsangebot – von Schokoladen-Workshops bis zum Seminar zu veganem Backen. Die Offenheit für Neues, so mein Eindruck, wächst in Nürnberg beständig. Vielleicht, weil der regionale Wettbewerb nicht schläft. Oder einfach, weil sich die Kundschaft rasch wandelt.
Was nehme ich aus all dem für den eigenen Einstieg mit? Erstens: Wer Süßes liebt, braucht zumindest eine Prise Realismus. Die Liste der Herausforderungen ist lang. Schmale Margen, Personalmangel, Wandel im Verbraucherverhalten – von Inflation im Einkauf mal zu schweigen. Und trotzdem. Es gibt diese Momente, wenn eine perfekte Torte auf der Theke glänzt, die Kundschaft ein ehrliches Kompliment macht und das eigene Team in aller Stille zusammenhält. Ausgerechnet dann rückt das Gehalt für einen kurzen Moment in den Hintergrund. Wer darauf nicht verzichten will, sollte sich’s zweimal überlegen. Wer aber Freude an Gestaltung, solide technische Fertigkeiten und ein Gespür für Genuss mitbringt, findet wohl kaum einen abwechslungsreicheren Beruf. Zumindest in Nürnberg nicht.
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