Hochschule Magdeburg-Stendal | 39104 Magdeburg
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Hochschule Magdeburg-Stendal | 39104 Magdeburg
Es gibt Berufe, bei denen fragt man sich manchmal, ob sie einen eigenen Rhythmus entwickeln. Holz Bautenschutz beispielsweise. Klingt erstmal nach einem dieser Nischenthemen, über die man auf keiner Party reden kann – und doch, hier in Halle (Saale), taucht er immer wieder auf: der Geruch von altem Dachstuhlholz, das Quietschen der Hobelbank, feiner Staub, der sich in den Sonnenstrahlen kräuselt. Ganz ehrlich: Wer sich als Berufseinsteiger:in, Umsteiger:in oder erfahrene Kraft bei solchen Bildern nicht zumindest fragt, was an diesem Gebiet dranhängt, hat die Augen vermutlich zu sehr auf Beton oder Schreibtischoberflächen gerichtet.
Holz Bautenschutz – das ist spröde Theorie und schmutzige Fingernägel, Verantwortung für Altbaucharme und zugleich Sinnstiftung durch Substanzerhalt. Gerade in Halle, wo die Jahre ihre Spuren an Gründerzeitfassaden und Dachsparren hinterlassen haben, steigen die Anforderungen an das Fachpersonal. Hier wird nicht nur renoviert; hier wird oft gerettet, stabilisiert, abgedichtet – manchmal improvisiert, weil kein Dachstuhl wie der andere und kein Pilzbefall zu unterschätzen ist. Mit der Wärmewende, geförderten Sanierungen und dem Trend zum nachhaltigen Bauen bekommt der Beruf eine gesellschaftliche Aufwertung, die vor zehn Jahren noch kaum jemand prognostiziert hätte.
Klar, das Arbeitsumfeld ist ein Sammelsurium – Bauhöfe, Baustellen, Werkstätten, ganz oft aber schlicht: der Dachboden eines Mehrfamilienhauses in Neustadt. Braucht man Abenteuerlust? Sagen wir so: Kleine Portionen davon sind hilfreich. Wer bei Nässe, engen Balken, und temporärem Stromausfall schon schwitzt, der sollte vielleicht noch mal in sich gehen. Dafür aber: Tüftlergeist zahlt sich aus. Die technische Entwicklung – Stichwort Feuchtemessung, digitale Schadensanalyse, Holzimprägnierung auf Nano-Basis – hat inzwischen selbst in Halles Betriebe Einzug gehalten, wenn auch selten ohne das berühmte Augenmaß der „alten Hasen“. Alte Holzbalken – neue Methoden. Und manchmal, das staune ich immer wieder, bringt ein Gespräch mit dem Schreinermeister mehr Erkenntnis als eine Betriebsanleitung.
Halle (Saale) ist, was historischen Holzbestand und bauliche Herausforderungen betrifft, schon ein eigener Kosmos. Nach der Wende hat man vieles schnell und nicht immer fachgerecht saniert, jetzt stehen wir, Fachleute und Nachwuchs, vor den Spätfolgen. Da ist Pragmatismus gefragt, aber auch weiterführende Qualifikation, etwa zum Holzschutzfacharbeiter oder Bauwerksabdichter. Die Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammern und vereinzelt auch regionale Betriebe bieten Module und spezielle Zusatzlehrgänge, oft praxisnäher als ihre hochglanzpolierten Broschüren vermuten lassen. Den „Königsweg“ gibt es nicht – und manche Fertigkeit, wie das Erkennen von Längsrissen, lernt man erst, nachdem man einmal reingefallen ist.
Das liebe Geld, am Ende interessiert es doch. Das Einstiegsgehalt im Holz Bautenschutz in Halle liegt meist bei 2.600 € bis 2.900 €, mit etwas Erfahrung, Zusatzqualifikationen oder eigenständiger Projektleitung sind 3.000 € bis 3.400 € durchaus drin. Manchmal mehr, wenn Spezialaufträge winken, manchmal weniger, wenn Saison und Bauprojekte ausdünnen. Und ja: Der Markt leidet unter Nachwuchsmangel – kein Mythos, sondern Alltag. Wer also bereit ist, sich auch mal die Hände schmutzig zu machen (und manchmal am Freitagabend eher Kieferstaub als Parfum in der Nase hat), wird schnell merken: Der Job ist vielleicht nicht glamourös, aber enorm systemrelevant. Was viele unterschätzen: Ohren für lokale Besonderheiten, Respekt für das Material und Offenheit für Weiterbildungen – das ist, was den Unterschied macht. Oder, wie ein Kollege sagte: „Am Bau geht es selten streng nach Plan, aber nie ohne Prinzip.“
Das könnte Sie auch interessieren