Westsächsische Hochschule Zwickau | 08056 Zwickau
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WBS TRAINING Trainer:in Festanstellung | 01067 Dresden
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Wer hier in Chemnitz in den Beruf des Ingenieurpädagogen einsteigt, landet irgendwo zwischen zwei Welten. Einerseits technisch orientierte Wirklichkeit, rotierende Maschinen, das Kreischen der Fräsmaschinen, der Duft von Kühlschmierstoff. Andererseits: leere Whiteboards am Morgen, fragende Azubi-Gesichter, der Kaffeebecher viel zu früh leer. Für viele ist es genau dieses Spannungsfeld, das den Beruf attraktiv macht. Oder zumindest nicht alltäglich. Manchmal fragt man sich: Wäre es leichter, als Entwickler in einem Büro zu sitzen? Sicher. Aber zugegeben: Langweiliger wohl auch.
Als frischer Ingenieurpädagoge trägt man selten nur einen Hut. Klar, auf dem Papier steht: Vermittlung technischer Kompetenzen. In der Realität heißt das: Unterricht im Berufsschulzentrum, Werkstattbetreuung, Praktikumsbegleitung – und gelegentliche Heldenreisen ins Feld der Soft Skills. Mal braucht es technisches Fachwissen, mal Einfühlungsvermögen. Nicht selten schwingt eine Prise Menschenkenntnis mit, wenn es darum geht, junge Leute für die Produktion von morgen fit zu machen. Man fragt sich dann manchmal: Geht es heute um den rechtwinkligen Anschlag der Säge – oder um den Kummer nach der dritten Mathe-5? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass beides Hand in Hand gehen muss.
Chemnitz – gerne als „Stadt der Moderne“ gehandelt, manchmal unglücklich unterschätzt. Hier treffen solide industrielle Wurzeln auf die Ansprüche von Smart Factory und Industrie 4.0. Gerade Ingenieurpädagoginnen und -pädagogen werden dringend gebraucht, um die Lücke zwischen Lehrplan und moderner Praxis zu schließen. Maschinenbau, Elektrotechnik, Automatisierung: In der Region entstehen fortlaufend neue Technologiecluster, die praktische Didaktik verlangen, nicht nur trockene Theorie. Wer hier mit anpackt, spürt schnell: Die Klassiker – CNC, Steuerungstechnik – sind nur das Fundament. Künstliche Intelligenz, Sensorik, digitale Fertigungsprozesse kommen mit Macht. Das Anforderungsprofil bleibt im Wandel. Heute helfen Notizen auf Papier, morgen programmiert man schon kleine Roboter mit den Azubis. Wäre man in einer Großstadt wie Berlin, wäre das vielleicht alles digitaler, ein bisschen geschmeidiger. Hier knarzt es gelegentlich. Aber es funktioniert, vielleicht gerade deshalb.
Wer jetzt auf knalligen Zahlen-Hokuspokus hofft – leider, Chemnitz zaubert keine sechsstellig bezahlte Ingenieuridylle. Einsteigende Ingenieurpädagogen liegen meist zwischen 3.000 € und 3.400 €, mit Aufstiegsoptionen bis etwa 4.000 € – je nach Ausbildung, Verantwortung, Lehrdeputat. Zu wenig? Zu viel? Man weiß es nicht so recht; im sächsischen Vergleich liegt das stabil im oberen Drittel, bundesweit gesehen eher Mittelmaß. Aber: Die regionale Lebenshaltung – Miete, Nahverkehr, Kantinenessen mit Streuselklumpen – bleibt bezahlbar. Wer auf dicke Firmenwagen schielt, ist hier falsch. Wer Wert auf Gestaltungsspielraum, Praxisnähe, Teamkollegen mit Herz und Hand legt – der landet oft genau richtig.
Was viele unterschätzen: In Chemnitz haben berufspädagogische Berufe noch einen eigenen Nimbus. Vielleicht liegt es an der langen Tradition der „Schrauber“ und „Bastler“ – ganz sicher aber an der Nähe zu Wirtschaft und Handwerk. Projekte mit lokalen Betrieben, Weiterbildungen zwischen Werkhalle und Computer-Labor, Nachmittage im Versuchsfeld: Wer den Sprung von der Industrie zur Pädagogik wagt, bekommt Gelegenheiten, die anderswo in verwalteter Bürokratie versanden. Klar, manchmal denkt man: Bleiben da überhaupt noch Nerven für Unterrichtsvorbereitung und Leistungstests? Aber nach ein paar Monaten merkt man: Der Alltag ist fordernd, aber selten monoton. Ein Vorteil, der sich mit Worten manchmal schwer greifen lässt – wohl so etwas wie der berühmte „Chemnitzer Pragmatismus“. Ob das wirklich ein Gütesiegel ist? Vielleicht. Zumindest aber ist es ehrlich.
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