Hochschule Bielefeld | 33602 Bielefeld
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IU Internationale Hochschule | 49074 Münster, teilweise remote
Thalia | Münster
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Die Frage stelle ich mir jedes Mal aufs Neue, wenn ich mitten in so einem Laborkomplex stehe – zwischen Kabelsalat, knisternden Displays und den typischen Grautönen moderner Arbeitsräume. Der Beruf Ingenieur für Medientechnologie wirkt auf Außenstehende schnell wie ein Hybrid aus Tüftlerexistenz und Digital-Zauberei. Stimmt schon. Wer in Osnabrück in diesem Feld startet oder auf den Sprung ist, merkt aber ziemlich rasch: Hier wird weniger gehext, als oft angenommen. Es ist mehr Vernetzen, Moderieren, Verstehen, Kombinieren – und zwar mit Kopf und mit Händen.
Also, was macht man hier konkret? Anders als klassische Elektroingenieure sitzen Medientechnolog:innen selten allein am Reißbrett. In Osnabrück – und das mag überraschen – dreht sich erstaunlich viel um Audiovisuelle Systeme, Live-Produktionen, Studioautomatisierung, digitale Signalverarbeitung und zunehmend: um immersive Medien und Schnittstellen zur IT. Natürlich gibt es den Medienstandort selbst, die Filmleute, die Radiosparte, aber eben auch viele kleinere Unternehmen, die als Dienstleister, Techniklieferanten oder Beratungspartner unterwegs sind. Sicher, die eigentliche Produktentwicklung verläuft mitunter zäh. Und die ganz großen Sprünge? Selten. Aber die Mischung aus regionalem Mittelstand, Hochschule und wachsenden Digitalagenturen sorgt für einen erstaunlich breiten Fächer an Möglichkeiten.
Wer neu in die Branche kommt – jung, hungrig, motiviert oder auch als Quereinsteiger mit Vorwissen aus der Praxis –, landet häufig zwischen zwei Polen: Begeisterung für das Neue und der harschen Realität des Medienbetriebs, wie er in Osnabrück am Montagmorgen wirklich läuft. Da geht es um die Entwicklung neuer Streaming-Workflows, die Integration von Cloud-Lösungen in den AV-Prozess, die charmant-chaotische Betreuung von Veranstaltungstechnik und, nicht zu vergessen, um Dinge wie Datenrecht, Lizenzen oder – mein persönlicher Klassiker – die ständigen Systemwechsel. Medienlandschaften in der Region? Im Umbruch, ganz klar. Aber eben nicht mit der Rasanz von Berlin oder Hamburg. Hier wird eher gründlich gebaut als spektakulär experimentiert.
Jetzt zum Thema, das irgendwie immer in der Luft liegt, ohne dass es offen angesprochen wird: Das Einstiegsgehalt. Meist beginnt es in Osnabrück irgendwo zwischen 3.000 € und 3.400 € monatlich – selten direkt am oberen Rand. Wer zusätzliche Kenntnisse in IT, Netzwerktechnik oder gar Projektmanagement mitbringt, kann etwas aufstocken; 3.500 € bis 3.800 € sind mit ein, zwei Jahren Berufserfahrung realistisch. Allerdings: Wer ausschließlich klassische Mediensystemtechnik macht und an einen konservativen Anbieter gerät, kann unter 3.000 € rutschen. Kein goldener Apfel, schon klar – aber angesichts der Lebenshaltungskosten der Region und der miesen Einstiegsgagen im Mediensektor anderer Städte? Immerhin kein Schleuderpreis. Ich würde sagen: Solide Mitte, noch ohne Elfenbeinturm-Status.
Und die Region? Viele unterschätzen, wie vielfältig die Anwendungsfelder sind. Neben der „großen“ Medienproduktion gibt es Industrieunternehmen, Softwarefirmen mit eigenem Medientechnikbedarf und – ganz ehrlich – ein paar sehr spezielle Nischen: Denkmalpflege mit 3D-Visualisierung, Medientechnik in der Lehre, interaktive Stadtführungen. Das Beste: Eine gewisse Bodenständigkeit ist überall spürbar. Wer sich fortbilden will, findet Angebote – teils über die Hochschule, häufig aber direkt bei Herstellern, durch Partnerfirmen oder über regionale Branchentreffen. Was zählt? Die Bereitschaft, Neues zu lernen und (manchmal gegen den Strom) auch das zu können, was nicht auf den Broschüren steht. Die sprichwörtliche Osnabrücker Nische – sie versteckt sich meist an Ecken, an denen andere nicht mal suchen würden.
Manchmal ist das alles weniger Glanz als erhofft, dafür deutlich robuster – wie diese Kabel, die man einmal im Jahr auswechselt und die trotzdem nie altern. Wer die Neugier nicht verliert und sich nicht an reinen Trendwellen orientiert, hat in Osnabrück als Ingenieur der Medientechnologie gute Karten. Auch – oder gerade dann, wenn man seinen Platz zwischen Praxis, Theorie und pragmatischem Alltagswahnsinn findet. Mag sein, dass das Hamsterrad manchmal knirscht. Es gehört hier eben dazu. Oder?
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