COMBERA GmbH | 24103 Kiel
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Engel & Völkers - Zentrale - | 20095 Hamburg
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thyssenkrupp delicate GmbH | Schwerin
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Was ist eigentlich typisch Hamburg? Man könnte jetzt an die Landungsbrücken denken, den Fischmarkt, das unbeständige Wetter oder den trockenen Humor der Einheimischen. Mich interessiert aber, was geschieht, wenn all diese Faktoren auf etwa sechs Quadratmeter Ladenfläche treffen – wenn also jemand entscheidet, seinen Lebensunterhalt als Kioskverkäufer zu verdienen. Klingt zunächst nach Alltagsgrau? Weit gefehlt. Wer über diesen Beruf nachdenkt, landet bei einer erstaunlich lebendigen Mischung aus Routine, Improvisation und beinahe theatralischer Menschenbeobachtung.
Im Kiosk sind Schubladen eher das, was klemmt, als etwas, in das Menschen passen. Vom Morgengrauen bis in die tiefe Nacht sitzt (oder besser: steht) man nicht nur auf kleinstem Raum, sondern ist in der Regel auch Einzelkämpfer, Gesprächspartner, Schiedsmann, Lokalblatt-Archivar und Bonbonsommelier in einer Person – besonders im Hamburger Stadtteilkaleidoskop zwischen Grindel, Altona und Billstedt. Wer frisch einsteigt, merkt meist flott: Verkaufen ist die Grunddisziplin, ja, aber die eigentliche Aufgabe ist deutlich vielschichtiger. Ich persönlich habe selten mehr über menschliche Kurzdialoge gelernt als in diesen Räumen, vielleicht abgesehen von der Zeit in der Notaufnahme. Und etwas, das vielleicht unterschätzt wird: Es gibt keinen „Buchungsfehler-Modus“ – jeder bestellte Lutscher, jede versehentlich doppelt berechnete Tageszeitung fällt auf einen selbst zurück.
Hand aufs Herz: Der Beruf klingt niederschwellig – aber unterschätzen sollte man ihn nicht. Wer in Hamburg einen Kiosk betreibt oder als Verkäufer anheuert, braucht Nerven wie Drahtseile. Es geht nicht nur um den schnellen Wechselkurs zwischen Centstücken, sondern auch um das Fingerspitzengefühl bei Kundschaft und Behörden. In einer Stadt zwischen Elbe, Hafencity und Migrantenvierteln trifft man auf Spätkauf-Romantiker, Lotto-Millionenhoffende, Alltagsphilosophen in Gummistiefeln und den unvermeidlichen „Nur-mal-gucken“-Tourist mit 50-Euro-Schein. Die geduldige Balance zwischen Geduld und Klarheit – eine Disziplin für sich. Wer hier wackelt, bekommt’s irgendwann mit Hamburgs viel beschworener „direkter Ehrlichkeit“ zu tun; charmant, aber selten zimperlich.
Die Sache mit dem Geld. Ja – klar, in dieser Branche wird niemand auf der Reeperbahn goldene Kronkorken pflastern. Die Einstiegsgehälter bewegen sich in der Hansestadt meist zwischen 2.200 € und 2.500 € im Monat, je nach Tarifbindung, Schichtmodell und gelegentlichen Zuschlägen für Wochenendarbeit. „Spaß an Menschen“ als Gehaltsbestandteil? Vielleicht. Aber ehrlich gesagt: Wer sich weiterentwickeln will, fällt mit Routine allein auf die Nase. Wer mehr Verantwortung anstrebt, etwa für den Einkauf, den Tabakwaren-Bereich oder gar eine eigene Filiale, kann – mit etwas Glück und Hartnäckigkeit – bis zu 2.800 € oder in Ausnahmefällen darüber verdienen. Aber eben keine Luftschlösser.
Und wie schauts aus mit der Zukunft? Sind Kioske ein Auslaufmodell, verdrängt vom Onlinehandel und den Ketten? Nicht in Hamburg, zumindest noch nicht. Trotz Paketstationen an jeder Straßenecke und Liefer-Apps in Rucksackform setzt die Hansestadt auf Kiosk-Vielfalt – vielleicht gerade, weil der Kiosk eine Art soziologischer Schmelztigel ist. Was viele unterschätzen: Es gibt eine echte urbane Widerstandskraft gegenüber Einheitsbrei. Service-Apps, digitale Warenwirtschaft, kontaktlose Zahlung – alles im Kommen; aber solange im Schanzenviertel noch Heißhunger auf Matjes-Brötchen und Lottoscheine regiert, stirbt der lokale Kiosk nicht so schnell. Nicht mal unter Hamburger Nieselregen.
Jeder, der an einen Hamburger Kiosk denkt, sollte wissen: Das ist nicht (nur) Verkaufsarbeit, sondern ein Gesellschaftsspiel im ständigen Zwischenton. Für Berufseinsteiger oder Wechselwillige heißt das: vorbereiten, anpacken, flexibel bleiben – und sich nicht wundern, wenn nach dem dritten Feierabend ein „Moinsen“ schon mehr nach Zuhause klingt als nach Smalltalk. Ein ehrliches Handwerk, trotz aller Klischees. Oder gerade deswegen.
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