CIGO Bruck | Kiosk | 82256 Fürstenfeldbruck
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CIGO Bruck | Kiosk | 85221 Dachau
CIGO Bruck | Kiosk | 82256 Fürstenfeldbruck
Lekkerland | 68159 Mannheim
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Wenn ich morgens am Hauptbahnhof stehe und sehe, wie die ersten Kunden beim Kiosk bereits auf ihr Heißgetränk warten oder der Zeitungskunde – meist derselbe, seit Jahren – seine „FAZ“ abholt, denke ich oft: Hier, am Kiosk, pulsiert eine ganz eigene Welt. Wer neu einsteigt oder mit dem Gedanken spielt, als Kioskverkäufer in Wiesbaden Fuß zu fassen, landet zwischen Tradition und Wandel. Und irgendwo dazwischen schwimmen auch die offenen Fragen: Warum tun sich Menschen diesen Job heute noch an? Gibt es Perspektiven – oder doch eher Sackgassen?
Kioskverkauf klingt simpel, zumindest von außen. Was viele unterschätzen: Der Job verlangt eine merkwürdige Mischung aus Geduld, Geistesgegenwart und, ja, manchmal auch Diplomatie. Morgens drängelt der Handwerker nach seinem Kaffee, mittags kommen Schüler auf der Jagd nach dem neuesten Eistee-Hype. Ach, und dann die Stammkunden mit knallharten Wünschen: „Zwei Schachteln davon, aber bitte nicht von oben!“ Der Job fühlt sich nach Routine an, doch dahinter lauert der ständige Balanceakt aus Warenmanagement, Kundennähe und Alltagskrisen (Lieferschwierigkeiten, Automatenstörungen, das ewige Wechselgeldproblem…).
Wer glaubt, Kiosk sei gleich Kiosk, war noch nicht in Wiesbaden. Irgendwie ist alles ein wenig „gentlemanlike“ – die Kundschaft anspruchsvoller, das Sortiment teils opulent. Feine Pralinen und Champagnerflaschen hinterm Tresen? Kein Scherz. Manche Kioske haben sich auf Bio-Produkte oder regionale Spezialitäten eingeschossen (fragt mal nach Bäckerbrötchen statt 08/15-Croissants). Dazu kommt: Die Mieten in innerstädtischer Lage treiben nicht nur Ladenbesitzer, sondern auch Angestellte zum Spagat. Wer als Verkäufer:in einsteigt, spürt schnell, dass Sozialkompetenz und lokale Sprachkenntnis hier Gold wert sind. Ich könnte mich irren, aber ich glaube, im Rheingauviertel wird Smalltalk sogar als heimliches Aufnahmeritual gehandelt.
Geld allein macht nicht glücklich – zumindest im Kioskgeschäft. Realistisch gesehen bewegt sich das Gehalt selten über die 2.200 € bis 2.700 €, je nach Lage, Öffnungszeiten und Verantwortungsbereich. Klar, es gibt Ausnahmen: Wer nachts arbeitet oder Zusatzaufgaben übernimmt, kann auf bis zu 3.000 € kommen. Wer jetzt die Augenbrauen hebt – ja, das Arbeitszeitmodell ist oft alles andere als familienfreundlich. Morgendämmerung bis Nachtschicht, Samstage inklusive. Nicht jeder kann oder will das ewig mitmachen. Aber: Wer Flexibilität und eine gewisse Nervenstärke mitbringt, hat’s leichter. Und manchmal fragt man sich – warum halten manche hier so lange durch? Vielleicht, weil sie die Nähe zum echten Leben und die Gespräche nicht missen wollen.
Digitalisierung – auch das ist in Wiesbaden nicht haltgemacht. Kontaktlose Zahlungen? E-Zigaretten-Angebote und Online-Lottoservice? Gehören in vielen Kiosken längst zum Alltag. Wer da steht und noch nie ein EC-Gerät bedient hat, lernt es, ob er will oder nicht. Der Nachteil: Fehler passieren, und zwar oft, wenn’s voll wird. Der Vorteil: Wer sich mit neuen Technologien anfreundet, ist begehrter – auch über längere Betriebszugehörigkeit hinaus. Noch kann kein Automat das verschmitzte „Na, wie läuft’s mit dem neuen Job?“ ersetzen. Vielleicht der letzte Trost für alle, die die Nase voll vom Bildschirm haben.
Ist das alles also nur ein Jobsurrogat für die, denen was Besseres fehlt? Nein, das greift zu kurz. Als Kioskverkäufer:in in Wiesbaden braucht man Ausdauer, ein waches Auge – und mehr Respekt, als das Image manchmal hergibt. Weiterbildung? Gibt’s, auch wenn die Auswahl überschaubar wirkt: Warenkunde, Kassensysteme, gelegentlich sogar Hygieneschulungen. Es bleibt eine Arbeit mit Herz (und Nerven) an vorderster Gesellschaftsfront. Wer’s aushält, wird zwar selten reich, aber reich an Geschichten – und ehrlich gesagt, das zählt doch auch, oder?
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