Gemeinnütziges Institut für Berufsbildung Dr. Engel GmbH | 77871 Ulm
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Gemeinnütziges Institut für Berufsbildung Dr. Engel GmbH | 77871 Ulm
Man stelle sich einen Beruf vor, der technische Präzision mit pädagogischer Neugier verbindet. Ein Schreibtisch voller Skizzen, daneben Fachbücher zur Didaktik und im Rucksack, irgendwo zwischen Eisläden und Breisgau-Blick, das Gefühl: Heute bin ich mehr als ein Techniker, mehr als ein Lehrer. Willkommen im Alltag von Ingenieurpädagogen in Freiburg – einer Rolle, die Schubladendenken verweigert. Zugegeben: Manchmal wirkt der Spagat zwischen Maschinenbau und Methodik wie ein Drahtseilakt auf dem Dach der Technischen Fakultät. Aber spannend ist es allemal.
Ich kann nicht leugnen – die Stadt verändert den Blick auf diesen Beruf. In Freiburg eckt man zwangsläufig ein bisschen an, wenn man Maschinenbau mit Pädagogik kreuzt: Grüne Utopien an der Dreisam treffen auf Industrieanwendungen am Kaiserstuhl, und irgendwo dazwischen entsteht eine eigentümliche Innovationskultur. Für Berufseinsteiger ist das fast wie eine Einladung, eigene Lehrkonzepte auszuprobieren. Akademischer Überbau – ja, fast unvermeidlich. Aber eben nicht trocken, sondern im Austausch mit denen, die den Unterschied machen: Handwerksmeister, junge Azubis, Studierende, Initiativen, manchmal die lokale Wirtschaft. Es passiert gar nicht selten, dass ausgerechnet der Unterricht zur Energieeffizienz von E-Bikes in Freiburg mehr Diskussionsbedarf weckt als jede Formel.
Das Aufgabenfeld eine Mischung: Unterricht – oft an einer Berufsfachschule, einer Technikerschule, zuweilen an der Hochschule. Planung von Lehrmodulen, Entwicklung von Praxisprojekten, Beratung technischer Bildungseinrichtungen. Mal ist die Spreizung enorm: Morgens die Lehrprobe zu moderner Antriebstechnik, nachmittags ein didaktisches Konzept zur Robotik in der Ausbildung, abends vielleicht noch Input aus dem regionalen Maschinenbau (und immer mehr: aus der Umwelttechnik). Überraschend viele Kollegen berichten von einer gewissen kreativen Autonomie – sofern man die zu nutzen weiß. Aber klar: Die Nische ist eng. Ingenieurpädagogen gehören nicht zur Massenware und begegnen sich mit einer Mischung aus Respekt und freundlicher Skepsis.
Was viele unterschätzen: Die Ausbildung zum Ingenieurpädagogen ist kein Selbstläufer. Der einstige Facharbeiter oder Bachelor-Abschluss genügt selten – ein einschlägiges Studium, etwa der Ingenieurpädagogik, wird inzwischen fast überall verlangt. Und dann? Pädagogische Praxisnachweise, didaktische Seminare, Methodenhandwerkszeug. Die Erwartungshaltung aus Freiburger Sicht ist da kein Stück niedriger als anderswo – im Gegenteil, das hohe soziale und ökologische Bewusstsein in der Stadt färbt auf den Unterricht ab. Wer Zukunftstechnologien vermitteln möchte, braucht wissenschaftliche Neugier und die Fähigkeit, nicht in nervtötende Belehrungsrhetorik zu verfallen (und ja, ich weiß, das ist manchmal härter als jede Differentialgleichung).
Was ist der Lohn für all das? Die berüchtigte Gretchenfrage bei Jobstart und Wechsel. In Freiburg – mit seinen Mieten und seinem Lebensgefühl – kein Überfliegerangebot, aber immerhin realistisch: Das Einstiegsgehalt liegt oft zwischen 3.600 € und 4.100 €, mit etwas Erfahrung verschiebt sich die Spanne spürbar nach oben, in Richtung 4.400 € bis 5.000 € – je nach Schule, Aufgabenstellung und Träger. Klar, der öffentliche Dienst drückt beim Nachverhandeln auf die Bremse, freie Bildungsträger bieten manchmal mehr (dafür weniger Stabilität). Wer aber Freude an pädagogischer Gestaltung und einen kühlen Kopf für technische Probleme mitbringt – und bereit ist, sich der Freiburger Bildungslandschaft samt ihren Eigenheiten auszusetzen –, für den ergibt sich eine solide und zugleich beweglichbleibende Perspektive.
Manchmal frage ich mich, warum es so wenige von uns gibt – und ob die Region (trotz aller Technologieförderung und Bildungsinitiativen) überhaupt weiß, was sie an Ingenieurpädagogen hat. Die Schnittstelle zwischen „Kreide und CAD“, zwischen Handwerkstradition und digitalem Whiteboard, bleibt für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Aber das ist gar nicht unbedingt ein Nachteil: In der Nische gedeiht Unabhängigkeit. Wer Spaß daran hat, technische Entwicklung und Bildung gemeinsam voranzutreiben, findet gerade in Freiburg einen experimentierfreudigen Resonanzraum. Nicht immer bequem, oft widersprüchlich, manchmal in der Lücke zwischen Planstellen und Projektmitteln. Aber das ist eben kein Schönwetterberuf – sondern eine Art Bildungsabenteuer, das zuverlässig überrascht. Würde ich’s wieder tun? Mindestens einmal im Jahr. Welcher Ingenieurpädagoge kann da schon widersprechen … oder?
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