Juwelier Rüschenbeck KG | 40213 Düsseldorf
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Wenn ich an den Beruf des Uhrmachers denke – hier, mitten in Duisburg, fernab der goldlegierten Auslagen der großen Städte – sind es oft Bilder von filigranen Werktischen, leisen Lupen und winzigen Zahnrädern, die mir in den Sinn kommen. Aber es wäre naiv, den Alltag in einer Duisburger Werkstatt darauf zu reduzieren. Tatsächlich ist die Wirklichkeit gelegentlich widersprüchlicher, als es das imagepolierte Prospektbild glauben macht. Wer neu einsteigt, steht nicht nur vor einer Schatulle voller Uhren und Schmuck – sondern vor einer Mischung aus Handwerk, technischer Finesse und, ja, vielleicht sogar einem Hauch Psychologie.
Duisburg, oft unterschätzt, ringt seit Jahren um ein neues Selbstbewusstsein. Das spiegelt sich sogar im Mikrokosmos der Uhrmacherbetriebe wider: Einige halten noch stoisch an alten Ritualen fest – etwa dem Polieren antiker Taschenuhren mit einem Lappen, der vermutlich bereits den Weltkrieg erlebt hat. Andere wagen den Sprung zur computergestützten Analyse. Tatsächlich: Man sieht immer häufiger Digitalmikroskope oder spezielle Software, die Werkfehler sichtbar machen, wo das bloße Auge längst an seine Grenzen stößt. Manchmal frage ich mich, ob das "Handwerk" dabei nicht auf der Strecke bleibt. Aber dann beobachte ich wieder, wie sich ein ambitionierter Kollege mit Fingerspitzengefühl an ein Omegamodell macht – Elektronik hin oder her. Hier trennt sich Talent von Technikaffinität.
Wer in Duisburg ins Berufsleben startet, merkt schnell: Die Kundschaft ist ein Kapitel für sich. Harte Schale, weicher Kern? Sicher, die eine oder andere Stammkundin weiß sehr genau, was sie will – und worauf sie verzichtet. Trotzdem gibt es Momente, in denen ein vergessenes Familienerbstück zur emotionalen Herausforderung wird. Uhrmacher, die glauben, ihr Alltag bestehe nur aus Ersatz von Federhäusern oder dem Aufziehen von Uhrenarmbändern, unterschätzen die soziale Komponente grandios. Gerade hier im Ruhrgebiet, wo direkte Kommunikation schon mal zum guten Ton gehört, ist kommunikative Kompetenz mindestens so gefragt wie das Fingerspitzengefühl beim Einpassen winziger Werkteile.
Das liebe Geld. Viel wird gemunkelt, wenig offen besprochen. In Duisburg ist das Einstiegsgehalt für Gesellinnen und Gesellen nach der Ausbildung bei etwa 2.400 € bis 2.700 € angesiedelt. Wer Zusatzqualifikationen – zum Beispiel in Schmuckgestaltung oder Laserschweißtechnik – mitbringt, kann sich langsam Richtung 3.000 € bewegen. Aber: Die Spreu trennt sich allmählich vom Weizen, wenn es um anspruchsvollere Kundenaufträge geht oder um das Arbeiten an Luxusuhren. Manche Kollegen bemängeln die teils geringe Wertschätzung im Vergleich zu anderen Handwerksberufen. Ich sehe das zwiespältig. Sicher, die goldene Uhr am Handgelenk der Kundschaft landet nicht im eigenen Portemonnaie. Aber der Stolz, dass selbst der älteste Uhrmacher im Quartier noch bei komplexen Aufträgen nach Rat gefragt wird – das ist schon mehr als eine nüchterne Gehaltsabrechnung.
Wer hätte gedacht, dass Duisburg sich in Sachen Weiterbildung so emsig zeigt? Die hiesigen Innungen bieten Seminare zu Themen wie Smartwatch-Reparatur, Zifferblattrestauration oder auch Nachhaltigkeit im Goldankauf. Braucht man das alles? Schwer zu sagen – aber es erhöht die Überlebenschancen. Und noch ein Gedanke: Wer die schrumpfende Zahl an echten Reparatur-Werkstätten in der Stadt beobachtet, merkt, wie gefragt Spezialwissen ist. Manchmal frage ich mich, ob der Mix aus Tradition und Zeitgeist eine Wachstumsperspektive bietet. Vielleicht nicht für alle – aber für die, die bereit sind, sich stetig weiterzuentwickeln und einen eigenen Stil zu prägen.
Natürlich, manchmal fühlt sich der Beruf an wie ein Tanz auf dem winzigen Minutenrad zwischen digitalem Wandel und sentimentalem Wert. Wer den Geruch von Metallspänen, den Klang einer tickenden Automatikuhr und das aufrichtige „Danke“ einer alten Dame schätzt – der wird auch mit den ruppigeren Seiten des Duisburger Alltags klarkommen. Ein Spaziergang ist das bestimmt nicht. Heroisch muss man trotzdem nicht sein. Aber Spezialist – ruhig auch mit Ecken und Kanten.
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