HSR GmbH - ein Unternehmen der Würth Group | Kassel
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Wo fängt ein Beruf an, der sich zwischen zwei Welten bewegt? Als Ingenieurpädagoge in Kassel fühlt man sich manchmal tatsächlich wie jemand, der mit jeweils einem Fuß im Maschinenraum steht, mit dem anderen aber schon im Klassenzimmer nach verlegtem Kreidestück sucht. „Technik trifft Mensch“ klingt nach abgedroschenem Slogan, beschreibt aber sehr treffend, womit man sich tagtäglich herumschlägt. Für Berufseinsteiger vielleicht irritierend – manchmal sogar für die alten Hasen im Feld. Aber der Reihe nach.
Im Berufsalltag landet man selten in einer Nische. Ingenieurpädagogen in Kassel sind Teil einer Berufsgruppe, bei der Grenzen verschwimmen: Technische Trainings in Berufsschulen, Projektleitung in der Aus- und Weiterbildung, Entwicklung didaktischer Materialien oder auch die Organisation von Prüfungsabläufen in der dualen Ausbildung – all das kann in die Woche purzeln. Manchmal gefühlt zur gleichen Zeit.
Was ich daran schätze (oder manchmal anstrengend finde): Kaum zwei Tage gleichen sich. In Kassel – mit seiner Mischung aus Industrie, Universität und traditionsreichen Ausbildungsbetrieben – ergibt sich ein ständig wechselndes Spielfeld. So richtig warm wird man erst nach ein, zwei Jahren: Dann hat man begriffen, dass hier kein Leben nach Schema F möglich ist und dass Improvisation durchaus Teil des Berufsbilds sein darf oder sogar muss. Und bevor ich’s vergesse: Die Digitalisierung hat auch die hessische Bildungslandschaft mittlerweile erreicht. Nicht mit Pauken und Trompeten, eher schleichend, aber im Ergebnis doch spürbar.
Manche fragen mich: Sind die Ansprüche nicht zu hoch? Technik, Pädagogik – jeweils für sich schon dicke Brocken. Tatsächlich: Der Spagat bleibt die größte Herausforderung. Man muss Routine im Vermitteln technischer Zusammenhänge entwickeln, aber noch genug pädagogisches Fingerspitzengefühl, Geduld und auch ein bisschen Humor mitbringen. Wer sich auf nur eine Seite schlägt (entweder nur Ingenieur oder nur Pädagoge), hat’s im Kasseler Berufsalltag schwer.
Aus meiner Sicht – und das sieht man in den Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen – ist Flexibilität gefragt. Nicht selten wird rasch umgesattelt, von der Theorie in die betriebliche Praxis und zurück. Das verlangt Durchhaltevermögen, manchmal Frustrationstoleranz, aber es hält wach und wachsam. Wer stattdessen gerne klare Routinen mag, für den ist das vielleicht nicht die ideale Spielwiese.
Die Arbeitsmarktsituation in Kassel ist – wie so vieles in der Region – geprägt von Gegensätzen. Einerseits gibt’s eine solide Nachfrage, denn der Fachkräftemangel trifft auch auf das bildungspädagogische Feld zu. Wer als Ingenieurpädagoge gut ausgebildet ist, kann sich auf ein Einkommen zwischen 3.000 € und 4.200 € zum Einstieg einstellen, mit Entwicklungspotenzial je nach Aufgabenfeld und Träger. Klingt erstmal ordentlich – aber: Der Druck, sich fortzubilden, bleibt bestehen.
Was oft untergeht: Im öffentlichen Sektor (zum Beispiel an Berufsschulen oder bei überbetrieblichen Bildungszentren) gelten meist starrere Gehaltsbänder, während in freien Bildungseinrichtungen punktuell sogar etwas höhere Vergütungen möglich sind. Es kommt, wie so oft, auf Verhandlungsgeschick, Zusatzqualifikationen und, seien wir ehrlich, auch ein Quäntchen Renommee an. Klarer Vorteil in Kassel: Durch Industriecluster wie Bahntechnik, erneuerbare Energien oder Maschinenbau entstehen immer wieder neue Schulungs- und Entwicklungschancen. Wer flexibel ist, bleibt im Rennen.
Spannend ist, wie sehr sich die Themen an der Schnittstelle zwischen Technik und Didaktik regional unterschiedlich anfühlen. In Kassel beobachte ich einen – nennen wir es vorsichtig – experimentellen Reformwillen. Neue Lernformate, Kooperationen zwischen Uni und Handwerk; manchmal auch eine kleine Portion Innovationsskepsis bei den etablierten Akteuren, aber nicht in Erstarrung, eher als Anker im Veränderungstief. Weiterbildungen gibt es glücklicherweise ausreichend: Von berufspädagogischen Aufbaustudiengängen an der Uni bis zu technischen Fachtagungen oder Austauschformaten. Was viele unterschätzen: Selbstorganisation ist Pflicht – die Institutionen schaffen zwar den Rahmen, aber am Ende bleibt’s an einem selbst, klare Prioritäten zu setzen, sich nicht zu verlieren zwischen den Herausforderungen.
Und, Hand aufs Herz: Ingenieurpädagoge in Kassel zu sein fühlt sich manchmal an wie das Jonglieren auf der Drahtseilbrücke zwischen Innovation und Alltag. Für alle, die was bewegen wollen und dabei gelegentlich den Spagat zwischen Eigensinn und Anpassung meistern – ein Beruf, der fordert, aber zu überraschen weiß. Langweilig wird’s jedenfalls nie.
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