Rain Carbon Germany GmbH | Castrop-Rauxel bei Dortmund
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Braskem Europe GmbH | 50389 Wesseling
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Wer morgens am Chempark Leverkusen entlangfährt, sieht viel Beton, viel Absperrung und – wenigstens manchmal – aufsteigende Dämpfe. Hinter all dem Alltagstrubel stecken Menschen, die sich um eines kümmern, das im Scheinwerferlicht eigentlich zu wenig steht: den Schutz von Mensch und Umwelt vor industriellen Immissionen. Wer als Immissionsschutzbeauftragte:r hier Verantwortung übernimmt, landet nicht auf einer Karriereleiter, auf der alles strikt nach oben führt, sondern steht an einer Weggabelung voller Anforderungen, Möglichkeiten – und mitunter sehr klarer Ecken und Kanten.
Was tun diese Leute eigentlich den ganzen Tag? Die Frage kriege ich öfter gestellt, manchmal mit einem Unterton, der schon alles sagt. Die Wirklichkeit ist selten geradlinig. Zwischen Aktenschrank und Anlagenprüfung, Emissionsmessbericht und Behördenschreiben, muss ein Immissionsschutzbeauftragter vor allem eins können: den Überblick behalten, oft, wenn’s unübersichtlich wird. Die Rechtslage ändert sich (manchmal gefühlt schneller als das Wetter am Rhein), technische Vorgaben werden komplexer, Neuentwicklungen in Mess- und Filtertechnik wollen verstanden und bewertet werden. Kein Wunder also, dass hier Menschen gebraucht werden, denen Papierkram nicht fremd ist – aber die dennoch bereit sind, die Stahlkappenstiefel anzuziehen, wenn es ins Werk geht.
Leverkusen hat es in sich – aus Sicht von Einsteiger:innen und Umsteiger:innen quasi ein Biotop für den Immissionsschutz. Zwischen den großen Prozessindustrien und kleineren Betrieben mit Umweltrelevanz liegt eine bunte Mischung von Aufgabenfeldern. Manchmal, und das ist tatsächlich kein Geheimnis, artet das in Grenzwertverwaltungsakrobatik aus. Gesetzliche Regularien sind hier so allgegenwärtig wie das Geräusch der Rheinbrücke zur Rushhour. Kaum eine Woche, in der nicht eine neue Verordnung nachjustiert oder eine Berichtspflicht verändert wird. Wer da nicht auf Zack ist, bleibt schnell am sprichwörtlichen Gartenzaun hängen.
Jetzt mal Butter bei die Fische: Das Thema Gehalt. Viele fragen sich, ob sich die Verantwortung auszahlt. Die Spanne ist beachtlich – von etwa 3.700 € bis 5.200 €, von Standort zu Standort und je nach Erfahrung, manchmal sogar noch mehr, wenn einer Spezialbereich besonders gefragt ist. Bei den großen Chemieunternehmen in Leverkusen, auch jenseits der ganz dicken Namen, gibt’s in der Regel ein ordentliches Paket. Aber Vorsicht, niemand wird hier für pure Anwesenheit bezahlt: Gefragt ist Zielstrebigkeit, Nervenstärke, gelegentlicher Pragmatismus – und nicht zu vergessen, eine gewisse Frustrationstoleranz gegenüber bürokratischen Windungen.
Ein Punkt, den man nicht unterschätzen sollte: die gesellschaftliche Rolle. In Leverkusen, wo Industrie und Wohnviertel oft kaum einen Steinwurf trennen, ist der Immissionsschutz mehr als bloßer Selbstzweck. Wer in diesem Job arbeitet, steht (zumindest gefühlt) öfter zwischen den Fronten. Auf der einen Seite Nachbarn, die sich um Luftqualität und Ruhe sorgen – auf der anderen Seite Werksleitungen, die Produktionsziele im Kopf haben. Sich da kommunikativ nicht zu verbiegen, sondern sachlich wie menschlich Stand zu halten, ist eine Kunst, die man nirgends so schnell lernt wie hier. Oder, um es mal etwas zugespitzt zu sagen: Wer nicht auch mal mit kritischen Blicken umgehen kann, hat’s in diesem Job schwer (und bekommt es auch gesagt).
Technik. Digitalisierung. Automatisierung. All das rollt mit Wucht auf die Branche zu – und wer dabei nicht auf dem neuesten Stand bleibt, kann einpacken. Früher reichte ein Aktenordner voller Messdaten, heute laufen Analyseprogramme, remote gesteuerte Messsysteme und digitale Berichte quasi im Sekundentakt. Weiterbildung? Pflicht. Nicht die Sorte Pflicht, die von oben verordnet wird, sondern die, die Spaß machen kann – wenn man Lust auf Lernkurven hat, die manchmal steiler verlaufen als eine Böschung am Rhein-Hochwasser.
Ob es der richtige Job für einen ist? Die Frage stellt sich immer wieder, besonders hier in Leverkusen, wo Tradition und Innovation auf engem Raum zusammenstoßen. Mein Eindruck: Es ist kein Job für Sesselhocker, aber auch keiner für Einzelkämpfer. Man braucht Analysegeist, Augenmaß und gelegentlich den Mut, ein klares „Nein“ zu sagen – sowohl zu Technikspielereien als auch zu bürokratischem Klein-Klein. Wer das nicht scheut, findet vielleicht sogar Freude an einer Aufgabe, die selten langweilig, manchmal nervenaufreibend und immer ziemlich bedeutend ist. Ganz schön viel Verantwortung – aber eben auch eine ehrliche Chance, in einer Region mit Charakter selbst welchen zu zeigen.
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