Krankenhaus Agatharied KU | 83734 Hausham
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
EMS Electro Medical Systems GmbH | 80331 München
Wieland-Gruppe | Vöhringen
Krankenhaus Agatharied KU | 83734 Hausham
EMS Electro Medical Systems GmbH | 80331 München
Wieland-Gruppe | Vöhringen
Das Wort „Schnittstelle“ bekommt in unserem Beruf eine ganz eigene Bedeutung. Als Ingenieurin oder Ingenieur in der Orthopädietechnik balanciert man unentwegt zwischen extremen Gegensätzen: Hightech-Material und Handarbeit, mathematische Formeln und das – sorry für den Pathos – sprichwörtliche Einfühlungsvermögen im Umgang mit Menschen, deren Leben sich durch kleine Konstruktionsdetails verändert. Und dann: Augsburg. Nicht Berlin, nicht Hamburg, sondern Bayerns drittgrößte Stadt, irgendwo zwischen traditionsverhaftet und wachstumsdurstig. Manchmal frage ich mich, ob das den Ausschlag gibt – oder nur das berühmte Augsburger Klima, in dem Leute einen halben Meter Fußweg für sich reklamieren. Vielleicht ist genau das die richtige Kulisse für einen Beruf an der Grenze zwischen Medizin, Mechanik und Empathie.
Reden wir Klartext: Ingenieur Orthopädietechnik klingt nach einem Nischendasein im Schatten großer Maschinenbauer. Ist aber ein Irrtum. Wer sich heute auf dem Augsburger Arbeitsmarkt umsieht (und das tue ich gerade aus eigenem Antrieb, aber das nur am Rande), merkt schnell: Die Zahl der spezialisierten Orthopädiebetriebe wächst. Das liegt nicht nur an einer alternden Bevölkerung oder dem oft erwähnten „demografischen Wandel“. Es ist auch die Digitalisierung, die neue Prothesen- und Orthetik-Lösungen in den Alltag spült. 3D-Druck, sensorbasierte Bewegungsanalyse, Individualisierung auf Knopfdruck – das alles erfordert Köpfe, die sowohl mit CAD-Software jonglieren als auch Schraubenschlüssel ordnungsgemäß bedienen können. Und falls jemand glaubt, Orthopädietechnik bestünde aus endloser Schrauberei im Hinterzimmer: Bitte einmal Praktikum machen! Technikverständnis, medizinische Grundlagen, Finesse in der Werkstoffkunde – all das wird fast gleichzeitig verlangt.
Bleiben wir praktisch. Die Nachfrage nach orthopädietechnischen Lösungen zieht an, klar. Augsburg punktet durch seinen starken Medizintechnik-Sektor, flankiert von regional vernetzten Werkstätten und zwei, drei richtig ambitionierten Hochschulstandorten. Andererseits: Die Konkurrenz ist nicht auf den ersten Blick sichtbar, schleicht sich heimlich ins Bewerbungsfeld. Davon abgesehen ist das Gehaltsniveau – ich wage mich mal aus der Deckung – im Bereich Neueinsteiger meist bei etwa 3.000 € bis 3.500 €. Mit Erfahrung, Spezialisierung (etwa auf CAD-Design oder moderne Materialien wie Carbonfaser) und zusätzlicher Verantwortung in Planung oder Kundenkontakt ist auch mehr drin, etwa 3.700 € bis 4.200 €. Viele reden von Berufung, aber am Jahresende zählt trotzdem, was auf dem Konto landet. Und es macht einen Unterschied, ob man im kleinen Inhaberbetrieb landet oder in einer größeren Einrichtung mit Forschungsnähe – wobei Letzteres in Augsburg durchaus drin ist, wenn man weiß, wie man sich in Szene setzt. (Nicht, dass es darauf ankommt – oder doch?)
Wer Augsburg kennt, weiß: Hier trägt man vieles mit Gleichmut, manches mit stolzgeschwellter Brust – und bleibt doch erstaunlich bodenständig. Das schlägt sich auch im Arbeitsalltag nieder. Die Branche ist, wie soll ich sagen, weniger glamourös als etwa die Luftfahrttechnik, dafür aber wesentlich näher am Menschen. Manche gewöhnen sich nie an die Mischung aus handfester Werkstattluft und Konstruktionsbüro. Andere blühen darin auf, weil sich Technik und Zweck selten so charmant verquicken wie hier – der konkrete Nutzen für Patientinnen und Patienten ist eben keine statistische Größe, sondern Alltag. Ein Gespräch mit älteren Kolleginnen brachte mir einmal die Erkenntnis: In Augsburg dauert Wandel etwas länger, aber wenn er kommt, dann richtig. Wer auf Veränderungen im Bereich Digitalisierung oder Individualisierung spekuliert, muss manchmal Geduld haben – wird aber oft durch solide Netzwerke (und ja, manchmal durch die berühmte bayerische Gemütlichkeit) entschädigt.
Ich weiß aus eigener Erfahrung (und mehreren verzweifelten Espresso-Pausen im Gang): Weiterbildung ist nie ein Thema fürs Hinterzimmer. Wer sich etwa mit digitaler Prothesenfertigung, Biomechanik oder der Integration neuer Sensortechnologien beschäftigt, wird in Augsburg kein Exot bleiben. Die Nachfrage nach Fortbildungsangeboten steigt, städtische und überregionale Institute bieten mittlerweile spezielle Programme an. Doch am Ende steht auch hier der Alltag: Augenmaß, Geduld mit Menschen, Lust am Tüfteln. (Und gelegentlich, das gebe ich zu, der unbändige Wille, dass ein Bauteil in letzter Minute doch noch passt.) Für Berufseinsteiger oder Umsteiger: Wer sich vor Routine fürchtet, ist vielleicht fehl am Platz. Wer Herausforderungen und ständiges Dazulernen mag – Augsburg ist keine schlechte Adresse. Und das sage ich nicht, weil ich hier lebe, sondern weil ich jede Woche sehe, wie schnell sich scheinbare Randberufe in den Fokus schieben, wenn Lebensqualität und technische Innovation plötzlich Hand in Hand gehen. Ein Beruf an den Nahtstellen, buchstäblich und im übertragenen Sinn.
Das könnte Sie auch interessieren