Westsächsische Hochschule Zwickau | 08056 Zwickau
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WBS TRAINING Trainer:in Festanstellung | 01067 Dresden
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Manchmal frage ich mich, ob die Ingenieurpädagogik in Dresden mehr mit drahtigen Widerständen oder störrischen Schülerherzen zu tun hat. Beides? Möglich. Komplex ist der Beruf jedenfalls – und viel weniger bekannt, als er es verdient hätte. Gerade in einer Stadt wie Dresden, wo Laboratmosphäre und historische Patina miteinander ringen, gibt der Alltag von Ingenieurpädagoginnen und -pädagogen mehr Rätsel auf, als Außenstehende vermuten. Wer diesen Weg einschlägt, steht nicht nur zwischen den Stühlen – sondern tanzt darauf.
Wofür steht eigentlich der Beruf? Weder klassischer Lehrer noch reiner Ingenieur, sondern, nun: Vermittler, Möglichmacher, Übersetzer für beide Welten. In Dresden, mit seiner traditionsreichen Techniker- und Handwerkerkultur, verlangt das Fingerspitzengefühl. Wer Ingenieurpädagogik studiert oder sich später aus der Industrie-Steinzeit in Richtung Bildung hangelt, braucht mehr als nur technisches Verständnis. Es genügt nicht, den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen Lehrplan und Fertigungstechnik zu kennen – gefragt ist die Fähigkeit, Jugendlichen (und manchmal auch jenen Kollegen, die sich für ewig jung halten) ein Gefühl für Technik zu vermitteln. Oder besser noch: für das Staunen an der Technik.
Die große Herausforderung? Flexibilität bis zur Schmerzgrenze. Es gibt Tage – so ehrlich muss man sein –, da changiert der Ton der Werkstattluft zwischen neugieriger Begeisterung und blanker Ablehnung. Und dann, fast übergangslos, stehen junge Berufseinsteiger mit glänzenden Augen im Klassenraum: Und jetzt? Konnte ich vor fünf Jahren noch das analoge Multimeter als Wunderwerk inszenieren, lacht heute keiner ohne Digital-Display. Die technische Dynamik in Dresden ist berüchtigt. TSMC, Bosch, die alteingesessenen Mittelständler – es gibt hier ein Miteinander von Chipindustrie und Manufaktur, das den Beruf überraschend aktuell macht. Aber – und da liegt der Hund begraben – als Ingenieurpädagoge ist man auch „Katalysator des Wandels“. Klingt pathetisch. Ist es manchmal auch. Denn Innovationsdruck und Lehrplanreform fühlen sich selten synchron an.
Das klingt seltsam, trifft aber einen Nerv. Es herrscht tatsächlich Fachkräftemangel – auch bei den Ausbildern. Die sächsischen Berufsschulen pfeifen vielerorts auf dem letzten Loch. Trotzdem bleibt der Einstieg anspruchsvoll: Halbsolide Technik, gepaart mit pädagogischer Ruhe – das nimmt nicht jeder Arbeitgeber hin. Das Gehalt pendelt in Dresden meist zwischen 2.800 € und 3.600 €. Ein Sprung nach oben ist mit Erfahrung und Zusatzqualifikation machbar, aber – Hand aufs Herz – das dicke Geld winkt woanders. Dafür erkauft man sich Gestaltungsspielräume, die es in klassischen Industriejobs selten gibt. Und manchmal, so ehrlich möchte ich sein, bedeutet Weiterqualifizierung eher einen Kraftakt als einen Spaziergang. Wer sich aber nicht scheut, mit den eigenen Kursteilnehmern zu diskutieren, sich vielleicht sogar an der VHS einmischt oder Workshops im Makerspace leitet, entdeckt schnell: In Dresden zählt Community mehr als Glanz.
Ist das Berufsbild also eine Geheimtipp-Nische oder doch mühsame Schnittmenge zweier Jobs? Kommt drauf an. Viele unterschätzen, wie viel Einfluss Ingenieurpädagogen auf regionale Bildungslandschaften haben – gerade, wenn Betriebe verzweifelt nach qualifiziertem Nachwuchs suchen. Wer bereit ist, eigene Denkmuster zu hinterfragen, sich auf technologische Trends einzulassen und mit der sächsischen Eigenbrötler-Mentalität zu spielen, findet in Dresden ein spannendes, manchmal widersprüchliches Feld. Es ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang. Und wem das zu spröde klingt, der hat vielleicht noch nicht gemerkt, dass ausgerechnet die Schnittstelle zwischen Technik und Mensch zu den nachhaltigsten Veränderungen führt – in Dresden und darüber hinaus.
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