GOLDBECK GmbH | 08523 Plauen
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Müller-BBM AG | 99986 Niederdorla
EGS-plan Ingenieurgesellschaft für Energie-, Gebäude- und Solartechnik mbH | 99986 Niederdorla
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Wer in Erfurt in die Bauphysik einsteigt, landet selten im Rampenlicht. Die großen Namen zieren die Fassaden, doch hinter dicken Wänden, unter Fenstern und Lüftungsschächten – da lugen die Spuren der Bauphysik-Expert:innen hervor. Ich weiß nicht, ob dieses Fach eine Tarnkappe oder doch einen Werkzeugkasten trägt. Beides stimmt ein bisschen, jedenfalls hier im grünen Herzen Thüringens.
Das Berufsbild selbst? Verrät beim ersten Blick wenig. „Ingenieur Bauphysik“ klingt nüchtern, fast technischem Reißbrett entwachsen. Tatsächlich braucht's Herz und Kopf, manchmal Lunge und Geduld. Ein ganz typischer Tag? Den gibt es kaum. Mal prüft man Berechnungen zur Energieeffizienz eines Neubaus, mal läuft man Baustellen zwischen Brühlervorstadt und Herrenberg ab, starrt an Betonwände, diskutiert mit Bauleitern – und fragt sich, wann die Theorie diesmal wieder auf die raue Praxis trifft.
Was Erfurt speziell macht? Die Mischung aus historischem Bestand, moderner Stadtentwicklung und wachsendem Umweltbewusstsein. Wer hier arbeitet, ahnt spätestens nach dem zweiten Altbaubestand, dass bauphysikalisches Fingerspitzengefühl mehr ist als normgerechte U-Werte. Die Stadtbauordnung? Eigenwillig. Der Umgang mit Denkmalschutz? Unterschätzt kompliziert. Wärmeschutz und Schallschutz? Fragen, die schonmal den Feierabend hinauszögern.
Das klingt anstrengender, als es ist. Oder sagen wir: Es ist anstrengend, aber selten unerträglich. Vor allem, weil die Aufträge nicht abreißen – im Gegenteil. Energieberatung schießt im Moment wie Pilze nach dem Regen. Die Klimawende bringt frischen Wind in die Branche, und die CO₂-Richtlinien sorgen nicht nur für zusätzlichen Papierkram, sondern auch für anspruchsvolle Beratungsaufträge.
Warum schreibe ich das? Weil ein Einstieg in Erfurt in gewissem Sinn mutig ist. Gerade junge Ingenieur:innen oder Umsteiger:innen stolpern anfangs gerne über die Abkürzungen der Bauleiter, die Dickköpfe von alten Handwerksmeistern oder schlichtweg über verstaubte Bauakten. Doch nach einigen Monaten: Routine, ein Hauch Gelassenheit, die lieben Kollegen (meistens zumindest). Und dann, plötzlich, merkt man, dass jedes Altbau-Loft, das die Wärme hält und den Krach draußen, eine kleine Ingenieursleistung ist, auf die man stolz sein kann.
Ich habe festgestellt: Fachwissen ist Grundausstattung; Pragmatismus muss man lernen. Wer die Normen kennt, aber nie auf einer feuchten Bodenplatte gestanden hat, wird in Erfurt wenig glücklich. Die Mischung aus mathematischem Ernst und handwerklicher Erdung zählt hier mehr als Zertifikate auf Hochglanzpapier.
Jetzt mal Butter bei die Fische – das Gehalt. Realistisch liegt der Einstieg in Erfurt häufig bei 3.200 € bis 3.800 €, je nach Abschluss und Betrieb. Nach ein paar Jahren und entsprechenden Fortbildungen – gerade in Richtung energetischer Sanierung oder akustischer Planung – rutschen viele problemlos auf 4.000 € bis 4.700 €. „Großstadt-Flair“ darf man dafür nicht erwarten. Dafür winkt aber diese Mischung aus regionaler Bodenständigkeit, kurzen Wegen und einem Arbeitsmarkt, der definitiv nach Verstärkung sucht.
Weiterbildungsangebote? Zeigen sich manchmal etwas widerborstig, wenn nicht gerade ein Arbeitgeber die Kurse zahlt. Wer jedoch Eigeninitiative und ein Gespür für Branchentrends mitbringt – Stichwort: Building Information Modeling, nachhaltige Baustoffe, Digitalisierung am Bau –, hat in Thüringen gerade ziemlich viel Spielraum. Trotzdem: Nichts ersetzt das Lernen auf der Baustelle. Wer darin keine Lust findet, sollte vielleicht lieber Feldhamsterforscher werden. Oder so.
Manchmal frage ich mich, ob Bauphysiker:innen in Erfurt wirklich so versteckt agieren müssen. Hier, wo der Schmäh der Altstadt und die Nüchternheit des Eichplatzes direkt nebeneinander existieren, passen Perfektionisten und Improvisationskünstler gleichermaßen in die Branche. Manchmal sogar im selben Körper. Ich halte es so: Die besten Bauphysiker:innen, die ich kenne, haben irgendwann gelernt, stolz auf Unsichtbares zu sein – auf schalldichte Räume, optimale Dämmung oder die kaum messbare Verbesserung der Luftqualität im Gemeinschaftsraum.
Vielleicht klingt das nicht glamourös. Muss es aber auch nicht. Denn am Ende zählt die Substanz und das gute Gefühl, wenn ein Gebäude funktioniert – ökologisch klug, energetisch vernünftig und irgendwie typisch Erfurt eben.
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