Jobster | 99986 Niederdorla
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Kann sein, dass man beim Begriff „Hostess“ zuerst an funkelnde Messestände denkt, an makellose Outfits und dieses leicht distanzierte Lächeln, das sich in Hochglanz-Broschüren so unkompliziert macht. Wer aber in Kassel tatsächlich den Sprung in den Berufsalltag wagt – egal, ob frisch eingestiegen, vom Fachgebiet her auf dem Sprung, oder aus purer Neugier einen Wechsel ins Auge fasst – der merkt ziemlich schnell: Hier wird nicht nur Präsentation verlangt, sondern Handwerk. Und zwar ein menschliches.
Gerade Kassel, mit seinen Messen, Tagungen und dem Mix aus eher nüchternen Wirtschaftstreffs und kulturellen Events, verlangt Anpassungsfähigkeit auf vielen Ebenen. Eine Hostess in dieser Stadt ist nicht einfach die freundliche Empfangsdame, sondern oft die erste Visitenkarte eines Unternehmens oder Veranstalters. Sprache wird zum Werkzeug, Körpersprache zu einer Art Bühnenkunst: Da hilft kein auswendig gelerntes Skript, sondern ein echtes Gefühl für die Situation. Was viele unterschätzen: Unvorhergesehene Zwischenfälle sind eher die Regel als die Ausnahme. Mal geht die Technik flöten, mal hat der Kunde die Gästeliste, aber kein Konzept – und mittendrin: Man selbst, als Vermittlerin, Übersetzerin, manchmal sogar als diplomatische Feuerwehr.
Was bedeutet das für Berufseinsteiger oder jene, die sich – von anderen Dienstleistungsberufen aus – hier versuchen wollen? Klar, der Einstieg erfordert Offenheit und ein gewisses Faible für Menschen. Aber es gibt da noch diese zweite, weniger glamouröse Seite: Zum einen die Arbeitszeiten, die selten dem klassischen 9-to-5-Korsett folgen. Wer Kassel nur abends und am Wochenende von seiner entspannten Seite kennt, bekommt schnell einen neuen Blick auf die Stadt, sobald das eigene Schichtende sich mal wieder in den frühen Morgen zieht. Und das kann anstrengend sein – wie übrigens auch der ständige Wechsel zwischen Hochdeutsch und gelegentlichem Smalltalk in Englisch, Französisch oder sogar regionalen Dialekten. Kassel mag zwar keine internationale Metropole sein, aber gerade zur documenta oder bei industriellen Fachmessen merkt man, wie weitläufig die Welt plötzlich vor der Tür stehen kann.
Das Gehaltsgefüge? Bleiben wir ehrlich: Der Lohn für Hostessen in Kassel pendelt, je nach Erfahrung, Einsatzart und Branche, meist zwischen 2.200 € und 2.700 €. Spezialaufgaben, etwa mit mehrsprachigem Hintergrund oder technischer Einweisung, lassen das Einkommen in den Bereich von 2.800 € bis 3.200 € wachsen. Aber Achtung – mit Sprungbrett in die obere Mittelklasse hat das alles wenig zu tun. Der Job lebt, wirtschaftlich betrachtet, von Flexibilität, kurzfristigen Aufträgen und gelegentlichen Spitzen, etwa während größerer Messen. Das kann auch Belastung heißen, immerhin steht man nicht selten stundenlang – und braucht dabei Mimik, Haltung und Konzentration wie am ersten Schritt des Tages.
Wozu dann das Ganze? Manche finden, der Beruf bringe eine Portion Unabhängigkeit. Andere, er sei ein Zubrot, ein Sprungbrett oder auch mal das berühmte „Tor zur Selbstfindung“. Was ich kann sagen: Kaum ein Job lehrt einem so konsequent die Kunst der Improvisation und Konfliktbewältigung auf engem, oft hektischem Raum. Und: In Kassel wächst der Markt langsam, aber stetig – kulturelle Großevents und Messen sorgen dafür, dass Jobs nicht nur projektbezogen, sondern zunehmend auch in beständigen Strukturen auftauchen. Es gab Zeiten, da war das anders: In den letzten Jahren ist das Anforderungsprofil spürbar gestiegen, Sprachkenntnisse und IT-Basics werden plötzlich vorausgesetzt. Sogar Sicherheitsschulungen sind hier kein Luxus mehr, sondern Standard. Wer hier einsteigt, bekommt mehr als „Gastgeber:in“ – mitunter ist man gleichzeitig Ansprechpartner, Organisationshelferin, Werbeträger und Krisenmanager.
Vielleicht sollte man die Erwartung, dass der Hostess-Beruf ein glamouröses Kurzzeitabenteuer ist, getrost ablegen. In Kassel jedenfalls spürt man, dass sich Professionalität und Menschenkenntnis durchsetzen müssen – sonst geht man unter zwischen Sektempfang und Sicherheitseinweisung. Nicht alles, was glänzt, ist tatsächlich Gold. Aber: Wer Herz, Verstand und Standfestigkeit gleichzeitig mitbringt, findet hier einen Beruf, der vielleicht nicht laut glänzt – aber ziemlich lange nachwirkt. Ob das nun schon reicht, um Kassel wirklich zu lieben? Nun – die Antwort liegt irgendwo zwischen den Stimmen im Foyer und dem letzten Blick auf die Uhr. Oder, um es mit den Worten der Service-Mentalität zu sagen: „Immer einen Schritt voraus – und jeden Abend trotzdem die Schuhe ausziehen wie alle anderen auch.“
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