Hotel Traube Tonbach Familie Finkbeiner KG | 72270 Baiersbronn
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Manchmal frage ich mich, ob Außenstehende wirklich ahnen, was hinter der glänzenden Theke in Freiburgs Lebkuchen-hightechmoderner Backstation oder verwinkeltem Café eigentlich abgeht. Verlockend, keine Frage: Der Duft von Butter und Karamell, kleine Kunstwerke, die fast zu schön zum Anbeißen sind – und dann, irgendwann, die unausweichliche Erkenntnis. Konditormeister zu sein bedeutet weit mehr als die Jagd nach dem perfekten Törtchen. Es ist – na ja, eigentlich ein vielschichtiger Spagat zwischen Handwerk, Führung, Kundenpsychologie und der Fähigkeit, bei all dem süßen Trubel auch mal ein ernstes Wörtchen mit der Bonität zu sprechen.
Wer nach Freiburg kommt, um als Konditormeister einzusteigen oder einen Wechsel zu wagen, sollte das sprichwörtliche Butterbrot nicht gleich an die Wand malen. Die Anforderungen sind bodenständig – und gleichzeitig, wenn man ehrlich ist, geradezu atemberaubend. Während andere nachts schlafen, stehen die Meister:innen oft schon vor Morgengrauen am Herd. Nun gut, Bäckerwitze verkneifen wir uns besser, aber das frühe Aufstehen gehört eben dazu.
Was viele unterschätzen: Die Arbeit am Handwerkstisch ist das eine. Dann kommt der „Papierkrieg“ – Kalkulation, Bestellwesen (Stichwort: Regionale Lieferkette! In Freiburg kein bloßer Marketinggag), Mitarbeiterführung und ein wenig Marketing in Eigenregie. Und dann ist da noch die unmittelbare Kundschaft – anspruchsvoll, individuell, manchmal, wie sagt man, ein bisschen speziell. Ohne Fingerspitzengefühl wird’s schnell klebrig – im übertragenen wie im wörtlichen Sinn.
Freiburg atmet Tradition – keine Frage. Gleichzeitig trifft man hier, öfter als anderswo im Land, auf neue Biokonzept-Läden, ambitionierte Start-ups, und den unermüdlichen Drang zu Nachhaltigkeit. Wer meint, der klassische Frankfurter Kranz sei „out“, irrt: Klar, vegane Feinkost, glutenfrei und regional-biologisch steigen spürbar im Sortiment. Aber, und das war mir anfangs gar nicht so bewusst, es ist oft die handwerkliche Exzellenz, die bei alledem den Takt vorgibt.
In Freiburg merkt man übrigens recht schnell, wie wichtig Regionalität geworden ist. Die Kundschaft schaut, woher die Himbeeren kommen, fragt nach Eiern aus dem Umland (besser: aus ökologischem Betrieb). Wer als Konditormeister nur Altbewährtes aus dem Lehrbuch serviert und den Trend zur nachhaltigen Herstellung ignoriert? Hat’s schwer. Wer dagegen kreativ ist und bereit, Techniken aus dem eigenen Portfolio zu mixen – also, durchaus auch mal französische Patisserie mit Schwarzwälder Boden zu vereinen – der wird seine Nische finden.
Ein schwieriges Thema, zugegeben. Über Geld spricht man nicht? In der Konditorei sollte man es lieber tun, sonst kann’s böse Überraschungen geben. So nüchtern die Zahl: In Freiburg bewegt sich das Einstiegsgehalt eines Konditormeisters meist zwischen 2.500 € und 3.200 € – je nach Betrieb, Position und Verantwortungsbereich. Wer zudem Verantwortung für das Personal oder das Gesamtsortiment übernimmt, sieht tendenziell etwas mehr auf dem Konto: Bis zu 3.600 € sind mit wachsender Erfahrung und betriebswirtschaftlichem Engagement absolut realistisch. Natürlich, private Betriebe und Start-ups schwanken, aber die Spanne trifft’s.
Was dabei gerne übersehen wird? Die Nebenschauplätze: hochwertige Zuschläge für Feiertagsarbeit, Köstlichkeiten „für den eigenen Genuss“ als Sachbezug, gelegentlich die Möglichkeit, eigene Produkte und Rezeptideen in die Auslage zu bringen. Klingt erstmal nach Kleinvieh, summiert sich aber.
Die Stadt bringt ihre eigene Dynamik mit. Einerseits dieser Drang zum Genuss, diese weltoffene Mischung aus badischer Gemütlichkeit und grünem Bewusstsein. Andererseits der stete Wettbewerb unter den Cafés und Konditoreien – wobei, ehrlich gesagt, manchmal ein bisschen zu viel vom „konkurrenzlosen Miteinander“ die Runde macht. Wer hier jedoch mit Leidenschaft, Verstand und handwerklicher Präzision arbeitet, kann sein Publikum finden.
Kein Grund zur Schönfärberei: Veränderungen sind Pflicht. Nicht jeder Boom überlebt den nächsten Food-Trend. Aber, und das sage ich aus Überzeugung, in Freiburg ist Platz für kreative Konditormeister, die Lust auf Innovation, Teamführung und eine Prise lokale Eigenwilligkeit haben. Wer das Süße im Leben sucht, findet hier mehr als Zuckerwatte. Aber klar – harte Arbeit ist der Sauerteig für jeden Erfolg.
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