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Wer in Lübeck als IT Projektkoordinator starten will, bekommt selten eine blankpolierte Jobbeschreibung auf den Tisch gelegt. Vielmehr: Ein Mischpult aus Terminplänen, fachlichen Schrullen und menschlichen Untiefen. Gerade als Berufseinsteiger oder jemand, der – ob mit oder ohne IT-Vergangenheit – den Tapetenwechsel sucht, steht man zunächst zwischen den Stühlen: Technik verstehen, Kommunikation fördern, Budgets jonglieren? Was auf den ersten Blick nach Excel und Konferenzraum klingt, ist in den Untiefen des Lübecker IT-Marktes weit mehr als das.
Lübeck, hinlänglich als „Stadt der sieben Türme“ und maritimer Knotenpunkt bekannt, hat sich in den letzten Jahren leise aber bestimmt zu einer Tech-Spielwiese gemausert. Keine Metropole, schon klar – aber eine überraschend dichte Infrastruktur an mittelständischen Unternehmen, Healthcare-Startups, Softwarehäusern und digitalen Dienstleistern, eingebettet zwischen Tradition und Aufbruch. Man muss nur mal durchs Industriegebiet Genin radeln: Hier wachsen Digitalprojekte wie Algen im Altstadthafen. Während in Hamburg oder München alles noch eine Spur lauter tickt, sind die IT-Teams in Lübeck kleiner, aber oft wendiger aufgestellt. Das klingt nett – ist es aber nicht immer.
Denn hier, unter der patinierten Oberfläche, operiert der IT Projektkoordinator fast immer als Universalwerkzeug. Man ist weniger auswechselbarer Projekt-Traffic-Manager, sondern eher ein Vermittler zwischen Entwicklung, Geschäftsführung, manchmal auch externen Kunden und – Hand aufs Herz – dem eigenen Frustlevel. Wer hier glaubt, sich mit den gängigen Wasserfall- oder Scrum-Methoden wie mit einer Schutzschicht gegen Überraschungen wappnen zu können, merkt bei der ersten Deadline: Prozesse pfeifen manchmal auf Lehrbuchlogik. Das klingt dramatisch, ist aber auch der Reiz. Man kommt nicht darum herum, auf Sicht zu fahren, flexibel zu steuern, und vor allem: Fehler nicht als persönliches Scheitern zu betrachten. Mich wundert, dass das nicht als offizielle Kompetenz im Stellenprofil steht.
Auch in Sachen Gehalt bleibt Lübeck realistisch, aber ehrlich: Wer einsteigt, kann je nach Branche und Ausbildung mit 2.800 € bis 3.300 € kalkulieren. Das klingt erstmal wie eine ordentliche Miete am Mühlentor – und ehrlich, ist es oft auch. Aber was viele unterschätzen: Die Lebenshaltungskosten sind unter hanseatischem Niveau, und ein gut verhandeltes Gehaltspaket (vielleicht mit Homeoffice-Optionen, flexiblen Arbeitszeiten oder Weiterbildung) wiegt hier mehr als irgendwo zwischen Elbe und Isar. Mit Berufserfahrung sind Gehälter bis 3.600 € keine Fiktion. Klar, in München gibt’s mehr – allerdings auch mehr Stresshaare pro Quadratmeter.
Bleiben wir bei den Schattenseiten – aber nur kurz. Projektkoordination in der IT kann Nerven kosten. Viel Verantwortung, wenig Rampenlicht. Kommunikationsgeschick? Unabdingbar, aber manchmal rettet einen auch bloße Beharrlichkeit. Ich habe erlebt, wie ein Projektkoordinator ein festgefahrenes SAP-Projekt wieder flott machte – nicht mit revolutionärer Technik, sondern mit der Hartnäckigkeit eines Lübecker Regenwurms: stetig, unscheinbar, am Ende aber das Zünglein an der Waage.
Und Weiterbildung? Der berühmte „lebenslange Lernhunger“ gehört zur Grundausstattung. Lübecks Unternehmen, Hand aufs Herz, sind in Sachen Fortbildung nicht abgehoben, aber bodenständig. Ob Zertifikatskurse in agiler Methodik, kleinere IT-Schulungen an der TH Lübeck oder Workshops zu Kommunikation und Führungsfragen: Wer fragt, kommt meist an gute Angebote – oder organisiert sich externe Trainings, auch mal quer finanziert. Mein Eindruck: Wer offen für Neues bleibt und sich nicht auf seiner Projektleiter-Insel verschanzt, bleibt hier oben auf Kurs und wird innerbetrieblich durchaus gefeiert – wenn auch meist leise.
Ganz ehrlich: Manchmal frage ich mich, wieso der IT Projektkoordinator immer noch so unterschätzt wird. Gerade in Lübeck braucht es Menschen, die zwischen den Stühlen sitzen können, ohne sich dafür zu schämen. Die den Mut haben, auch mal einen Zwischenschritt zu gehen, wo andere längst die Kontrolle an Tools und Tabellen abgetreten haben. Das ist keine Raketenwissenschaft, sicher nicht. Aber auch kein Spaziergang durchs Burgtor. Und als Einsteiger, Quereinsteiger oder alter Hase: Ohne Neugier, Resilienz und ein doppeltes Maß Selbstironie wird man hier höchstens Bürostuhlakrobat, aber kein Taktgeber für die Zukunft dieser kleinen, eigensinnigen, digital getriebenen Stadt.
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