Bauerfeind AG | 07937 Zeulenroda
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Bauerfeind AG | 09028 Zeulenroda, voll remote
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Ingenieure in der Orthopädietechnik sind, wenn man ehrlich ist, ein seltsamer Mix: ein bisschen Tüftler, ein bisschen Empath, häufig Teil eines Teams mit erstaunlich viel Erdverbundenheit. In Chemnitz, einer Stadt, die so oft für Maschinenbau und Textilgeschichte herhalten muss, wächst ein kleiner, aber bemerkenswerter Sektor: Entwicklung moderner Hilfsmittel – Prothesen, Orthesen, Rollstühle, was die Evolutionsbiologie eben, sagen wir mal, ausgelassen hat. Wer als Berufsfrischling hier abbiegt oder als Fachkraft den Tapetenwechsel sucht, merkt recht schnell: Ohne technisches Verständnis und Begeisterung fürs Machbare wird’s anstrengend, aber ohne Feingefühl für Menschlichkeit auch.
Wer Technik liebt, aber nicht auf Distanz zum Menschen arbeitet, findet hier seine Nische. Ich erinnere mich an meinen ersten Tag im Betrieb: Die Werkstatt voller Kunststoffspäne, ein Proband neben der Gipsform seines eigenen Beins – und mittendrin der Ingenieur, nicht selten mit weißem Kittel und Laptop. Spannend ist, dass in Chemnitz zwei Welten aufeinanderprallen: die traditionsreiche Handwerkskunst des „alten“ Orthopädiebetriebs und die zunehmende Digitalisierung, die mit 3D-Druck, CAD-Modellierung und sensorgesteuerten Prothesen den Anspruch setzt, Vorreiter zu sein. Man entwickelt eben nicht am Reißbrett, sondern in enger Taktung mit Patient und Werkstatt – und das unterscheidet den Alltag von der großen Industrie.
Im Alltag sind die Schnittstellen vielfältig, und wie so oft im Jobcoaching: Es gibt selten den „typischen Tag“. Neben der Entwicklung von Komponenten sind Ingenieure hier auch Ansprechpartner, Vermittler, manchmal sogar Feuerwehrmann – zum Beispiel, wenn eine Prothese nicht so recht funktionieren will, weil der Anwender im Chemnitzer Winter statt normaler Socken plötzlich Skisocken trägt und das Material prompt anders reagiert. Wer an glatten Prozessen, isoliertem Projektmanagement oder gar reinem Homeoffice hängt, wird enttäuscht. Aber das ist gerade das Herausfordernde und Schöne: Heute elektronische Bauteile prüfen, morgen mit Ärzten diskutieren, übermorgen einen neuen 3D-Scanner einmessen – Langeweile? Gibt’s hier nicht.
Die Region ist spannend, weil sie einerseits Tradition hochhält, andererseits Starthilfe für Innovation gibt (zumindest – sagen wir – mit Nachdruck). Kooperationen mit lokalen Forschungseinrichtungen oder der Technischen Universität sind real, manchmal aber träger als gedacht; der Mittelstand prägt den Markt, große nationale Player tummeln sich seltener vor Ort – was nützlich und hinderlich zugleich ist. Einerseits darf man vieles ausprobieren, andererseits ist das Budget für Großprojekte begrenzt. Der Spagat zwischen altbewährten Lösungen und echter Hightech ist in Chemnitz sichtbarer als in manchem Rheinmetropol – und das kann nerven, aber auch wachsen lassen.
Geld – ja, man redet selten drüber, aber: Das Einstiegsgehalt im Bereich bewegt sich, mit regionalen Unterschieden, meist irgendwo zwischen 2.800 € und 3.200 €, für erfahrene Köpfe sind auch 3.400 € bis 4.200 € drin. Wer Innovation bringt, Verantwortung übernimmt oder Spezialkenntnisse einbringt, kann gelegentlich mehr erwarten. Einer steckt sich die Taschen nicht voll, aber – und das soll nicht moralisierend klingen – alteingesessene Kollegen bleiben oft wegen der Sinnfrage: Hier hat die Arbeit unmittelbare Wirkung. Man sieht am Patienten, ob die eigene Lösung funktioniert. Und manchmal, Hand aufs Herz, ist das mehr wert als zwanzig Zusatzurlaubstage.
Stillstand gibt’s nicht. Fast monatlich tickt der Wecker für neue Weiterbildungen, zum Beispiel zu neuartigen Werkstoffen oder digitalen Tools. Wer nicht bereit ist, sich auf das Experiment einzulassen, landet schnell auf dem Abstellgleis – Chemnitz bietet jedoch solide Kooperationen, teils mit der Hochschule, teils über überregionale Anbieter. Und es gibt diese nerdige Freude, wenn aus einer fixen Idee plötzlich eine funktionsfähige Alltagshilfe wird. Man muss ein gewisses Staunen behalten – und die Bereitschaft, sich auch mal die Finger schmutzig zu machen, trotz Ingenieurstitel. Immer wieder erstaunlich: Am Ende entsteht Technik, um dem Menschen zu dienen. Und das ist, zumindest für mich, das eigentliche Argument für diesen Beruf.
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