HSR GmbH - ein Unternehmen der Würth Group | 86470 Thannhausen
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Gemeinnütziges Institut für Berufsbildung Dr. Engel GmbH | 77871 Ulm
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Manche Berufe muss man aushalten wollen. Der Ingenieurpädagoge zum Beispiel: halb Technikmensch, halb Vermittler, immer auf der Grenzlinie – und in Augsburg überraschend gefragt. Wer sich für diese Rolle interessiert, landet schnell im Bermuda-Dreieck zwischen Schweißgeruch der Metallwerkstatt und dem Papierrascheln in Seminarräumen. Und jetzt? Ein Job für Zahlenfüchse, Menschenkenner – oder am Ende doch für Gummibärchen-Züchter auf Abwegen? Ich habe mir selbst so manche dieser Fragen gestellt, zugegeben.
Zunächst das Erwartbare: Ingenieurpädagogen bewegen sich in Augsburg meist zwischen Berufsschule, Technischer Hochschule und – mit etwas Glück – als Schnittstelle zur Industrie. Es klingt trocken, ist es aber selten. Hier (im guten, alten Schwabenland) werden sie gebraucht: zur Ausbildung von Facharbeitern im Maschinenbau, zur Nachqualifizierung Geflüchteter in Mechatronik, zum Aufbau digitaler Werkstattkonzepte für die Industrie 4.0. Wer glaubt, der Lehrplan von anno dazumal reiche noch, wird spätestens beim ersten Drohnenprojekt mit Auszubildenden eines Besseren belehrt – oder untergeht, weil die Zwanzigjährigen schneller tippen und denken als so mancher, der seit Jahrzehnten im System steckt.
Pause. Was viele unterschätzen: Der methodische Spagat zwischen klassischem Handwerkswissen und modernster Technik ist hier Alltag. Augsburg, ja, geprägt von den großen Werken – Lechstahl, MAN oder den vielen mittelständischen Automatisierern – verlangt nach Leuten, die CNC-Programmierung erklären und dabei frei sprechen können (und mögen). Die Fähigkeit, komplexe Konstruktionsprozesse in Worte zu gießen, dafür braucht’s nicht nur Fachkenntnisse, sondern fast schon die Geduld eines Schachspielers. Wer von außen kommt, wundert sich vielleicht, wie viel Herzblut in der Ausbildung steckt – und wie schnell regionale Eigenarten den Alltag prägen. Das „Mia san mia“-Gefühl der Augsburger Berufsschulen, eine technische Vierbändigkeit mit Lokalkolorit.
Und dann das liebe Geld. Ein Thema, das nie aus der Mode kommt. Einstieg? Man bewegt sich in Augsburg gewöhnlich zwischen 3.200 € und 4.000 € monatlich. Wer Berufserfahrung und Zusatzqualifikationen wie einen Master in Ingenieurpädagogik vorweisen kann, kratzt schnell an der Marke von 4.600 €, manchmal auch darüber. Natürlich immer abhängig davon, ob man an einer Schule, in Weiterbildungseinrichtungen oder in der freien Wirtschaft landet. Wobei: Die öffentliche Hand zahlt ihre Gehälter nicht nach Laune, sondern nach Tarif – das macht den Job sicher, aber nie spektakulär. Wer sich umhört, trifft Kollegen, denen die pädagogische Seite wichtiger ist als der schnelle Aufstieg in der Konzernstruktur. Geld sticht hier fast nie alles.
Aktuell wichtig – und nicht zu unterschätzen – sind die vielen Weiterbildungen, die gerade in Augsburg angeboten werden. Digitalisierung, additive Fertigung, automatisierte Planungssysteme: Wer als Ingenieurpädagoge nicht regelmäßig nachschärft, spürt sehr schnell, wie das eigene Profil zwischen den Generationen zu verschwimmen droht. Die Technische Hochschule Augsburg und die Industrie- und Handelskammer setzen auf enge Verzahnung von Praxis und Didaktik. Ich erinnere mich an ein Seminar zum Thema Robotik, bei dem man mit Azubis zusammen einen kollaborativen Roboter programmiert hat. Klingt an den Rändern ein bisschen nach Zukunftslabor, ist aber im Tagesgeschäft längst kein Hexenwerk mehr – und, Hand aufs Herz, manchmal erstaunlich improvisiert.
Ein letzter Satz an alle, die zwischen Wechselwunsch und Berufseinstieg schwanken: Ingenieurpädagogik ist kein Schönwetterjob. Aber selten einer, der in Routine ertrinkt. Augsburg bietet ein bemerkenswert vielfältiges Spielfeld, eine Mischung aus Traditionsbetrieben und digital getriebenem Bildungswandel. Wer sich auf die Eigenarten der Region, die Doppelrolle zwischen Technik und Pädagogik und den schnellen Takt der Weiterentwicklung einlässt, verliert vielleicht ein bisschen das Schwarz-Weiß-Denken. Und gewinnt eine ganze Palette dazwischen – von zu strengen Lehrerkollegen bis zu aufgeschlossenen Auszubildenden, die einen manchmal fast zum Lachen bringen. Wie gesagt: Manche Berufe muss man wollen – aber Augsburg, das steht fest, braucht genau diese Leute.
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