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Was schätzt man am meisten an diesem Job? Die Hände dreckig, der Kopf meist wacher als nach zwei Pötten Kaffee. Motorradtechnik in Mülheim – das klingt für die einen nach Nostalgie, für andere nach digitalem Kraftakt. Wer hier anfängt, landet selten zufällig in der Werkstatt mit den vielen Seitenschneidern und noch mehr Geschichten. Es braucht schon eine Vorliebe fürs Praktische, ein Ohr für Maschinen und, jawohl, ein gesundes Maß an Geduld für Kunden, für Kollegen – und den eigenen Ehrgeiz.
Man wird nicht Mechatroniker für Motorradtechnik, um reich zu werden. Davon später mehr. Aber eine Sache fällt auf: Wer hier in den Beruf startet, wird Teil eines Handwerks mit erstaunlicher Bandbreite – von computergesteuerten Diagnosen bis zum fast schon meditativen Tüfteln an alten Vergasern. Und dann steht da diese Suzuki, 25 Jahre alt, die jemand noch fährt, weil sie so „ehrlich“ klingt. Das ist Alltag, nicht Ausnahme.
Wann genau wurde eigentlich aus der simplen Motorrad-Schrauberei eine hochkomplexe Mischdisziplin? E-Roller sind längst stadtbildprägend, und die elektrische Superbike-Fraktion rollt zögerlich, aber immerhin, auf den Markt. In der Werkstatt heißt das: Multimeter raus, Laptops auf, „Früher war alles einfacher“ seufzen und dann Motorsteuergeräte updaten. Wer meint, dass sich das Handwerk nicht verändert, kennt Mülheims Betriebe schlecht.
Die Anforderungen steigen laufend, zumindest gefühlt. Moderne Abgasnormen, ABS-Systeme, Steuergeräte-Fehler auslesen – das ist längst Alltag. Das gilt genauso für klassische Benzinmotoren wie für immer smartere Elektroantriebe. Ausgelernt? Gibt’s nicht. Weiterbildungen sind hier keine Kür, sondern Überlebensstrategie.
Aber mal ehrlich: Die Mischung macht es. Wer technische Abwechslung sucht, findet sie sicher nicht im Fließbandjob, sondern genau hier – in der Ecke unterm Motorrad, zwischen digitalem Fehlercode und ölverschmierter Kette.
Und ja, drehen wir das Licht auf die Gehälter. Manchmal, wenn ich die Lohntabelle anschaue, packt mich der Ärger. In Mülheim liegt das Einstiegsgehalt meist zwischen 2.600 € und 2.900 €. Mit Erfahrung und passenden Zusatzzertifikaten lassen sich durchaus 3.000 € bis 3.500 € realisieren. Aber: Die großen Sprünge sind selten. Wer gern mit Zahlen jongliert und auf das große Geld aus ist, bleibt vielleicht besser im Büro.
Wirklich anerkannt fühlt man sich erst mit der Zeit – manchmal mehr von den Kollegen als von der Kundschaft, wenn wieder jemand den Preis für die Inspektion in Frage stellt. Manchmal fragt man sich: Warum eigentlich? Motorradmechatronik bewegt sich – technisch wie sozial – oft in der Nische. Aber diese Nische ist lebendig: Clubs, Schraubertreffen, Oldtimer-Veranstaltungen – in Mülheim kommt man schnell in Kontakt mit echten Motorrad-Enthusiasten. Wer zeigen will, was er oder sie kann, findet hier Verbündete, keine Sub-Unternehmer-Mentalität.
Was Mülheim speziell macht? Die Stadt lebt zwischen Tradition und Wandel. Alte Industriehallen stehen manchmal leer, aber daneben entstehen Werkstätten, in denen die E-Mobilität nicht nur Theorie ist. Gut, der eine oder andere Elektroscooter wirkt im grauen Ruhrpott noch wie ein Fremdkörper – trotzdem: Die Kunden ändern sich, und mit ihnen die Technik.
Was viele unterschätzen: Gerade in einer Region im Umbruch entstehen Chancen. Weiterbildungen beispielsweise im Bereich Hochvolttechnik, alternative Antriebe, Diagnosesoftware – das ist keine Raketenwissenschaft, aber eben auch kein Spaziergang. Wer flexibel bleibt, findet in Mülheim solide Betriebe mit Interesse an Nachwuchs. Saisonale Schwankungen gibt’s trotzdem, keine Frage. Im Sommer brummt der Laden, im Herbst ist’s schon mal ruhiger.
Ganz ehrlich: Wer als Berufseinsteiger oder wechselwillige Fachkraft überlegt, sich in Mülheim dem Motorrad-Handwerk zu widmen, sollte möglichst schnell die romantische Vorstellung ablegen, dass hier nur geschraubt, selten gelernt und nie diskutiert wird. Es braucht das Ohr fürs Komplizierte, die Hand fürs Praktische, manchmal ein dickes Fell – und ab und zu einen ironischen Spruch für die Kaffeepause.
Am Ende bleibt ein Beruf, der nie ganz Routine wird. Eine Stadt, die das Ringen zwischen Tradition und Neuerfindung täglich sichtbar macht. Und die Erkenntnis: Wer Motoren mag – die echten wie die elektrischen –, findet in Mülheim an der Ruhr noch genug zu tun, auf und abseits der Hebebühne.
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