d-kn GmbH | 50667 Köln
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Manchmal habe ich das Gefühl, kaum ein Beruf schwankt so sehr zwischen Romantik und Realität wie der des Kfz Mechatronikers für Motorradtechnik. Hier in Hagen, im Kreuzfeuer von Nostalgie und Moderne, begegnet man Tag für Tag genau dieser Mischung: Ölverschmierte Hände, das Prasseln auf’s Blech, aber auch Notebooks mit Diagnosesoftware – und irgendwo dazwischen die Frage, ob man das alles für 2.400 € oder für 3.100 € macht. Je nach Können, Betrieb und, Hand aufs Herz, auch nach Verhandlungsgeschick.
Woran denkt man, wenn’s um Motorradtechnik geht? Weniger an die Sachbearbeitersorgen vom Schreibtisch und mehr an kernige Typen, flinke Hände, vielleicht ein bisschen Benzingeruch und den Traum von Freiheit. Aber stopp: Das Bild ist längst komplexer. Die Motorradszene in Hagen ist kleiner als etwa in München oder Hamburg, aber dafür eigenwilliger – hier spielt die Nähe zum Sauerland eine Rolle, Kurven und Schraubermentalität inklusive. Werkstätten sind selten glattgebügelt, der Ton ist direkt, manchmal ruppig, aber meistens ehrlich. Wer frisch einsteigt, merkt schnell, dass neben Gefühl für Technik vor allem Anpassungsfähigkeit zählt. Viele Kundinnen und Kunden sind Stammgäste – und so ist die zwischenmenschliche Seite genauso entscheidend wie das technische Know-how.
Was viele unterschätzen: Elektronik ist längst Chef im Ring. Die Zeiten, in denen „nur“ der Vergaser zu reinigen war, sind vorbei – heute schleichen sich CAN-Bus-Systeme, Sensorik, Assistenzsysteme oder sogar erste Hybridantriebe in die Modelle. Hagen hinkt diesem Trend zwar technisch nicht hinterher, aber die Bereitschaft, sich regelmäßig upzudaten, ist hier kein Glamour, sondern Grundvoraussetzung. Es kommt nicht von ungefähr, dass viele Betriebe interne Schulungen fahren oder von den Herstellern gedrängt werden, den Wissensstand der Belegschaft halbwegs frisch zu halten. Wer als Berufseinsteiger denkt, die Ausbildung mache immun gegen Wissenslücken, irrt: gefühlt kommt jedes Frühjahr mit neuen Überraschungen – mal mit kapriziösen Steuergeräten, mal wieder mit einer unsichtbaren Macke im ABS.
Was das Gehalt betrifft – zwischen Theorie und Werkstattboden klafft mitunter eine Lücke. Die offiziellen Zahlen suggerieren oft einen glatten Schnitt, doch in der Praxis pendelt das Einkommen, wie erwähnt, zwischen etwa 2.400 € und 3.100 €. Einsteiger starten meist am unteren Ende, aber mit etwas Biss, gelegentlichen Überstunden und handwerklichem Geschick ist die Luft nach oben da. In inhabergeführten Werkstätten wird vereinzelt noch am Samstag geschraubt, während bei Filialisten striktere Arbeitszeiten gelten – jeder muss selbst abwägen, was ihm wichtiger ist: Flexibilität oder Planbarkeit. Mir war die Atmosphäre immer wichtiger als ein paar Euro mehr, aber das mag Geschmackssache sein.
Und wie sieht es mit Zukunftsperspektiven aus? Wenn man ehrlich ist, spricht nicht jeder hier gerne über Elektromobilität oder fahrerlose Technik. Viele Kunden hängen am klassischen Bock. Doch die Realität zeigt: Wer auf neue Motorentechnik, E-Bikes oder Motormanagementsysteme setzt und sich weiterbildet, bleibt gefragt. Weiterbildungsmöglichkeiten sind da – bei Herstellern, Verbänden oder im Rahmen von Zertifikaten. Hagen bietet im Vergleich zu den Metropolen vielleicht weniger Glamour, dafür jedoch ein überschaubares Netzwerk, das auf Qualität und Verlässlichkeit achtet. Wer sich reinhängt, kann im Tagesgeschäft viel lernen. Fragt man alte Hasen, erzählen sie weniger stolz von glänzenden Lebensläufen als von den Tücken knirschender Getriebe bei Minusgraden – oder der ersten selbstständig erledigten Motorinstandsetzung. Und ja, genau diese Geschichten sind es, die Spuren hinterlassen.
Vielleicht bin ich nicht ganz objektiv – aber Motorräder verleihen einem einfach ein anderes Gefühl von Handwerk. Und ob sie nun elektrisch summen oder mit sattem Sound bollern: In Hagen wird das nicht als Entweder-oder-Lebensstil gesehen, sondern als – tja – praktische Realität. Manchmal rau, gelegentlich trotzig, aber immer mit echtem Herz für Technik. Wer also denkt, der Job sei bequem, der täuscht sich. Wer das Abenteuer sucht, findet zwischen Ölwanne und Softwaremodul jedenfalls genug Stoff zum Lernen. Rückenschmerzen inklusive. Aber ehrlich: Das gehört dazu.
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