Hotel Fürstenhof | 56864 Bad Bertrich
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The New Yorker HOTEL | 50667 Köln
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Wer zum ersten Mal in Bonn als Hostess arbeitet, taucht ein in ein berufliches Biotop, das auf den ersten Blick schillernder wirkt, als es am Ende ist. Dahinter steckt ein nicht gerade unterschätzbarer Anteil unsichtbarer Arbeit: Lächeln auf Knopfdruck, Sprachgewandtheit in mehreren Zungen und nervenstärkende Fitness, wenn Messeluft und Kundenfragen einen langen Tag verdichten wie Pressspanplatten. Klingt nach Abenteuer? Vielleicht. Aber Routine stellt sich schneller ein, als man „herzlich willkommen in Bonn“ sagen kann.
Was viele unterschätzen: Der Beruf ist (zumindest in Bonn) mehr als dekoratives Herumstehen am Counter oder das Anreichen von Prospekten. Wer schon mal auf Kongressen im ehemaligen Regierungsviertel unterwegs war oder als Einlasser für internationale Besuchergruppen am World Conference Center agierte, weiß, dass Flexibilität gefragt ist – manchmal sogar in vier Sprachen. Die Erwartungen? Durchwachsen, im besten Wortsinn. Am Montag will der Kunde Service mit Tiefgang, am Dienstag Charmeoffensive, und am Mittwoch verlangt ein technikaffiner Veranstalter spontane Produktkenntnis, als hätte man heimlich Werbetexter studiert.
Bonn ist (noch immer) ein politisch und wissenschaftlich aufgeladener Standort. Wer glaubt, Hostess-Jobs seien hier nur saisonale Ein-Tages-Events, irrt. Es gibt Stammteams, Auftragsspitzen zu UN-Konferenzen, aber auch jahreszeitenbedingte Pausen. Und dann diese nie wirklich ausdiskutierten Arbeitszeiten: Schichten von acht, neun, manchmal elf Stunden, oft an Wochenenden – das muss man wollen. Was mir auffällt: Die meisten Agenturen in der Region setzen auf möglichst vielseitige Kräfte, die in Teamarbeit ebenso wenig Platzhirsche wie Statisten sind. Wer jedoch zu glauben wagt, der Job ließe sich mal eben nebenbei erledigen, merkt spätestens nach einer 40-Stunden-Messewoche am Bundeshaus, dass selbstpräsentierende Leichtigkeit mehr Belastbarkeit erfordert, als Instagram vermuten lässt.
Hand aufs Herz: Reich wird niemand. Der übliche Verdienst für Hostessen in Bonn rangiert meist zwischen 2.100 € und 2.600 € im Monat, gelegentlich etwas mehr – je nach Sprachen oder Spezialisierung, etwa Technik- oder Eventhostess. Klingt ernüchternd? Vielleicht. Aber wenn man bedenkt, dass einige Unternehmen Ausbildungspfade anbieten – von der Produktexpertin bis zur Veranstaltungslogistikerin –, relativiert sich der Eindruck wirtschaftlicher Endstation. Es bleibt allerdings das alte Hostessen-Paradoxon: Im Rampenlicht stehen, ohne jemals selbst gemeint zu sein. Dabei gelingt der Spagat zwischen Dienstleistung und Selbstbehauptung nicht jedem. Oder jeder.
Noch so ein Thema: Technikaffinität. In den letzten Jahren hat sich das Bild geändert. Die klassische Hostess mit Klemmbrett? Gibt’s noch, aber immer seltener. Tablets, digitale Registrierung, fremdsprachige Konferenzsysteme – ohne Bereitschaft zur schnellen Anpassung bleibt man auf der Strecke. Und Bonn wäre nicht Bonn, wenn nicht genau in solchen Situationen eine Prise gelassener Pragmatismus durchschiene: Was hakt, wird gelöst, zur Not mit einer Hand am Gerät, zur anderen am Empfangsdrink.
Der Beruf als Hostess in Bonn ist eine Art gesellschaftliches Seismografen-Handwerk: Wer beobachtet, wie Besucherströme kippen, wie Themen und Stimmungen auf Veranstaltungen wechseln, versteht schnell, dass hier mehr im Spiel ist als bloße Dienstbarkeit. Für Einsteiger: Auch nach dem hundertsten Begrüßungsmanöver bleibt ein Rest Unsicherheit, der mit Erfahrung nicht schwindet, sondern sich nur besser tarnt. Und manchmal sitzt der peinlich berührte Gast auf der anderen Seite der Rezeption – wenn man Glück hat, ist es wenigstens ein Diplomat mit Humor.
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