Deutsche Bahn | 10115 Berlin
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Deutsche Bahn AG | Mitte
STRABAG AG, Mühlendamm 9, 15907 Lübben | Lübben (Spreewald)

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Wären Bauwerke Organismen, dann wären Bauphysiker die stillen Chirurgen: präzise, detailversessen, und mit Argusaugen für das, was sich zwischen Glas, Beton und Luftschicht abspielt. Berlin ist in Sachen Bauphysik ein reizvoller, manchmal auch gnadenloser Patient. Wer hier beruflich einsteigt, verlangt entweder nach Abenteuer oder nach Antworten auf Fragen, die in Vorlesungen selten gestellt werden.
Klingt trocken, meinen viele, wenn sie zum ersten Mal „Bauphysik“ hören. Was viele unterschätzen: Der Beruf ist ein wildes Wechselspiel aus Zahlen, Vorschriften, baupraktischen Grenzen und der Frage, wie man physikalische Notwendigkeiten an eigensinnige Architekten und ungeduldige Bauleiter vermittelt. Akustik, Wärmeschutz, Feuchteschutz – die bekannten Klassiker. Doch die Realität ist meist lauter, chaotischer; das „grüne Bauen“ wirft laufend neue Fragen auf. Berlin, mit seinem Bestand an unsanierten Gründerzeitfassaden, experimentierfreudigen Genossenschaftsprojekten und fast trotzigem Denkmalschutz, ist Schauplatz dieser Widersprüche.
Mit einem Einstieg zwischen 3.200 € und 3.800 € ist der Beruf in Berlin bezahlbar – im wahrsten Sinne des Wortes. Allerdings: Es gibt Wochen, da fragt man sich irritiert, wie man dieses Studium überhaupt auf 40 Stunden quetschen soll. Denn Bauphysik bedeutet selten Dienst nach Vorschrift. Gleitzeit klingt gut, aber zur nächsten Abgabe ist man trotzdem der Letzte im Büro. Und fest steht: Die Nachfrage steigt. Wärmewende, Sanierungszwang, ESG-Kriterien – irgendwo muss ja jemand sitzen, der die Zahlenreihen so biegt, dass alle zufrieden sind. In den vergangenen Jahren sind die Stellen in und um Berlin merklich mehr geworden, besonders in mittelständischen Ingenieurbüros, aber auch bei großen Projektentwicklern, die plötzlich „Inhouse-Bauphysik“ dringend nötig haben (man möge schmunzeln).
Die Praxis vor Ort: mal skurril, oft lehrreich. Gerade in Berlin begegnet man dabei den Extremen. Einerseits das liebevoll ruinöse Altbauviertel, das mit jedem Schallmessgerät seine Tücken offenbart. Andererseits die rastlose Neubauarchitektur, die nach außen zwar wunderbar klimaneutral erscheinen mag, innen aber bisweilen auf banale Schwitzwasserprobleme zurückfällt. Es ist erstaunlich, wie viele Projekte mit vollmundigen Worten in Zeitungsartikeln gefeiert und später mit notdürftigen Trockenlüftern ergänzt werden. Ich sage das ohne Häme; manchmal sind dem Bauphysiker schlicht die Hände gebunden. Oder die Margen werden so knapp kalkuliert, dass „nach Stand der Technik“ gerne mit der Brechstange interpretiert wird.
Was viele unterschätzen: Es ist die Mischung, die diesen Beruf so eigenwillig macht. Berlin mag einerseits ein Magnet für Idealisten sein, die nachhaltiges Sanieren als Spielwiese begreifen. Doch wer hier Fuß fasst, lernt vor allem improvisieren. Dabei reicht das technische Werkzeug allein selten aus. Es sind die Kommunikationskniffe im Projektmeeting, das taktvolle Nachhaken bei Planern, das Einfangen von Handwerkern, die „nur mal eben das Fenster“ ohne Rückfrage setzen.
Weiterbildung? Notwendig! Die energetischen Standards verschärfen sich, Förderprogramme blühen und verwelken im Jahrestakt. Wer nur den üblichen Wärmeschutz beherrscht, landet schnell auf dem Abstellgleis. Gerade Berliner Büros investieren mittlerweile in Nischenwissen: thermische Simulationen, Nachhaltigkeitszertifizierungen, bauakustische Gutachten für innerstädtische Verdichtung – um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Manchmal frage ich mich, ob ich diesen Weg nochmal gehen würde. Die Antwort schwankt; manchmal klinge ich nach Berufung, manchmal nach Galgenhumor. Aber das gehört dazu. Und genau an dieser Schwelle, zwischen Ideal und knallharter Baurealität, wachsen Kompetenzen, die noch auf keiner Gehaltsabrechnung landen.
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