Juwelier Rüschenbeck KG | 40213 Düsseldorf
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Juwelier Rüschenbeck KG | 40213 Düsseldorf
Gibt’s noch junge Leute, die freiwillig mit Lupenbrille, Öl und Pinzette hantieren wollen? Die Frage stelle ich mir nicht zum ersten Mal. Zwischen den Satire-Artikeln über TikTok-Karrieren und der ewigen „Mach was mit Medien“-Litanei wirkt der Beruf des Uhrmachers oder Juweliers in Wuppertal beinahe wie ein Anachronismus. Ist aber keiner, zumindest nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Branche schraubt schon lange nicht mehr am verstaubten Image von Omas Ketten und Opas Taschenuhren – und ist, mit Verlaub, alles andere als ein aussterbendes Handwerk. Nicht in Wuppertal.
Wer glaubt, dass der Uhrmacherberuf ein starres Korsett aus Tradition und Handarbeit ist, sollte mal einen Nachmittag in einer Wuppertaler Werkstatt verbringen. Ja, Staub und Feinstaub sind täglich Thema. Aber was viele unterschätzen: Es geht heute oft um komplexe Mikromechanik, Smartwatch-Module und Präzision, für die man ein halbes Physikstudium brauchen könnte – nur, dass man sich das Lernen eben praktisch erarbeitet. Die Juweliersbranche hats immerhin geschafft, teilweise aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen: Beratung auf Augenhöhe, individuelle Anfertigungen, Manufaktur statt Massenware. Die Kundschaft ist übrigens kein Museumspublikum, sondern querbeet – Studentinnen, frisch Verliebte, Sammlerinnen der alten Schule. Wuppertal – morbider Charme und bergische Eigenart inklusive – ist da ein eigenwillig reizvoller Spielplatz für Berufseinsteiger und Neugierige.
Wie sieht’s also konkret aus? Die Ausbildung zum Uhrmacher oder zur Uhrmacherin ist dicht getaktet – Werkstatt, Berufsschule, Praxis. Drei Jahre, die Disziplin kosten, Fingerfertigkeit sowieso und die Bereitschaft, sich auf minütliche Detailarbeit einzulassen. Der Verdienst? Sicher kein Jackpot, aber auch nicht der Hungerlappen-Status, den mancher vermutet. Im Wuppertaler Raum liegt der Verdienst für ausgelernte Uhrmacher meist zwischen 2.200 € und 2.700 €, mit Spezialisierung oder ein bisschen Meister-Ambition rutscht man Richtung 3.000 €. Wechselnde Tarifbindungen, ein paar schwarze Schafe – gibt’s wie eh und je. Wer als Juwelier einsteigt, bewegt sich in ähnlichen Bahnen, hängt aber oft noch mehr vom Kundenkontakt ab. Der Umsatz an sich schwankt: Jahreszeit, Inflation, Pandemie, Launen der Kundschaft – alles mit eingepreist.
Was viele unterschätzen: Moderne Uhrmacher und Juweliere stehen längst mit einem Bein im digitalen Zeitalter und dem anderen in jahrhundertalter Werkstattschule. 3D-Druck von Einzelteilen? Alltag. Kundenberatung mit Augmented Reality? Klingt nach Spielerei, ist aber in einigen Wuppertaler Betrieben schon Realität. Ich habe den Eindruck, dass gerade die Mischung Fachwissen und Offenheit für Neues die größten Chancen eröffnet: Wer bereit ist, sich auch mal an Reparaturen an elektronischen Modulen oder individualisierte Schmuckproduktion via CAD zu wagen, ist klar im Vorteil.
Warum ausgerechnet Wuppertal? Zwischen Talachse und Nordpark wird Handwerk anders belächelt – ein bisschen skeptisch, oft aber respektvoll. Die lokale Szene ist kleiner als in den Rheinmetropolen, aber nicht weniger anspruchsvoll. Viele Werkstätten sind seit Generationen am Ort, das bringt Stammkundschaft, aber auch die Erwartung, sich selbst weiterzuentwickeln. Weiterbildung? Da gibt es Angebote, die werden viel zu selten wahrgenommen: Fachspezialisierung auf antike Uhren (was tatsächlich boomt), Kurse zu neuen Technologien, nachhaltiger Goldverarbeitung oder gar Beratungskompetenz für Luxusuhren. Was in anderen Städten als Luxus gilt, ist hier oft pragmatisch, bodenständig, fast schon unter Wert verkauft. Und das ist keine Lobhudelei, sondern Beobachtung: Wer neugierig bleibt, das Handwerk ernst nimmt und sich nicht von „Old School“-Klischees abschrecken lässt, findet in Wuppertal eine stabile, ja fast familiäre Basis – keine Selbstverständlichkeit im heutigen Arbeitsmarkt.
Alles sprichwörtlich Gold, was glänzt? Bestimmt nicht. Der Beruf verlangt Geduld. Er fordert Konzentration, Sorgfalt und ein bisschen Sturheit; weder TikTok-tauglich noch für Sofort-Erfolg „made in Silicon Valley“. Wer aber gedanklich zwischen Präzision, Geschichte, Technik und echtem Kundendialog pendeln kann, ist bestens aufgehoben. Ich für meinen Teil bin immer wieder überrascht, wie viele Wege sich auftun, wenn man mit offenen Augen – und festem Werkzeug – ins Wuppertaler Uhren- und Schmuckleben einsteigt.
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