Aramaz Digital | 74072 Heilbronn
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
TMS Trademarketing Service GmbH | 55116 Mainz
TMS Trademarketing Service GmbH | 55232 Alzey
TMS Trademarketing Service GmbH | 55545 Bad Kreuznach
Aramaz Digital | 74072 Heilbronn
TMS Trademarketing Service GmbH | 55116 Mainz
TMS Trademarketing Service GmbH | 55232 Alzey
TMS Trademarketing Service GmbH | 55545 Bad Kreuznach
Die wenigsten Kinder in Mannheim träumen vermutlich davon, später hinter einer Kiosktheke zu stehen. Das Bild vom „Typen im Büdchen“, Zeitungen stapelnd, Kaffee im Pappbecher austeilend, wirkt zunächst unscheinbar. Doch wenn man genauer hinschaut – vielleicht mit etwas abgegriffener Realität als Filter –, dann erkennt man: Wer hier arbeitet, meistert einen Beruf mit ziemlich vielschichtiger Anforderung. Nicht jeder Mix aus Warenwirtschaft, Menschenkenntnis und täglicher Improvisation bekommt ein so krasses Korsett verpasst wie der Beruf der Kioskverkäuferin oder des Kioskverkäufers in einer Stadt wie Mannheim. Da geht es um weit mehr als Zigaretten, Lottoscheine und das gelegentliche „Kann ich’s anschreiben lassen?“.
Schichtbeginn morgens um sechs – meistens. Die Regale türmen: Kaugummi, Energy, Brötchen in Plastiktüten, daneben Zeitungen, die sich weniger verkaufen als vor zwanzig Jahren. Doch unterschätzen sollte man das alles nicht. Ein echter Kiosk in Mannheim – besonders rund um den Hauptbahnhof oder am Neckarau – ist ein sozialer Brennpunkt par excellence: Menschen aller Herkünfte, Stammkundschaft wie Laufkundschaft aus Büro, Universität, Industrie. Es braucht ein ausgewachsenes Bauchgefühl: Wer fragt da nach Schnaps um acht Uhr morgens? Wer handelt einfach gern? Und dann: Wechselgeld organisieren, Rechnungen sortieren, hat das Gesundheitsamt heute wieder eine Ecke zu bemängeln? Vier Handgriffe auf einmal, unfreundliche Gäste abfedern, dem Taxi-Fahrer kurz einen Plausch schenken – Multitasking ist hier keine Floskel, sondern Überlebenskultur.
Was viele unterschätzen: In Mannheimer Kiosken ist der Kassierer kein Automatenbediener, sondern Inventarverwalter, Konfliktlöser, Verkäufer, Callcenter und, wenn es ganz blöd läuft, Reinigungskraft in Personalunion. Körperlich ein eher unterschätzter Knochenjob – acht, neun, manchmal zwölf Stunden, viel im Stehen, ab und zu in kalter Zugluft. Wer nur Kassieren im Supermarkt kennt, wird staunen, wie schnell man hier ins Schwitzen gerät. Selbst nach mehreren Jahren merke ich: Freundlichkeit ist Gold wert, aber oft auch Verschleißmaterial. Das erfordert ein gewisses dickes Fell. Und Neugier. Offen für Gespräche – aber nie naiv.
Die knifflige Frage: Was verdient man hier eigentlich? Die Bandbreite ist – freundlich ausgedrückt – flexibel. Einstiegsgehalt? Meist irgendwo zwischen 2.100 € und 2.400 € monatlich. Mit etwas Erfahrung, Verantwortung für den Einkauf oder Zusatzaufgaben im Sortiment, lässt sich gelegentlich die 2.800 €-Marke knacken. Eher selten, aber möglich, abhängig von Öffnungszeiten und Umsatzlage. Wer sich für Nachtschichten oder Feiertagsdienste nicht zu schade ist – Respekt, das bringt manchmal Zuschläge. Aber vorsichtiger Tipp: Reich werden ist wirklich ein anderes Spiel.
In Mannheim gibt es den klassischen „Büdchen-Kosmos“ noch – vor allem in den Quartieren, wo Mietpreise steigen, aber Kneipen sterben. Klar, der Kiosk ersetzt für manche das Wohnzimmer: Man kennt sich, man grüßt, man tuschelt. Doch wer glaubt, das bleibt immer so, verpasst den eigentlichen Umbruch. Digitalisierung, bargeldloses Bezahlen, selbst Lieferdienste schielen bereits auf das Sortiment, das früher Kiosk-Hoheitsgebiet war. Ich habe erlebt, wie Kollegen mit Zettelwirtschaft und Taschenkasse plötzlich digitale Kassen aufdrücken mussten – eine Zumutung, aber inzwischen Alltag.
Man sollte sich nichts vormachen: Der Kiosk ist nicht glamourös – aber für viele in Mannheim ein „ehrlicher“ Job, zumindest solange man mit Routine, Menschen und Tempo umgehen kann. Statusängste helfen keinem, hier zählt Zupacken und ein bisschen Humor – nicht nur, wenn sich nachts das betrunkene Gruppenfoto auf die Theke legt. Am Ende geht es um einen Beruf, der alt aussieht, aber nie alt wird. In einer Stadt wie Mannheim kann man als Kioskverkäufer immer noch leben – darf aber nicht darauf hoffen, dass alles bleibt, wie es war. Und vielleicht ist genau das der Reiz: Ohne jede Planbarkeit auf der To-do-Liste, aber mit echter Nähe zu einer sehr eigenen, sehr bunten Stadt.
Das könnte Sie auch interessieren