DEUTAG Zweigniederlassung der Basalt-Actien-Gesellschaft | 17291 Falkenhagen
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Ardagh Glass Packaging | Neuenhagen bei Berlin
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Ardagh Glass Packaging | Neuenhagen bei Berlin
Wer sich als Keramikingenieur auf Berliner Pflaster wiederfindet, kennt das Gefühl zwischen den Branchenstühlen zu sitzen. Ich gestehe: Der Job ist gleichzeitig faszinierend und… nun ja, gelegentlich bizarr unterschätzt – ein bisschen wie das Material, mit dem hier täglich jongliert wird. Man arbeitet irgendwo zwischen traditioneller Werkstoffkunde, immer häufiger auch Nano- oder Medizintechnik, und der nüchternen Realität produzierender Betriebe mit ihrer ganz eigenen Handschrift. Berlin ist da kein stilles Labor, sondern ein aufgedrehtes Versuchsfeld. Was viele (noch) nicht wissen: Gerade in der Hauptstadt schiebt sich der Bedarf nach Spezialisten für keramische Materialien in Bereiche, die früher dem Aluminium vorbehalten waren oder heute als Hightech-Schmieden gelten.
Keramik, denken viele, das sei Ton, Vasen, Porzellan. Vielleicht mal ein Ofenstein. Ein Trugschluss. Wer einmal den Sprung aus der Uni in ein Berliner Unternehmen wagt, wird schnell eines Besseren belehrt: Die Palette reicht von emailliertem Fassadenmodul (ja, das gibt’s wirklich in Friedrichshain) bis zu präzisen medizinischen Implantaten – und neuerdings auch winzigen Komponenten für Mikroelektronik, gefertigt auf Reinraum-Niveau. Abgrenzung zur „klassischen“ Werkstofftechnik? Schwierig. Oft landet man in multidisziplinären Teams, muss sich mit glasartigen Schichten, biokompatiblen Keramiken oder sogar piezoelektrischen Bauteilen herumschlagen. Was bleibt, ist die Mischung aus kreativer Neugier und der nötigen Portion technischer Akribie – Situationen, in denen Versuch und Irrtum (fast) wie Methodenbezeichnungen klingen. Und nebenbei gesagt: Wer nur auf Schreibtischarbeit hofft, wird spätestens beim ersten Produktionsversuch eines Prototyps in Adlershof eines Besseren belehrt.
Wie steht’s um die Nachfrage? Schwankend – und trotzdem beständig. Große Chemie- oder Pharmafirmen entlang der Berliner Stadtautobahnen schielen schon lange auf innovative Werkstoffe. Der Haken: Viele Personalchefs wissen gar nicht so recht, wer mit keramischen Hybridbauteilen jonglieren kann. Manchmal wird man schief angesehen, als wäre man ein Keramikkünstler aus dem Prenzlauer Berg statt Ingenieur aus Charlottenburg. Trotzdem, die Zahlen sind ermutigend: Einstiegsgehälter rangieren aktuell recht stabil zwischen 3.200 € und 3.700 €, mit Ausschlägen bis über 4.000 €, falls man Erfahrung oder rare Spezialkenntnisse (beispielsweise in bioaktiven Glas-Keramiken) vorweisen kann. Nach ein paar Jahren – und mit der Bereitschaft, Verantwortung im Bereich Forschung, Prozessoptimierung oder Qualität zu schultern? 4.200 € bis 5.100 € sind keinesfalls utopisch. Der Haken: Nicht jeder Betrieb zahlt auf diesem Niveau; im mittelständischen Milieu und bei Start-ups heißt’s oft: Verhandlungsgeschick zeigen oder sich mit projektbezogenen Zuschlägen begnügen. Manchmal fragt man sich: Wer bestimmt hier eigentlich die Wertigkeit des Berufsbilds – die Faszination am Material, die Vielfalt der Branchen oder schlicht das Zahlenspiel in der Buchhaltung?
Was unterscheidet den Berliner Markt, wenn wir ehrlich sind? Erstens: keine gewachsene Industrie-Monokultur wie im Ruhrgebiet oder der Südpfalz. Die Projekte sind oft experimentell, Schnittmengen mit Forschungseinrichtungen riesig – der Technologietransfer zwischen Hochschulen, Start-ups und etablierten „Hidden Champions“ ist fast schon Berliner Normalität. Zweitens: kurze Wege, aber lange Entscheidungsprozesse. Wer flexibel bleibt, partizipiert an aktuellen Bewegungen etwa Richtung 3D-Druck, Funktionskeramiken oder nachhaltigen Baustoffen. Wer stur an althergebrachten Tonverfahren festhält… nun, der landet eher im Hobby-Atelier als im Hightech-Labor auf dem ehemaligen Flugfeld Tempelhof. Freilich, man muss sich gelegentlich gegen massive Vorurteile behaupten. Aber man gewöhnt sich daran, irgendwann sogar mit einem kleinen Grinsen.
Was bringt die Zukunft in puncto Entwicklung und Weiterbildung? Wer glaubt, in Berlin würden Fortbildungen für Keramikingenieur:innen vom Himmel regnen, wird enttäuscht. Ja, einzelne Seminare zu Spezialthemen – additive Fertigung, korrosionsfeste Spezialkeramiken, Nachhaltigkeit im Bauwesen – tauchen sporadisch auf. Aber: Viele Fähigkeiten werden wirklich on the job erlernt. Es zählt weniger das vermeintlich perfekte Zeugnis als die Bereitschaft, technologische Umbrüche vorzudenken, mit Skizzenblock und Simulations-Software gleichermaßen zu arbeiten und sich nicht zu schade zu sein, auch selbst mal im Labor die Ärmel hochzukrempeln. Kein Spaziergang. Aber eben auch keine Raketenwissenschaft – jedenfalls nicht immer.
Am Ende bleibt der Beruf des Keramikingenieurs in Berlin ein Stück weit das, was seine Produkte sind: eigenwillig, vielfältig, manchmal spröde, aber faszinierend in ihrer Kombination aus Robustheit und Innovation. Wer sich darauf einlässt, wird Berlin mit anderen Augen sehen – und hin und wieder feststellen, dass zwischen Porzellan und Hightech weit mehr Welten liegen, als es von außen den Anschein hat. Ob das den Alltag leichter macht? Wohl kaum. Aber irgendwas muss einen ja reizen, wenn man morgens in den S-Bahn-Zug zum Friedhof der Erfindungen – dem Berliner Gewerbegebiet – steigt.
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