Corning GmbH | 67657 Kaiserslautern
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Mainz. Wer bei „Keramik“ nur an Teetassen denkt, ist hier ohnehin fehl am Platz – und ich meine das ohne jede Respektlosigkeit. In Mainz hat sich die Keramiktechnik, ja das Ingenieurwesen rund um Keramik, still und leise zu einer anspruchsvollen Nische gemausert. Nicht elitär, aber durchaus ein Berufsfeld mit Charakter. Es ist wie so oft: Man landet selten als „Keramikingenieur/in“ auf dem Grundschulwunschzettel, doch wer einmal in die Tiefe taucht, entdeckt Nuancen und Herausforderungen, an denen man wachsen kann – oder sich zumindest gründlich die Finger verbrennt.
Keramische Werkstoffe sind in Mainz alles andere als Museumsobjekte. Von der feinen Porzellantradition über Baukeramik bis hin zu Hochleistungskeramik für die Automobil-, Medizin- oder Energietechnik – die Bandbreite verblüfft immer wieder. Firmen wachsen hier zwar selten explosionsartig, aber sie wurzeln tief: Produktion, Forschung und Entwicklung gehen oft Hand in Hand mit mittelständischen Strukturen, die stolze Unikate der deutschen Ingenieurskultur sind. Wer glaubt, Innovation gäbe es nur im Silicon Valley, hat offenbar nie einen Mainzer Entwicklungslaboranten erlebt, der mit Herzblut daran tüftelt, wie man Bauteile für Wasserstoffspeicher noch bruchsicherer macht.
Ehrlich, manchmal fühlt sich der Beruf zwischen Labor und Fertigung wie eine Art moderne Alchemie an. Rohstoffe mischen, Sinterprozesse überwachen, mikroskopische Fehlerstellen erkennen – kein Tag gleicht dem anderen, auch wenn sich Außenstehenden gerne mal alles gleich anhört. Und ganz gleich, ob Neueinsteiger oder Quereinsteiger aus anderen Werkstoffdisziplinen: Ohne solides naturwissenschaftliches Fundament (Physik, Chemie – ja, schon wieder!) und eine Portion technisches Bauchgefühl verliert man schnell die Orientierung zwischen Phasenübergängen, Kornstrukturen und endlosen Messreihen. Manchmal fragt man sich wirklich: Braucht es dafür jetzt ein (halbes) Physikstudium oder eher gesunden Menschenverstand? Wahrscheinlich beides.
Und jetzt zum Thema, das viele bedrückt – oder zumindest latent interessiert: das Gehalt. Am Anfang können Berufsanfänger in Mainz häufig mit einem Einstiegsverdienst zwischen 3.100 € und 3.400 € rechnen. Klar, das sind keine Phantasiebeträge wie in der IT oder Pharmaindustrie – aber sicher auch kein Grund, beim Discounter die Billignudeln zu horten. Wer nach einigen Jahren Erfahrung und Spezialisierung an Produktionsprozessen oder in der Werkstoffprüfung arbeitet, kann sich durchaus Richtung 3.900 € bis 4.400 € bewegen. Es gibt Ausnahmen, aber wer glaubt, als Keramikingenieur würde man in Rheingold schwimmen, den möchte ich auf einen Kaffee ins Labor einladen – (Kaffeetasse inklusive).
Was in Mainz auffällt? Die Verwurzelung in der Region. Forschungseinrichtungen, kleine und mittelgroße Unternehmen, ein paar traditionsreiche Betriebe – die Wege sind meist kurz. Was viele unterschätzen: Die Durchlässigkeit zur angrenzenden Glasindustrie und zu Werkstoff-Zulieferern aus dem Rhein-Main-Gebiet ist enorm, und wer offen für Nebenschauplätze wie Umweltschutz, Additive Fertigung oder Baubiologie ist, wird überrascht feststellen, wie viel Bewegung in einem so grundsoliden Umfeld stecken kann. Mainz mag beim Thema Digitalisierung manchmal hinterherhinken, was administrative Prozesse betrifft (ich sage nur: Dokumentationspflichten), aber ingenieurtechnisch ist die Neugier da und damit genug Stoff für alle, die gerne zwischen Mikroskop und Produktionslinie wandern.
Ist alles Gold, was glänzt? Sicher nicht. Die Vielfalt an Weiterbildungsangeboten ist solide, aber auch nicht grenzenlos. Seminare zu modernen Sintertechnologien, Werkstoffanalytik oder Additiven sind da, man muss aber wissen, wonach man sucht und – ganz ehrlich – auch mal die Ellbogen einsetzen, um dranzubleiben. Ich habe den Eindruck, dass Quereinsteiger mit Erfahrung aus anderen Materialtechnologien oft einen kleinen Vorteil haben, weil sie sich flexibler anpassen. Aber das ist eben Mainz: Kein blinder Fortschrittsoptimismus, sondern die Lust, selbst mitzugestalten. Wer das nicht will, ist hier vermutlich falsch.
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