Juwelier Rüschenbeck KG | 40213 Düsseldorf
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Juwelier Rüschenbeck KG | 40213 Düsseldorf
Wer als Juwelier oder Uhrmacher in Bochum durchstarten will, sitzt gewissermaßen zwischen allen Stühlen – oder: zwischen Tradition und digitalem Wandel, zwischen Fingerspitzengefühl und nüchternem Handwerk. Verstehen muss man beides, und manchmal noch ein bisschen mehr. Was an der Werkbank so einfach aussieht – das Zerlegen eines zierlichen Uhrwerks, das Polieren eines Traurings, das Prüfen eines Fugenmaßes: Dahinter steckt weit mehr als bloße Routine. Vielleicht ist genau das die unterschätzte Würze dieses Berufs.
Ob es ein Fehler ist, sich hier auf klassische Klischees zu verlassen, wollte ich letztens wissen – ich kann sagen: Die Zeit läuft anders, gerade in Bochum.
Das Handwerk im Juwelier- und Uhrmacherbereich ist so alt wie das industrielle Zeitalter selbst. In Bochum, wo zwischen grauem Ruhrpott-Charme und rasantem Strukturwandel die Menschen nach Beständigkeit und Originalität suchen, werden beide Qualitäten verlangt: technisches Know-how und Sinn für das, was bleibt. Hier reicht es nicht, mal eben schnell eine Batterie zu wechseln oder ein Band zu kürzen. Das ist Alltag, klar – aber den Unterschied macht oft das Auge für’s Detail. Perfektion ist kein leeres Wort, wenn jemand eine Taschenuhr aus den 1960ern auf dem Tresen hat, von der Generationen etwas erwarten.
Was viele unterschätzen: Hier braucht es Nerven – und ein bisschen Hartnäckigkeit, Geduld sowieso. Manchmal verrennt man sich in einer Fehlersuche, manchmal sitzt man minutenlang über winzige Schrauben, die das halbe Uhrwerk zusammenhalten. Eine ruhige Hand ist unverzichtbar, Präzisionswerkzeug sowieso. Und: Eine gewisse Lust, zu tüfteln, auch wenn alle um einen herum den Kopf schütteln.
Wenn ich ehrlich bin: Viele Einsteiger – und auch manche, die aus anderen Berufen wechseln – fühlen sich mit dem Stereotyp des funkelnden Ladens, der eleganten Arbeitsatmosphäre und „dem Zauber der Zeit“ gelockt. Ist auch was dran, keine Frage. Die fachliche Realität ist aber eine andere. Der Tag im Juweliergeschäft in Bochum ist selten glamourös. Oft ist er geprägt von Reparaturen, Einstellarbeiten, Diskussionen über echte und vermeintliche Werte (materiell wie menschlich) – und gelegentlich von grundlegenden Fragen, wie der nach der eigenen Ruhe.
Was bleibt, ist die Befriedigung, mit eigenen Händen etwas Bleibendes geschaffen oder bewahrt zu haben. Das bringt nicht jeder Job. Dennoch: Die Verdienstmöglichkeiten sind bodenständig. Wer einsteigt, kann in Bochum je nach Qualifikation etwa mit 2.500 € bis 2.900 € rechnen; erfahrene Spezialisten landen schon mal zwischen 3.000 € und 3.400 €, Meisterinnen und Meister schaffen auch die Grenze von 3.700 €, wenn das Geschäft läuft. Viel für die Region, aber sicher kein Goldesel.
Was das Arbeitsumfeld betrifft: Bochum ist kein Hotspot für Luxusuhren (trotz markiger Rhinestone-Versprechen mancher Schaufenster). Was auffällt – die Bandbreite beim Kunden: Von der älteren Dame mit Familienerbstück bis zum jungen Tech-Fan, der fragt, ob sich die Apple Watch auch gravieren lässt. Digitalisierung? Ja, klar – neue Messgeräte, Diagnosetools, vernetzte Serviceprozesse, das alles ist inzwischen keine Zukunftsmusik. Trotzdem bleibt die Hand das wichtigste Werkzeug.
Die ständige Reibung zwischen Tradition und technischem Fortschritt macht den Beruf lebendig. Viele Uhrenläden in Bochum nutzen inzwischen 3D-Design für Schmuckanfertigungen, experimentieren mit regionalen Edelmetallen oder setzen auf nachhaltige Lieferketten, vielleicht auch aus Gewissensgründen – oder nur, weil’s nachgefragt wird. Ich sehe darin eine frische Dynamik: Wer Neues wagt und offen bleibt, hat hier Chancen, auch wenn man nicht aus einer Uhrmacherfamilie stammt.
Bleibt die Frage: Warum überhaupt? Für manche ist der Beruf Berufung – klingt pathetisch, aber es stimmt oft überraschend genau. Vielleicht liegt es am Stolz, Einzelstücke zu schaffen, an der besonderen Kundenbindung oder dem Gefühl, dass jedes mechanische Herz mehr Leben hat als die Tagesschau To-Go. Weiterbildung ist Pflichtprogramm, etwa für komplexere Werke, neue Materialien oder die Kundenkommunikation auf mehreren Ebenen. In Bochum gibt’s dafür regelmäßig Seminare und Kooperationen mit Innungen.
Für mich bleiben Handwerk, Kreativität und ein bisschen Dickkopf die Zutaten, die diesen Beruf spannend machen, auch im Jahr 2024. Routine? Gibt es, klar. Aber wenn eine Generation die Uhr des Großvaters wieder tragen kann – dann weiß man spätestens, wofür sich die Mühe lohnt. Oder?
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