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COMBERA GmbH | 41061 Mönchengladbach
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Wer morgens auf den Bus wartet und dabei die obligatorische Bildzeitung, ein Käsebrötchen oder die süße Zigarette für später kauft, der begegnet ihnen: den Kioskverkäuferinnen und -verkäufern in Gelsenkirchen. Manchmal scheint es, als seien sie einfach da – ein fester Teil der Stadtlandschaft, von Bismarck bis Ückendorf, ohne großes Aufsehen. Doch so einfach das Bild, so vielschichtig der Alltag dahinter. Ich will versuchen, das einmal aus Sicht derer zu betrachten, die am Überlegen sind: Taugt das als Berufseinstieg? Lohnt sich der Wechsel? Was ist hier los hinter der staubigen Scheibe?
Machen wir es uns nicht zu einfach: Wer am Büdchen steht, macht mehr als nur Münzen zählen und Lottoscheine abscannen. Der Berufsalltag ist ein eigenartig geerdeter Mix aus Routine, menschlicher Interaktion und fein dosiertem Improvisationstalent. Wetten, dass in der Glückauf-Kioskreihe schon vor der ersten Zehnuhr-Brötchenlieferung mindestens zwei Stammkunden eine Lebensgeschichte erzählen wollen? Und ja, manchmal will man lieber die Tür abschließen und überhaupt nichts mehr verkaufen. Die Bandbreite der Aufgaben reicht vom aktiven Verkauf, der Sortimentspflege, dem Kassieren, der Beratung – über die Annahme von Hermes-Paketen – bis hin zum einsamen feierabendlichen Kassensturz. Klar, man muss rechtlich auf Zack sein (Jugendschutz beim Alkohol- und Tabakverkauf, Lottoauflagen, Hygieneverordnungen etc.), das wird oft unterschätzt.
Doch warum eigentlich Gelsenkirchen? Nun, die Dichte der Kioske ist hier eine ureigene Mischform aus Tradition, Nachbarschaft und rauem Ruhrgebietshumor. Die Laufkundschaft spiegelt die Stadt – manchmal ein wenig mürrisch, oft überraschend herzlich. Für Berufseinsteigerinnen und Berufswechsler: Hier merkt man schnell, dass die Menschen weniger „Kunde“, mehr Gegenüber sind. Es hilft, mit allen Wassern gewaschen zu sein (manchmal im wortwörtlichen Sinn). Flexibilität, Augenmaß, die Kunst, auch nach „Was kostet ne Kippe?“ noch freundlich zu bleiben – das ist gelebte Dienstleistung im Ruhrgebiet. Ich frage mich manchmal, ob das jeder so kann. Oder muss man dafür aufgewachsen sein mit Näschereien im Büdchen um die Ecke?
Finanziell gesehen – die Zahlen sind ehrlich gesagt so nüchtern wie der Morgenkaffee: Das Gehalt liegt meist zwischen 2.100 € und 2.500 €. Und ja – otto-normaler „Reich-werd-Job“ ist das nicht. Aber: Es gibt unaufgeregte Vorteile. Wer sich in einen festen Kiosk einarbeitet, kann durch Erfahrung und Engagement mehr Verantwortung übernehmen, manchmal den Schlüssel auch zum Stellvertreterposten oder zur Leitung bekommen. Und: Viele unterschätzen, wie wichtig eine zuverlässige Arbeitskraft bei der Betriebsführung ist. Wer zuverlässig ist, wird schnell unentbehrlich – besonders, wenn abends die Kassenabrechnung nicht zum Sudoku-Rätsel wird.
Technisch? Die Branche steht nicht still, auch wenn der Kiosk alt aussieht. Digitale Kassensysteme, Lotto-Terminals, Paketdienste, E-Payment – das „Büdchen“ ist digitaler, als viele meinen. Natürlich kann einen das anfangs erschlagen – aber so komplex, wie oft getan wird, ist das eigentlich nie. Ehrlich: Ein wenig technisches Geschick, die Bereitschaft, sich in Automaten oder neue Bezahlsysteme einzuarbeiten – und das läuft.
Was bleibt? Vieles, was einfache Antworten unmöglich macht. Kioskverkauf ist kein glamouröser Job, aber eben auch nicht der stereotype Sackgassen-Job, den viele vermuten. Man arbeitet mit – und manchmal auch gegen – die Menschen im Quartier. Wer hier beginnt, sollte Lust auf ein bisschen Eigenleben im Arbeitsalltag haben. Wen die ruppige Herzlichkeit nicht verschreckt; wer Geduld aus dem Ärmel schütteln kann und dem sonnigen wie dem grauen Gelsenkirchen etwas abgewinnt – der hat vielleicht am Verkaufsfenster mehr zu sagen, als man auf den ersten Blick sieht. Manchmal fragt man sich, wer hier eigentlich wen berät – aber so muss das wohl sein in einem Beruf, der so sehr Mensch ist, wie kaum ein zweiter im urbanen Alltag.
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