Gerhard D. Wempe GmbH & Co. KG | Hamburg-Altstadt
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Gerhard D. Wempe GmbH & Co. KG | Hamburg-Altstadt
Wer in Lübeck als Juwelier Uhrmacher durchstarten will – jung an Jahren, frisch umgesattelt oder gerade auf der Suche nach „mehr“ –, tut gut daran, zuerst die Eigenarten des Metiers zu greifen. Man könnte meinen, hier wird bloß geklöppelt, geschliffen, vielleicht gestanzt; aber nein, das wäre so, als wollte man den Geschmack von Marzipan auf die Farbe seiner Verpackung reduzieren. Das Handwerk verlangt echtes Fingerspitzengefühl. Präzision bis zur kleinsten Schraube, Geduld wie ein Franziskanermönch – und, ganz nebenbei, einen festen Kompass fürs Zwischenmenschliche. Nicht jeder, der schöne Dinge mag oder an alten Taschenuhren herumschraubt, ist auch gemacht für diese Mischung aus Stilleben und Schnellschuss, aus Tradition und Technik. Lübeck, diese Stadt, die Jahrhunderte eingewoben hat, eignet sich da als Bühne ganz besonders.
Ehrlich, was ich mir am Anfang verschätzt habe: wie unberechenbar der Arbeitsalltag schwanken kann. Morgens schleife ich an einem Verlobungsring, dessen Stein winziger ist als eine Erbse. Zwischendurch brummt der Laden, jemand will eine Reparatur, fragt zehnmal nach dem Preis – man wird geduldig, zwangsläufig. Die Werkbank sieht dann rasch wie ein kleiner Kriegsschauplatz aus: Halbe Uhrwerke, verirrte Zahnräder, Messschieber, die genau dann verschwinden, wenn man sie dringend braucht. Aber das ist der Kern: Keine Eintönigkeit, sondern ständiger Wechsel zwischen konzentrierter Feinarbeit und spontanem Beratungsgespräch. Wer Routine sucht, findet sie nur im unentwegten Infragestellen der Routine.
Manchmal höre ich aus dem Bekanntenkreis: “Wer kauft denn heute noch Schmuck beim Juwelier? Online geht doch alles viel billiger!” Ach ja – und doch, die Wirklichkeit ist nuancierter. Gerade Lübeck mit seiner Touristenflut, mit Menschen, die Entschleunigung suchen, wird zum Schaufenster gelebter Handwerkskunst. Hier zählt die Geschichte hinter dem Schmuckstück, das Ohr für feine Geschichten – und nicht nur der Preis. Der Konkurrenzdruck ist real, die Digitalisierung rollt wie eine Nordseewelle, aber sie spült nicht einfach alles fort. Wer bereit ist, sich fortzubilden – etwa über neue Legierungen, 3D-Modellierung oder die Pflege antiker Automatikuhrwerke –, der findet Nischen. Und das wissen die alten Füchse: Auch Reparaturen historischer Erbstücke garantieren gewisse Kontinuität, solange Wertschätzung bleibt.
Machen wir uns nichts vor: Das Gehaltsniveau ist solide, aber kein Versprechen auf Reichtum. Einsteiger starten in Lübeck meist zwischen 2.400 € und 2.800 €, mit einigen Jahren Erfahrung kann die Spanne auf 3.000 € bis 3.600 € klettern – Ausreißer je nach Spezialisierung und Verantwortungsgrad. Klar, von Investmentbankern sind wir weit entfernt. Aber das sollte keine Abschreckung sein. Wer Liebe zum Detail an den Tag legt, sich in smarte Technologien einarbeitet – etwa Laserlöten, computergestützte Entwurfsprogramme – und nicht davor zurückschreckt, sich mit anspruchsvollen Stammkunden auseinanderzusetzen, hat mehr Optionen, als das Klischee vom „altmodischen Uhrmacher“ suggeriert. Und, Hand aufs Herz: Die Freude, wenn ein altes Familienerbstück wieder läuft, ist nicht in Gehaltstabellen einzuordnen.
Lübeck ist keine Metropole, aber dennoch ein Hotspot für Kontraste. Man begegnet Tag für Tag Menschen, die Freude an Qualität haben, aber niemals das schnelle Geschäft suchen. Vielleicht macht genau das die Arbeit als Juwelier Uhrmacher hier so speziell – und, ja, anspruchsvoll. Etwas scheint mir wichtig: Wer jetzt neu einsteigt oder erwägt, die Werkbank gegen den alten Job zu tauschen, sollte Neugier, Anpassungsfähigkeit und eine tiefe Portion Respekt für die Geschichten hinter den Objekten mitbringen. Nicht jeder Tag glänzt wie Platin – aber wer dranbleibt, entdeckt Facetten, die in keiner Jobbeschreibung stehen. Ob das nun kitschig klingt? Mag sein. Es ist trotzdem wahr.
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