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In Aachen, irgendwo zwischen Industriegeschichte, Uni-Hightech und dem allgegenwärtigen „lasst uns mal nachhaltiger werden“-Spirit, dümpelt ein Berufsfeld, das selten das große Rampenlicht bekommt: Immissionsschutzbeauftragte. Klingt trocken, ist mal Handwerk, mal Kopfzerbrechen, immer ein bisschen Dickhäuter-Job. Für alle, die überlegen, in diese Richtung zu starten – hier mein Bericht aus der Grauzone zwischen Vorschrift, Verhandlungsgeschick und gesundem Menschenverstand.
Ich hab damals gedacht: Da geht’s halt um Luftmessungen am Werkszaun, mal ein bisschen Raunzen mit dem Ordnungsamt und ansonsten Daten eintragen. Aber das reicht vielleicht in einer kleinen Klitsche am Stadtrand – die Realität ist eine andere. Gerade in Aachen, mit Chemieindustrie im Norden, Forschungscampus, ein paar betagten Kraftwerken und nicht zu vergessen dem ständigen grenzüberschreitenden Verkehrschaos: Als Immissionsschutzbeauftragte*r ist man Schnittstelle. Mal technischer Feuerwehrmann, mal politischer Diplomat, mal Pädagoge für das Führungsteam. Regulatorik von NRW, Bundesgesetze, EU-Richtlinien – alles always-on. Wer meint, das sei graues Beamtendeutsch mit Schnarchgarantie, wird spätestens nach zwei Monaten Lehrzeit eines Besseren belehrt.
Aachen ist, was Immissionsschutz angeht, ein Hotspot wider Willen. Denk an die zahlreichen Grenzübergänge, den Mix aus Industrie, Forschung und alternder Verkehrsinfrastruktur. Nicht jeder weiß, dass die Stadt regionalspezifisch besonders strenge Feinstaub- und Lärmschutzregelungen umsetzt – auch als Folge der Stickoxid-Debatten vor ein paar Jahren. Fragt man mich nach typischen Tagesaufgaben? Puff: von Messdatenauswertung bei der Dürener Chemiefirma über Krisenkommunikation mit einer Nachbarschaftsinitiative in Brand bis zum Krisenmanagement nach einem „Vorfall“, den niemand so recht auf dem Schirm hatte. Und dann ruft zwischendrin noch das Umweltamt, weil irgendein französischer Gutachter Wind von einer Baustellen-Emission bekommen hat. Manchmal frage ich mich, warum das nicht längst mehr Leute machen wollen – bis ich an das ganze Protokollieren, Dokumentieren und endlose Abstimmen denke. Nichts für Leute, die nach Schema F ticken.
Jetzt mal Klartext zu den harten Fakten. Wer frisch startet, kann in Aachen meist mit 2.900 € bis 3.300 € monatlich einsteigen, je nach Branche, Abschluss und eventuell vorhandener Berufserfahrung. Im Anlagenbau mit größerem Verantwortungsbereich liegt der Schnitt gern bei 3.400 € bis 3.900 €. Klar – damit gewinnt man keinen goldenen Blumentopf, aber ehrlich: Für eine Aufgabe, bei der man teilweise den Kurs eines gesamten Betriebs in Sachen Umweltverantwortung mitprägt, ist das vertretbar. Ab fünf bis sieben Jahren Erfahrung – oder wenn man sich als Spezialist für bestimmte Gutachten und Grenzfallanalysen profiliert hat – sind in Aachen auch Regionen von 4.200 € bis 4.700 € realistisch. Aber: Verhandlungssache. Und Nerven muss man manchmal mitbringen, die dicker sind als der Filter einer Vorzeige-Lüftungsanlage.
Was mir an Aachen gefällt? Dass keine Woche der anderen gleicht, weil Forschung und Industrie nebeneinander existieren. Das Rheinische Revier, die neue Wasserstoffwirtschaft, das Aufkommen alternativer Antriebsformen im Verkehr – lauter Entwicklungen, die laufend neue Fragen aufwerfen: Wie definiert sich Lärmschutz bei Wind- und Solaranlagen am Stadtrand? Was tun, wenn Universitätslabore mit ganz neuen Substanzen experimentieren, für deren Umgang es schlicht noch keine Erfahrungswerte gibt? Das hat was. Und ja, ab und zu gibt es ein wenig Mentalitätskonflikt, weil im Dreiländereck eben verschiedene Vorstellungen aufeinanderprallen. Aber das ist mehr Herausforderung als Hindernis – vor allem für alle, die ihren Job gestalten wollen, statt ihn nur zu „erfüllen“.
Immissionsschutzbeauftragte in Aachen? Das ist kein Job für Unentschlossene, und es ist nichts, was man elegant im Vorbeigehen abarbeitet. Wer sich mit Technik, Umwelt und Paragrafen anfreunden kann, keine Scheu vor dem gepflegten Konflikt hat, gelegentlich auch mal gegen den Strom schwimmt und sowohl Computer als auch Menschen versteht – der findet hier eine Aufgabe, die Sinn macht. Und ja, ein bisschen Stursinn schadet nicht. Aber die Welt vor Ort, so klein sie auch aussieht, die steht hier manchmal wirklich auf dem Spiel. Nicht nur in den Akten. Sondern draußen vor der Tür – jeden Tag.
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