Weiss Technik GmbH | 20095 Hamburg
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Weiss Technik GmbH | 20095 Hamburg
Kiel, der raue Norden. Wind, Wasser, stetige Veränderungen – auch im Berufsleben. Wer als Keramikingenieur in dieser maritimen Stadt seine Zelte aufschlägt, entscheidet sich nicht nur für „irgendeinen“ technischen Beruf, sondern für ein Feld zwischen Tradition und Hightech, zwischen Forschungslabor und Fertigungshalle. Eigentlich erstaunlich, wie wenig Aufmerksamkeit dieses Segment bekommt, dabei steckt hier verdammt viel Musik drin – für diejenigen, die das Kleingedruckte erkennen und sich nicht mit Standardantworten zufriedengeben.
Was macht ein Keramikingenieur im Jahr 2024 eigentlich genau? Die Aufgaben changieren zwischen Stoffkunde, Prozessentwicklung, Qualitätsmanagement und – ja, ich wage es zu sagen – ganz schön viel Detektivarbeit. In Kiel bedeutet das konkret: An den Schnittstellen von Materialwissenschaft und Produktion bastelt man hier an außergewöhnlichen Lösungen – sei es für die maritime Wirtschaft, die bekanntermaßen (und nicht ohne Stolz) Teil des regionalen Selbstverständnisses ist, oder für die Medizintechnik, wofür in Kiel dank universitärer Forschungskooperationen ohnehin beste Bedingungen herrschen. Wer dabei an käsige Kaffeetassen denkt, ist schief gewickelt: Keramik gibt es heute als Supermaterial von Zahnimplantaten bis zum Motorgehäuse.
Die Kieler Region ist trotz – oder wegen? – ihrer überschaubaren Größe ein Beispiel für ein strukturell widerstandsfähiges Arbeitsumfeld. Keramikingenieur:innen finden Beschäftigung in industriellen Werkstoffenbetrieben, in spezialisierten Labors, beim Anlagenbau und, nicht zu vergessen, in forschungsnahen Einheiten, die erstaunlich locker mit den „Großen“ in Süddeutschland mithalten können. Zugegeben: Die Stellen kommen selten im Dutzend daher. Manchmal fragt man sich, ob die Norddeutschen ihre Jobs nicht lieber unter der Ladentheke verhandeln. Trotzdem: Wer den Fuß einmal drin hat, der findet eine bemerkenswert solide Perspektive.
Wer hier auf den schnellen Reichtum spekuliert, sollte vielleicht umschulen. Aber: Die Einstiegsgehälter bewegen sich in Kiel bei rund 3.200 € bis 3.600 €. Klingt unspektakulär? Mag sein, aber mit zunehmender Spezialisierung – insbesondere im Bereich High-Performance-Keramik, Prozessleittechnik oder angewandte Forschung – sind Sprünge auf 4.000 € bis 4.800 € im mittleren Erfahrungslevel keine Seltenheit. Entscheidend: Standortspezifische Aufstiegsmöglichkeiten (oft in Projekten statt auf aufgemalten Karriereleitern) und eine gewisse Resistenz gegen die Extreme konjunktureller Schwankungen. Hier oben an der Förde funktioniert das Credo „Stabilität vor Spektakel“ erstaunlich oft zum Vorteil der Beschäftigten.
Ich hab das Gefühl, die Kieler Keramikbranche wird außerhalb ihrer Fachzirkel oft unterschätzt. Dabei gibt es Argumente, die wirklich ins Gewicht fallen: Die Nähe zu universitären Forschungszentren (eine unterschätzte Ressource für technologieaffine Tüftler), kurze Entscheidungswege und die eigentümlich norddeutsche Mischung aus Understatement und Innovationsfreude. Andererseits – zu viel Romantisierung bringt auch nichts. Wer lieber in riesigen Konzernstrukturen auf Nummer sicher gehen will, wird in Kiel vielleicht den bestimmten „Buzz“ vermissen. Es gibt halt nicht für jede Spezialnische ein Start-up samt Dachterrasse.
Der Klassiker: Einmal Studium, immer safe – funktioniert hier nicht. Gerade bei neuen Werkstoffen, digitalen Fertigungsverfahren und umweltfreundlichen Produktionswegen verändert sich das Spielfeld nahezu jährlich. Kiel bietet dazu nicht nur Fachseminare an der Hochschule und Technologietransfer-Formate, sondern lebt vom regen Austausch mit angrenzenden Disziplinen: Ingenieur trifft Informatiker, Materialforscher begegnet Maschinenbauer. Das Ergebnis? Wer hier offen bleibt (und gelegentlich über den Kieler Tellerrand hinausblickt), kann seine Rolle als Keramikingenieur aktiv gestalten – statt irgendwann bloß Verwalter alter Patente zu sein.
Keramikingenieur in Kiel: Nischenberuf? Ja, vielleicht. Aber einer, der Substanz hat, selbst wenn der ganz große Glamour ausbleibt. Wer Lust auf eine spannungsreiche Mischung aus Tradition und Hightech hat – und sich nicht von ostfriesischer Sturheit (oder Kieler Gegenwind) abschrecken lässt – findet hier eine berufliche Heimat, die herausfordert, aber eben auch stützt. Ich selbst würde sagen: Kein Job für Anzugträger im Dauerpitch – eher was für Leute, die lieber schmutzige Hände und einen klaren Kopf riskieren.
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