Gerhard D. Wempe GmbH & Co. KG | Glashütte (Sachsen)
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Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich Leute beim Wort „Juwelier“ entweder eine glitzernde Luxusboutique voller Klunker vorstellen – oder, wenn Uhrmacher fällt, einen uralten Mann mit Lupe am Auge, vertieft in winzigste Mechanik. Die Wahrheit? Liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen – vor allem in Chemnitz. Denn hier begegnet man einem Berufsbild, das zwar tief in der Tradition wurzelt, aber längst nicht im Dornröschenschlaf verweilt.
Der Job als Juwelier Uhrmacher verlangt eine Mischung aus handwerklicher Präzision, technischem Know-how und dem „Blick fürs Besondere“. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang. Wer meint, es ginge nur darum, Uhrenbatterien zu wechseln oder Trauringe zu polieren, unterschätzt die Bandbreite. Präzises Arbeiten an winzigen Uhrwerken, das Restaurieren von Schmuckstücken aus unterschiedlichen Epochen und der Einsatz modernster Technik – all das ist hier Alltag. Interessanterweise setzen viele Werkstätten in Chemnitz inzwischen computergestützte Prüfgeräte und CNC-Fräser ein. Auch Lasertechnik für Reparaturen ist längst angekommen; und mal ganz ehrlich: Wer hätte vor zwanzig Jahren geglaubt, dass Uhrmacher einmal mit Tablets und Terminals arbeiten würden?
In Chemnitz treffen kleine Familienbetriebe mit Caféatmosphäre auf gestylte Schmucklounges mit Showroom-Charakter. Was viele unterschätzen: Es ist ein Beruf zum Anfassen, zum Reden – und zum Zuhören. Ich habe erlebt, wie manch stummer Erbstück-Bringer beim Abgeben einer alten Taschenuhr plötzlich Geschichten rausrückte, die spannender waren als die Uhr selbst. Hier wird Vertrauen aufgebaut; manchmal mehr, als man es in klassischen Handwerksberufen erlebt.
Und dann ist da noch der Aspekt des Kundengesprächs: Wer den Kontakt zu Menschen scheut, für den kann es eng werden. Bei Preisschildern im vierstelligen Bereich möchten die Kunden kein Verkäufer-Geschwafel, sondern jemanden, der beraten kann – ehrlich, detailverliebt, auch mal mit Widerrede. Authentizität, nicht Verkaufsmasche. Fällt nicht jedem leicht.
Wer als Berufseinsteiger beginnt, muss mit nüchternen Zahlen klarkommen: In Chemnitz liegt das Einstiegsgehalt meist um die 2.200 € bis 2.600 €. Mit Berufserfahrung und Spezialisierung sind 2.700 € bis 3.300 € realistisch – insbesondere in Unternehmen, die einen technischen Fokus setzen oder sich auf hochwertige Reparaturen spezialisieren. Klar, es ist kein Job für Glamour-Gehälter, aber: Im Vergleich zu manchen Handwerksberufen bieten sich durch Zusatzqualifikationen (etwa als geprüfte/r Uhrmachermeister/in oder im Edelsteinfassen) tatsächlich Aufstiegschancen. Und: Die Nachfrage nach echter Handarbeit ist selbst im Zeitalter der Smartwatches nicht verschwunden – sie hat sich verschoben. Nachfrage erwächst hier vor allem in der Restaurierung, Individualanfertigung und Beratung. Der klassische Massenschmuck? Der verkauft sich heute online, während das spezielle Know-how im Laden an Wert gewinnt.
Manchmal fragt man sich: Lohnt sich der Aufwand? Um ehrlich zu sein: Es gibt bequemere Wege. Aber es gibt nicht viele Berufe, in denen man am Ende des Tages etwas Bleibendes schaffen oder erhalten kann – sei es ein Familienerbstück, eine Maßanfertigung oder einfach ein Lächeln nach gelungener Reparatur. Was Chemnitz angeht, haben sich einige kleinere Ateliers und Werkstätten auf anspruchsvolle Feinarbeit spezialisiert und setzen Akzente, die sogar außerhalb der Region wahrgenommen werden. Wer bereit ist, Fingerfertigkeit zu lernen, einen gewissen Hang zum Perfektionismus mitbringt und sich vom Wandel nicht einschüchtern lässt, hat ziemlich sichere Karten. Es ist Handwerk, aber mit Herz und Verstand – und ehrlich gesagt: Mit einer Portion Humor, die bei winzigen Schrauben und nervigen Schließmechanismen unentbehrlich ist.
Die kleinen Dinge. Wer sie sieht, wer sie repariert oder kreativ neu zusammensetzt, sorgt hier für Lebensfreude – und für Wertschätzung durch Kundschaft, die weiß, wie viel Handwerk zählt. In Zeiten voller technischer Umbrüche ein erdender Beruf. Nicht für jeden, aber definitiv ein Handwerk, das sich lohnt, (wieder) zu entdecken.
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