HSR GmbH - ein Unternehmen der Würth Group | 10115 Berlin
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
HSR GmbH - ein Unternehmen der Würth Group | 10115 Berlin
HSR GmbH - ein Unternehmen der Würth Group | 10115 Berlin
HSR GmbH - ein Unternehmen der Würth Group | 10115 Berlin
Berlin. Alle reden von Disruption – irgendwie scheint hier alles in Bewegung. Elektrobusse, Künstliche Intelligenz im Mittelstand, smarte Produktionslinien zwischen Adlershof und Siemensstadt. Während draußen die Haltestellen digital blinken, pendelt im Hintergrund eine Berufsgruppe, die sich seit Jahren zwischen Technik und Menschen, Werkbank und Whiteboard behauptet: Ingenieurpädagog:innen. Fragt man zehn Berliner Betriebe oder fünfzig junge Techniktalente, was mit dieser Berufsbezeichnung eigentlich gemeint ist, bekommt man selten identische Antworten. Ehrlich: Ist das nun Ingenieur, Lehrkraft oder technologischer Überzeugungstäter?
Wofür man als Ingenieurpädagoge wirklich gebraucht wird, dämmert einem oft erst im Einsatz. Zwischen Theorie und Messschieber, Didaktik und Laborkittel, liegen Welten. Man unterrichtet Azubis, coacht angehende Techniker oder inspiriert Facharbeiter zu digitalen Schulprojekten. Und das nicht erst seit gestern – das Berliner Bildungs- und Ausbildungssystem setzt seit den 90ern verstärkt auf diese „Hybridprofis“, wie sie ein Kollege in Neukölln mal grinsend nannte.
Der eigene Tag? Themenaufbereitung, Unterrichtsgestaltung, Werkstattnachdienst, Praxisprojekte. Wer glaubt, Ingenieurpädagogik bedeutet Tafelkreide und Frontalunterricht, sollte mal in einen Berliner Ausbildungsgang für Mechatronik oder Informations-/Elektrotechnik reinspazieren. Da wird programmiert, diskutiert, selbst gezweifelt. Nicht selten schlüpft man in die Rolle des Problemlösers, Motivators und Brückenbauers zwischen IT und Anlagenbau – manchmal innerhalb einer einzigen Doppelstunde.
Natürlich: Das Berufsbild ist kein Zuckerschlecken, schon gar nicht in dieser Stadt, in der Technikentwicklung und soziale Herausforderung einen permanenten Tanz aufführen. Wer hier nach Feierabend abschaltet, macht etwas falsch oder arbeitet im falschen Job. Berufseinsteiger:innen und wechselbereite Fach- oder Führungskräfte stehen fix vor der Gretchenfrage: Genügt mein technisches Rüstzeug? Bereitet mich mein (oft universitärer) Abschluss wirklich auf die pädagogisch-methodischen Klippen vor? Nein – und ja. Man wächst rein. Oder lässt es eben.
Und dann die (sagen wir: spannend komplexe) Truppe von Lernenden – Quereinsteiger, Digital Natives, manchmal Rucksackflüchtlinge mit erstaunlicher Motivation und pragmatischer Lebensklugheit. Die eigenen Soft Skills sind unverhandelbar: Kommunikationsfähigkeit, Geduld, die Fähigkeit, auch bei Gegenwind – und den gibt es – nicht einknicken. Wer als Ingenieurpädagoge in Charlottenburg, Marzahn oder Kreuzberg arbeitet, sollte flexibel bleiben, humorresistent und bereit, didaktische Modelle auch mal kurzerhand über Bord zu werfen, wenn’s darauf ankommt.
Die alles entscheidende Frage dreht sich irgendwann (ziemlich banal, aber nicht ganz zu Unrecht) ums Einkommen. Einsteiger kratzen häufig an der 3.300 €-Marke, in traditionsreicheren Bildungseinrichtungen liegt das Monatsgehalt zum Start nicht selten zwischen 3.500 € und 3.800 €. Wer zu Experten-Status, Verantwortungsbereitschaft und digitaler Agilität bereit ist, landet ohne große Umwege jenseits der 4.000 € – immerhin. Aber reich werden? Auch in Berlin: wohl eher nicht. Doch der finanzielle Rahmen ist längst nicht alles. Keine Werbeparole, eher ein Erfahrungswert. Wer am eigenen Willen zur Wissensvermittlung und der Liebe zum angewandten Tüfteln nicht scheitert, findet hier oft eine Balance, die in der Privatwirtschaft selten ist.
Es wäre vermutlich gelogen zu behaupten, Ingenieurpädagogen seien die heimlichen Stars der Berliner Bildungslandschaft. Doch in Zeiten, in denen der Bedarf nach digitalisierungsnahen Bildungsmodellen, nachhaltigen Produktionstechnologien und kultureller Teilhabe wächst, sind sie das, was die Stadt braucht – manchmal sogar mehr, als es den Verantwortlichen lieb ist. Die Weiterbildungsszene? Lebendig, aber nicht für Schlafmützen. Zwischen TU, FU und diversen Fachschulen, zwischen Praxisprojekten und Online-Formaten kann und muss man sich weiterentwickeln – Stichwort Lebenslanges Lernen, zu dem Berliner Eigenbrötler mitunter eine eigentümlich pragmatische Haltung entwickelt haben. Ich schwanke zwischen Faszination für die Vielseitigkeit des Berufs und Respekt vor der Alltagsresilienz, die hier ganz ohne Pathos gefragt ist.
Vielleicht ist es am Ende genau das: Ein Berufsbild, das perfekt zum Geist dieser Stadt passt. Nicht laut, nicht glatt, aber voller Substanz. Wer Technik mit Menschen und den rauen Berliner Wind mit einer Prise Didaktik unter einen Hut bringen kann – ganz ehrlich, der wird sich unter Ingenieurpädagogen wohlfühlen.
Das könnte Sie auch interessieren