d-kn GmbH | 50667 Köln
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
d-kn GmbH | 50667 Köln
Es gibt Berufe, die riechen nach Öl, nach Freiheit und dem Krach eines startenden V-Twins – Kfz Mechatroniker für Motorradtechnik gehört dazu, zumindest hier in Essen. Wer denkt, das sei ein sterbender Beruf am Rande der großen Automatisierung, irrt. Im Gegenteil: Der Beruf ist vielschichtiger, ja, widersprüchlicher geworden – irgendwo zwischen Tradition und Technik, Profilstaub und Datenanalyse. Das klingt groß, ist aber in den Werkstattpausen oft das Gesprächsthema Nummer eins.
Wer einsteigt, lernt meist noch von einem, der das Schrauben – im besten Wortsinn – im Blut hat. Manchmal trifft man auf Kollegen, die Geschichten von wackeligen Simson-Zündungen noch abends beim Bier erzählen. Doch das Bild wandelt sich. ABS-Steuergeräte, elektronische Motormanagementsysteme, digitale Fehlerauslese – das ist Alltag heutzutage, und ich möchte wetten, das geht noch weiter. „Früher reichte der Torx, heute brauchst du ein Laptop“, hat letzthin ein Kollege gesagt, dabei die ölverschmierten Hände an der Jeans abgewischt. Stimmt. Was viele unterschätzen: Ohne den richtigen Umgang mit digitalen Systemen, ohne die Bereitschaft, sich auf neue Motorkonzepte oder selbst elektrische Antriebe einzulassen, ist man schnell abgehängt, auch – oder gerade – in Essen.
Die Zeiten, als Motorradtechnik nur ein Nebenarm des großen Kfz-Geschäfts war, sind ein bisschen vorbei – zumindest, wenn man den Betrieben hier im Ruhrgebiet glaubt. In Essen geht noch was in Sachen Zweirad. Die Nachfrage schwankt mit Wetter und Konjunktur, klar, aber die Zahl an spezialisierten Werkstätten hat sich in den letzten Jahren stabilisiert, einige sind sogar gewachsen. Beim Blick aufs Gehalt bleibt Zurückhaltung sinnvoll: Ein Einstiegsgehalt liegt meist zwischen 2.400 € und 2.700 €, mit ein paar Jahren Erfahrung und speziellem Know-how sind in einer etablierten Werkstatt aber durchaus 3.000 € bis 3.300 € möglich. (Und ja, ich weiß, für andere Branchen sind das keine Spitzenwerte. Aber wer wirklich brennt für das Thema, wird an anderer Stelle entschädigt. Dass man sich den Reichtum hier hauptsächlich in Glücksmomenten auf der Probefahrt verdient, versteht sowieso jeder, der seinen Job richtig macht.)
Viele wechseln aus der „normalen“ Kfz-Ecke rüber, suchen mehr Individualität, eine andere Art von Stolz. Und werden manchmal ernüchtert: Der Beruf fordert. Die Vielfalt der Modelle – von 80er-Jahre-Klassikern bis zur stromlinienglatten E-Maschine – setzt voraus, dass man nicht schläft. Motorradwerkstätten in Essen (und davon gibt’s einige, vom kleinen Familienbetrieb bis zur Vertragspartner-Kette) erwarten, dass man nicht bei jeder technischen Neuerung die Hände in den Schoß legt. Es mag altmodisch klingen, aber wer sich nur auf Routine verlässt, verpasst die eigentliche Dynamik: Luftgekühlte Boxer warten genauso wie elektronisch unterstützte Fahrwerke. Und die meisten Kundinnen und Kunden wissen sehr genau, was sie wollen – oder erwarten zumindest, dass ihr Schrauber es besser weiß. Das nervt manchmal, aber es hält wach.
Braucht es für diesen Job einen langen Atem? Absolut. Der Spagat zwischen Handwerk und vernetzter Technik ist größer geworden. Wer gerade erst anfängt oder sich neu orientiert, sollte das einplanen: Keine Nische für Menschen, die schnelle Routine suchen, sondern ein Feld für Leute, die Fragen lieben statt sturer Antworten. Weiterbildungsmöglichkeiten existieren, teils bei Herstellern, teils über spezialisierte Schulungen – ein Muss, ehrlich gesagt. Die Region Essen profitiert davon, dass Motorradkultur hier fest im Sattel sitzt. Aber genau das macht den Wettbewerb besonders: Wer nur das Minimum macht, bleibt irgendwann stehen. Veränderung ist hier Alltag, Überraschungen inklusive. So gesehen ist der Beruf Gegengift gegen Langeweile – mit gelegentlichen Kratzern, aber massivem Entwicklungspotenzial.
Ob Rollerspezialist, E-Motor-Feinjustierer oder kerniger Schrauber: Im Kern bleibt die Faszination am bewegten Maschinenleben. Essen ist keine Metropole für sonnige Saisonisten, sondern ein Ort für Leute mit Ausdauer, Leidenschaft und einer Portion Dickkopf. Klar gibt es bequeme Berufe – aber keiner riecht so wenig nach lebendiger Technik wie dieser hier. Wer sich drauf einlässt, wird vielleicht nicht reich, aber garantiert nicht blass. Und manchmal, nach getaner Arbeit, reicht ein Blick durch die offene Werkstatttür, um zu wissen: Genau das ist es. Oder?
Das könnte Sie auch interessieren