Hochschule Magdeburg-Stendal | 39104 Magdeburg
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Dremo Personaldienstleistung GmbH | 01067 Dresden
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Manchmal, wenn ich durch Plagwitz radle, vorbei an knarzenden Dielen und verschlossenen Hinterhöfen, frage ich mich: Wer schützt hier eigentlich wen – der Mensch das Holz oder das Holz den Menschen? Im Berufsbereich Holz Bautenschutz, so wie er in Leipzig gelebt wird, liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Wer einsteigt, spürt schnell: Das ist keine Schablonenarbeit. Hier wird geschwemmt, getrocknet, konserviert. Und geführt – von echten Händen, oft voller Splitter, selten voller Illusionen.
Schimmel im Gründerzeitgiebel, Schwamm im Altbau, Feuchte in der Leibung: Holzschutz heißt in Leipzig fast immer, mit Geschichte zu arbeiten. Und gegen deren Gebrechen. Die Aufgaben? Vielseitig – und ein bisschen undankbar. Mal geht’s um Hausschwamm, dann wieder um die nächste Energetiksanierung mit Hölzern, die vor dem Krieg verbaut wurden und jetzt zwischen Energieeffizienz-Standards und Denkmalschutz aufgerieben werden. Dazwischen die übliche Palette: Holzschutz im Außenbereich, Riegelwerk, Fassaden, Verbindungen, manches behelfsmäßig, vieles dauerhaft. Schnellen Erfolg gibt’s selten. Wer hier sauber arbeitet, wird nicht gleich für den Glanz im Prospekt gebucht – sondern für Nachhaltigkeit, im eigentlichen Sinn.
Die Betriebe? Klassisch bis familiär, manchmal ein bisschen angestaubt. Aber unterschätzen sollte man sie nicht. Leipzig entwickelt sich zum Magnet für Altbauliebhaber, energetische Sanierungen und Umnutzungen. Da tritt Holzschutz aus der Nische – und plötzlich wird gesucht: nach Leuten, die wissen, warum Holz atmen muss, wann man die Fingerspitzen ausfährt, wann das große Gerät. Handwerk eben, mit einem Schuss Wissenschaft. Oder andersherum. Viele merken beim Einstieg, dass die Theorie aus der Ausbildung schnell zerfällt, wenn man auf einen jahrzehntealten Deckenträger trifft, dessen Schäden nur unter Licht und Tastsinn zu erkennen sind. Praxis schlägt Papier, meistens. Aber nur, wenn man sich traut, mitzudenken. Oder Fehler offen zuzugeben – ja, auch das gehört dazu, wenigstens untereinander.
Und wie sieht’s finanziell aus? Die Spannweite – ordentlich. Einstiegsgehälter im Leipziger Holzschutzbereich bewegen sich meist zwischen 2.600 € und 2.900 €, gut eingearbeitete Kräfte liegen nicht selten bei 3.000 € bis 3.600 €, Meisterstellen oder besonders spezialisierte Aufgaben knabbern an der 4.000 €-Grenze. Reicht das, wenn man mit gesundheitlichen Risiken, saisonalen Schwankungen und einer Menge Verantwortung jongliert? Kann man sich drüber streiten. Es ist solides Handwerk, kein schneller Reichtum. Dafür wohnen viele der Kollegen seit Jahren preiswert, kennen die Baustellen der Stadt, und finden ihren Wert nicht nur in Euro-Zahlen. Die Frage ist wohl: Will ich eine Arbeit, die bei jedem Wetter – in der Dachluke wie im feuchten Keller – mein Werkzeug braucht? Manche sagen Ja, und denen merkt man es an.
Und sonst? Weiterbildungsmöglichkeiten prägen das Bild stärker als noch vor ein paar Jahren. Wegen neuer Techniken zur Holzkonservierung, Feuchtemessung, Schädlingserkennung. Früher reichte es, zu wissen, wie es riecht, wenn Holz fault. Heute geht’s um Oberflächen-Scanner, Datenprotokolle, manchmal sogar digitale Baustellenplanung. Klingt abschreckend? Ist’s aber nicht. Es macht die Arbeit wendiger, abwechslungsreicher. Wer als Berufseinsteiger flexibles Lernen schätzt und den Mix aus Tradition und Innovation nicht bloß als Floskel versteht, kann hier in Leipzig durchaus Wurzeln schlagen – und dabei selbst wachsen, Jahr für Jahr. Was bleibt? Wer dem Baustellenstaub und den knarrenden Balken eine Chance gibt, gewinnt meistens mehr als nur einen Job. Vielleicht, ganz vielleicht, sogar ein Stück Identität. Wer weiß das schon so genau.
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