Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) | 38100 Braunschweig
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KPMG | 30159 Hannover
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Medientechnologie – der Begriff klingt so technisch, dass niemand auf die Idee käme, hier stecke auch ein Funken Emotion drin. Und doch sitzt man dann, vielleicht nach dem ersten halben Jahr im Job, an einem Schnittplatz in einem dieser modernen Studios im Norden Braunschweigs und denkt sich: „Irgendwie fühlt sich das hier richtiger an als die Theorie aus dem Hörsaal.“ Das mag romantisch klingen. Tatsächlich hat das Berufsbild der Medientechnologie-Ingenieur:innen in Braunschweig eine ganz eigene Dynamik. Sie ist geprägt von Tradition und Umwälzung, von Automatisierungsdruck und – mit Glück – der kleinen Freiheit, mal anders zu denken.
Wer in Braunschweig heute als Ingenieur:in für Medientechnologie anfängt, wird schnell merken: Der Alltag tanzt zwischen Datenstrom und Drehmomentschlüssel. Produktionsprozesse für Print, Digital und hybride Medien verlangt einerseits IT-Expertise, Standards wie PDF/X, Farbmanagement und Software-Integration. Andererseits: die Vertrautheit mit den Maschinen bleibt trotzdem Gold wert. Manchmal fühlt es sich fast an wie ein Spagat über zwei Branchen – klassische Drucktechnik und dynamischer Digitalsektor. Mal steckt man bis zu den Ellenbogen in Hard- und Software, mal erklärt man tradierte Methoden im Drucksaal. Mich hat das manchmal halb wahnsinnig gemacht. Aber, ehrlich gesagt: Wer nach reinen Standardaufgaben sucht, sollte sich besser etwas anderes überlegen.
Ein Blick auf die Regale in den Supermärkten, Plakate an Haltestellen, interaktive Werbewände in der Innenstadt – Medienproduktion ist sichtbar. Was viele unterschätzen: Hinter jedem Schritt steckt Medientechnologie. In Braunschweig gelingt es der Branche, Tradition – etwa in den Druckereien und Verpackungsfirmen rund um das Gewerbegebiet Rüningen – mit digitalen Innovationen zu verbinden. Der Bedarf an qualifizierten Personen bleibt, auch wenn die Automatisierung zulegt. Einstiegsgehälter? Im Schnitt bei 3.100 € bis 3.400 €, mit lokalen Spitzen je nach Betrieb, Erfahrung und Spezialisierung. Wobei – das Glitzern hält nicht ewig. Nach oben sind 4.300 € realistisch, vielleicht etwas mehr in Spezialnischen (zum Beispiel Farbsysteme, Digitaldruck-Prozessautomatisierung, Augmented-Reality-Content-Entwicklung). Aber: Perfekte Gehaltsstufen gibt es nicht. Mehr noch als anderswo zählt die Projektehre – klingt altmodisch, ist aber so. Braunschweig eben.
Braunschweig hat nicht den Ruf einer hippen Digitalmetropole. Und trotzdem brodelt es überall vor Technikaffinität. Es gibt Nähe zur Forschung – die TU, die Fraunhofer-Pendants, ein Sammelsurium kleinerer Start-ups und technologieverliebter Mittelständler. Warum das ausgerechnet für Medientechnologie spannend ist? Weil die Durchlässigkeit für neue Technologien höher ist, als es die nüchterne Schaufenster-Fassade vermuten lässt. Ich erinnere mich an ein Projekt zur KI-gestützten Qualitätskontrolle, gemeinsam mit einer Druckerei, die man sonst eher für ihre urigen Weihnachtskarten kennt. Paradoxerweise funktioniert der Wandel hier oft pragmatischer als in Berlin oder München. Nicht auf jeder Konferenz, aber Tag für Tag auf den Werkbänken.
Manchmal fragt man sich: Warum eigentlich Braunschweig? Weil Inseln von Eigenständigkeit wertvoll sind, gerade wenn sie Raum für Nischen lassen. Wer als Berufseinsteiger:in oder erfahrene Fachkraft neuen Input sucht, findet überraschend oft Kollegen mit unprätentiöser Offenheit, aber auch Chefs, die Digitalisierung zähneknirschend als Notwendigkeit begreifen. Frust? Ja, vorkommend. Aber wer das Grobe liebt, wem Zahlen ebenso wichtig sind wie Gerüche von Farbe und Papier, für den kann hier etwas wachsen. Weiterbildungen? Reichlich vorhanden, oft aus Kooperation von Hochschulen und Betrieben geboren, selten nach Schema F, stets um die Ecke gedacht: Prozessmanagement, crossmediale Workflows, 3D-Visualisierung, Ergonomie auch mal dabei (braucht ja niemand, bis der Rücken knackt).
Ich sage: Wer sich auf Braunschweig einlässt, entdeckt eine Fachwelt zwischen Understatement und Innovation – keine Märchenstadt, aber auch alles andere als Provinz. Keine Garantie für den schnellen Aufstieg, aber viele Chancen, sich Fachlichkeit und eine eigene Haltung zu erarbeiten. Kein Spaziergang, kein Schaulaufen – aber manchmal reicht es, beim Mittagessen neben dem Kollegen von der Verpackungsentwicklung zu sitzen, um einen völlig neuen Dreh in die Arbeit zu bringen. Und das, ist dann ganz nebenbei, Medientechnologie am Puls einer Stadt, die lieber macht als trommelt.
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