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Wem die Vorstellung behagt, tagtäglich zwischen Vorschriften, Technik und gesunden Menschenverstand zu pendeln – und das alles eingebettet in eine Stadt mit ökologischem Habitus wie Freiburg im Breisgau –, der kommt über kurz oder lang am Immissionsschutz nicht vorbei. Und wer glaubt, Schutz vor Luft- und Lärmverschmutzung sei eine Sache für Ewigkeitsträumer oder ewige Bremser, der irrt. In Freiburg schon zweimal nicht. Hier wird Immissionsschutz teils so ernst genommen wie das Thema Solardach bei Eigenheimbauern in Vauban. Nur halt staubtrockener, klar – und mindestens so komplex.
Es gibt Jobs, von denen man beim Frühstück selten spricht; Immissionsschutzbeauftragter gehört dazu. Hört sich erst mal nach Paragraphenreiterei an, ist aber vielschichtiger – und ja, manchmal auch überraschend fischt man im trüben Wasser von Zielkonflikten. Im Kern: Sie jonglieren mit Grenzwerten, sorgen für die Einhaltung von Luft‑ und Geräuschemissionsvorgaben, kommunizieren zwischen Behörden, Unternehmen und nicht selten auch renitenten Nachbarn. Klingt nach Papierkrieg, aber oft ist es ein Kampf gegen die alltägliche Gleichgültigkeit gegenüber Umweltbelastungen. Oder gegen das große „Wir haben das schon immer so gemacht“ in den Betrieben.
Technisch gesehen bewegen Sie sich zwischen Messberichten, Emissionsdaten und den Tücken digitaler Umweltmanagement‑Systeme. Alles im Schatten eines Regelwerks, das sich kaum je rückwärts bewegt, aber ständig neue Facetten ausbildet (wer hätte gedacht, dass Laserdruckerabluft eines Tages Thema sein würde?). Die Stadt Freiburg, stolz auf ihre Öko-Vorreiterrolle, erwartet natürlich, dass man den eigenen Anspruch nicht nur als Feigenblatt versteht. Die Anforderungen sind gestiegen – nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Arbeitsalltag. Manchmal frage ich mich, ob das die Neuen schon wissen.
Für Einsteiger mit technischem oder naturwissenschaftlichem Hintergrund öffnet sich ein Berufsfeld, das nicht direkt linear, aber eindeutig anspruchsvoll verläuft. Häufig kommen Umweltingenieure, Verfahrenstechniker oder Chemiker – zumindest ist das der gängige Pfad. Und dann steht man plötzlich da und soll halb Mediator, halb Überzeugungstäter sein. Sachverstand hilft, doch auf das Gespür für regionale Befindlichkeiten (ich sage nur: Schwarzwald, Eigenheimbesitzer, Gewerbegebiet im Umbruch) sollte man sich ebenso verlassen wie auf den Taschenrechner.
Die Unsicherheiten? Sie sind real: Zwischen Verwaltungskultur, Bürgerbeteiligung, politischem Willen und Unternehmen, die zwischen Compliance-Fibel und Kostendruck mit den Zähnen knirschen, bleibt wenig Schwarz-Weiß. Es braucht Pragmatismus, Dialogbereitschaft und gelegentlich die Standfestigkeit, ein unangenehmes Gutachten zu verteidigen – auch wenn der Wind aus dem Rathaus gerade ein bisschen schärfer weht.
Man täusche sich nicht: Es ist nicht das klassische Massenfeld, und Freiburg ist kein unbeschriebenes Blatt. Viele Unternehmen in und um die Stadt – etwa im Industrieareal Nord oder im Bereich Kreislaufwirtschaft – suchen regelmäßige Unterstützung im Immissionsschutz. Nicht selten in Kombination mit Aufgaben im Abfall-, Gewässer- oder Gefahrstoffmanagement. Einstiegsgehälter sortieren sich typischerweise in der Region von 3.300 € bis 3.800 € ein; mit wachsender Erfahrung und Verantwortung sind 4.100 € bis 5.000 € durchaus realistisch. Wer sich auf Nischenthemen (zum Beispiel komplexe Staubmessungen, technische Grenzwertberechnung) spezialisiert und in der Beratung ankommt, kann sich auch in Richtung 5.500 € bewegen – das ist hier allerdings schon das obere Regal.
Die Nachfrage scheint in den letzten Jahren eher gewachsen zu sein. Gründe? Einerseits der regionale Drang zu noch schärferen Umweltstandards (man rühmt sich nicht zu Unrecht, in Baden-Württemberg manchmal der Zeit voraus zu sein). Andererseits wappnen sich Unternehmen gegen zunehmend engmaschige Kontrollen. Und: die Zunahme an Digitalisierung, Messdatentechnologie, neuen Regularien aus Brüssel – alles macht die Sache komplexer, nicht unbedingt entspannter. Es bleibt ein Feld, in dem Fachkräfte seltener geworden sind als Baugenehmigungen für Großparkplätze.
Was viele unterschätzen: Immissionsschutz ist ein Berufsfeld im Dauerwandel, oft unterschwellig, aber gelegentlich auch abrupt. Lernbereitschaft ist deshalb kein additiver Bonus, sondern Überlebensstrategie. Wer fit bleibt – sei es in rechtlicher Weiterbildung, technischem Know-how oder schlicht im regionalen Austausch –, wird in Freiburg nicht lange am Katzentisch bleiben. Es gibt Fortbildungen, etwa zu neuen Messverfahren oder zu juristischen Fragen (das ist manchmal trocken, hilft aber gegen spätere Fehltritte). Angesichts zunehmender urbaner Verdichtung, knapper Flächen und dem berühmten städtischen Anspruch „grüner Vorreiter“ zu bleiben, wird der Bedarf an echten Problemlösern und Grenzwert-Interpretateuren so schnell nicht kleiner.
Ob das ein Grund ist, morgens mit einem Lächeln durch den Nebel am Dreisam-Ufer zu radeln? Für manche vielleicht schon. Und falls nicht: Es gibt gröbere Irrwege, als sich als Teil dieser unsichtbaren Stadtatmung zu verstehen – irgendwo zwischen Papierstapel, technischer Messstation und dem berühmten Freiburger Idealismus.
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