Juwelier Rüschenbeck KG | 40213 Düsseldorf
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Juwelier Rüschenbeck KG | 40213 Düsseldorf
Manchmal, wenn ich am Werkstisch sitze, frage ich mich: Ist das hier eigentlich noch ein klassischer Handwerksberuf – oder stehen wir schon mit einem Bein im Museum? Hagen, beschauliche Industriestadt am Rand des Ruhrpotts, ist jedenfalls kein schlechter Ort, um dieser Frage nachzuspüren. Die Ausbildungswerkstätten, in denen man als Juwelier Uhrmacher sitzt und millimetergenaue Mutproben an kleinen Zahnrädern vollführt, haben hier Vergangenheit – und, mit etwas Glück, Gegenwart.
Wer das erste Mal einen Uhrwerksdeckel aufschraubt, spürt schnell: Das ist keine Routinearbeit. Hier braucht’s Geduld, Fingerspitzengefühl – und einen Hang zur Perfektion, sonst dauert eine Revision länger als jede Hagen-Radtour im Dezember. Der Beruf selbst vereint gleich mehrere Disziplinen: Mechanik, Materialkunde, manchmal auch Psyche. Nicht zu vergessen: Kundengespräche, bei denen es selten nur um Zeiger und Werk geht. Sondern um Erinnerungen, Wertschätzung – und, ja, um ein bisschen Feinsinn im Alltag.
Viele sagen ja: „Wer trägt heute überhaupt noch eine analoge Uhr?“ Ehrlich? In Hagen erstaunlich viele – zum Geburtstag, zur Hochzeit oder, wenn Opa’s Taschenuhr nach fünfzig Jahren endlich neue Zähne braucht. Aber vergessen wir nicht: Reparieren, Batterien wechseln, Armbänder anpassen – das ist zwar Brot-und-Butter-Geschäft, aber längst nicht alles. Der Trend geht – nicht nur in den Altbauvierteln rund um die Elberfelder Straße – zur individuellen Beratung, zur Personalisierung von Schmuckstücken und Uhren, zur Pflege alter Traditionen inmitten moderner Schnelllebigkeit. Paradox? Vielleicht. Oder gerade deshalb.
Was viele unterschätzen: Die technische Seite des Berufs hat sich in den letzten Jahren kräftig erneuert. Wer hier einsteigt, sollte also keine Angst vor präzisen Werkzeugen, Lötstationen, Poliermaschinen – und digitalen Messgeräten haben. Reine Nostalgie hält keinen Laden mehr am Laufen, das weiß in Hagen inzwischen jeder Familienbetrieb. Apropos: Die klassische Kette – vom Seniorchef mit Werkstatt im Hinterzimmer zum lernwilligen Berufseinsteiger – bröckelt. Aber das ist kein Drama, sondern Gelegenheit. Wer mitdenkt, weiterlernt und offen bleibt für neue Fertigungstechniken, kann sich gezielt spezialisieren. Die Nachfrage nach handwerklicher Kompetenz ist zwar nicht explodiert, bleibt aber konstant – was immerhin verlässlicher klingt als die nächsten Tech-Startups in anderen Branchen.
Was wirklich zählt? Ganz nüchtern betrachtet: Die Bezahlung. In Hagen startet man als Juwelier Uhrmacher meist im Bereich von 2.400 € bis 2.700 €; mit Berufserfahrung und eingespielter Hand steigt das bis auf etwa 3.000 € bis 3.400 €. Klingt nicht nach Höhenflug, aber seien wir ehrlich – das Gehalt zieht keine Goldgräber an, sondern Leute mit Leidenschaft fürs Detail und die Geduld für Präzisionsarbeit. Eigenartig, wie viele das beim Einstieg unterschätzen. Im Gegenzug – das zeigt der Blick auf die Werkbänke in der Volme-Gegend – erwartet einen fast familiäres Betriebsklima, kurze Entscheidungswege (manchmal zu kurz!) und viel Spielraum, sich handwerklich auszutoben. Wer den Wechsel wagt, muss wissen: Der Apfel ist selten makellos, aber – beißt man einmal rein, spürt man, dass bei der Arbeit Zeit oft anders vergeht.
Was mich immer wieder überrascht: Hagen bietet für einen Mittelstandsstandort solide Optionen zur Weiterbildung. Vom Zertifikatskurs für Schmuckgestaltung bis zum technischen Spezialgebiet – die Palette wächst, auch weil die Region eng mit handwerklichen Netzwerken verbandelt ist. Ja, es braucht Mut (und oft Nerven), sich zu spezialisieren, vor allem, wenn parallel die digitale Konkurrenz wächst. Trotzdem eröffnet das Chancen: Wer immer nur den Standardservice abwickelt, wird vielleicht zum Facharbeiter Nummer 14 – wer aber Vintage-Uhren restauriert, Goldschmiedefertigkeiten aufgabelt oder einfach mal ein ungewöhnliches Schmuckdesign wagt, hebt sich ab. In Hagen lohnt sich Eigeninitiative nicht nur, sie ist oft Voraussetzung fürs Überleben.
Und, unterm Strich? Wer in den Beruf des Juwelier Uhrmachers einsteigt – als Frischling, als Routinemensch mit Wechselwunsch oder als Seiteneinsteiger aus dem Metallhandwerk – nimmt eine merkwürdige Mischung aus Geduldarbeit, technischem Anspruch und Nähe zu Dingen mit, die anderen längst egal sind. Oder, um es etwas pathetisch zu sagen: Hier lebt ein Berufsbild, das der Zeit zum Trotz nicht auf den Minutenzeiger schaut, sondern auf Wertigkeit – und manchmal auf das, was man mit eigenen Händen schaffen kann. Nicht immer einfach, nie langweilig – und in Hagen auf jeden Fall noch ein bisschen echter, als man denkt.
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