DEFRU Logistik | 20095 Hamburg
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DEFRU Logistik | 20095 Hamburg
An einem typischen Mittwochmorgen in Kiel – sagen wir, genauer gesagt, am Wilhelmplatz, wo es nach Bäckerduft und Meeresluft gleichzeitig riecht – fragt man sich manchmal: Was macht eigentlich ein Immobilienassistent? Jobtitel klingen oft geschmeidiger als das Leben dahinter. Und doch, hinter dieser vergleichsweise unscheinbaren Bezeichnung steckt mehr Alltagsturbulenzen, als man zunächst vermuten könnte. Vor allem in einer Stadt wie Kiel, die, gemessen an ihrer Größe, erstaunlich viele Facetten im Wohnungsmarkt zeigt – von Gründerzeit-Schick bis vormodernem Nachkriegsbau.
Kiel ist kein München – und das ist nicht nur eine Gehaltsfrage. Als Immobilienassistentin oder Immobilienassistent bewegt man sich in einer Rolle, in der Organisationstalent und Menschenkenntnis mindestens genauso wichtig sind wie ein Grundverständnis für Mietrecht oder Heizkostenabrechnung. Am Rande: Wer Zahlenhascher oder Paragraphendompteur ist, kann sich im Job verlieren – oder versinken. Denn nur der Papierkram, das wird’s auf Dauer nicht sein. Zwischen Kundenterminen, Exposé-Erstellung, dem Jonglieren mit Rückfragen zur Nebenkostenabrechnung („Wie viele Quadratmeter hatte der Balkon nochmal?“) und dem ständigen Über-den-Tellerrand-gucken bleibt kein Platz für eindimensionales Arbeiten.
Jetzt der lokale Einschlag: Kieler Immobilien ticken anders. Die Förde als Verkaufsargument, mal mehr, mal weniger stichhaltig, weil die Realität oft in Form von Hafenlärm und Parkdruck um die Ecke biegt. Die Nachfrage ist beständig – und trotzdem sehr saisonal. Studierende suchen zum Semesterstart, Rentnerinnen hoffen auf barrierefreie Wohnungen, Familien träumen von Häuschen im Norden der Stadt. Das Aufgabenpaket? Schwankt: Morgens Annahme von Schadensmeldungen im Plattenbau, mittags Wohnungsbesichtigungen im Altbau, nachmittags Abstimmung mit Handwerkern, die gefühlt immer im Berufsverkehr feststecken. Manchmal denkt man: Hätten wir nicht wenigstens einen ICE für Handwerker? Aber das ist eine andere Geschichte.
„Kann ich davon leben?“ – ja, darauf wartet man spätestens nach den ersten Wochen im Job eine ehrliche Antwort. Das Einstiegsgehalt, meist zwischen 2.400 € und 2.900 €, ist ehrlich gesagt kein Grund für Champagnerlaune. Mit Erfahrung, Empathie und bestandenem Fachwirt kann es in Kiel aber schon Richtung 3.200 € bis 3.600 € steigen. Aber Achtung: Die Branche atmet zyklisch, der eigene Wert schwankt mit Konjunktur, Quartiersimage und (nicht zu unterschätzen) der eigenen Reaktionsgeschwindigkeit auf Mails, bei denen die Betreffzeile schon den Puls steigen lässt. Weiterbildungsmöglichkeiten in Kiel gibt's, sogar ein paar spezielle Angebote rund um Mietrecht, Gebäudetechnik oder Digitalisierung im Verwaltungsprozess. Wer sich darauf einlässt, kann sich in eine Nische entwickeln. Nur: Man sollte Lust auf Lebenslanges Lernen haben. Sonst wird’s schnell zur Routinearbeit.
Ganz ehrlich? Wer den Job des Immobilienassistenten in Kiel unterschätzt, erlebt in den ersten Monaten eine mentale Bruchlandung. Es braucht pragmatischen Humor, Standfestigkeit zwischen Eigentümerversammlung und Maklerbüro, und nicht selten auch ein bisschen norddeutsche Gelassenheit, wenn nach der fünften Schlüsselübergabe irgendjemand trotzdem vor der verschlossenen Tür steht. Dafür bekommt man – zwischendurch jedenfalls – einen Einblick in fremde Lebensstile, lange Treppenhäuser, schnelle Fortschritte bei kleinen Problemen, persönliche Erfolgsmomente und manchmal sogar das Gefühl, am Puls einer Stadt zu arbeiten, die überraschend schnell wächst (außer der neue Aufzug, der dauert immer etwas länger). Das macht den Job fordernd, aber auch verblüffend abwechslungsreich. Wer also einen Beruf sucht, bei dem kein Tag wie der andere ist, und dabei bereit ist, sich immer wieder auf neue Menschen und Situationen einzulassen: Das ist Kiel, das ist Immobilienassistenz. Kein unaufhaltsamer Aufstieg – aber auch kein Stillstand am Schreibtisch. Und das, finde ich, hat Charme, selbst wenn’s manchmal anstrengender ist als es klingt.
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